Wenn König und Kranz aus dem Rahmen fallen

21.8.2017, 16:58 Uhr
Wenn König und Kranz aus dem Rahmen fallen

© Foto: Jürgen Leykamm

Auf beiden Seiten gab es vor dem Geschehen ein gewichtiges Unterpfand. Im Unterdorf hatte man sich schon im vergangenen Jahr das Wahrzeichen der Konkurrenz gesichert: ein "König Ludwig"-Tafelporträt, das seither verschwunden ist. Aus den Reihen des Oberdorfs schlug man nun vor wenigen Tagen zurück und entwendete einen der beiden Kränze für die schmucke Festfichte. Ob beide "Leihgaben" im Rahmen des Kirchweihtanzes wieder den ursprünglichen Besitzer finden, weiß niemand von den Besuchern so recht, die es sich an den Biertischen vor dem Gasthaus "Zur Krone" zur Mittagszeit gemütlich machen.

Plotzknecht fordert auf

Flotten Fußes macht sich die Thalmässinger Blaskapelle auf, die fesch gewandeten Buam und Moidla mit zünftigen Klängen hin zum Ort des Geschehens zu begleiten. Vor allem die prächtig geschmückten Hüte fallen beim Zug von der Stettener Straße ins Auge, die auch gern mit Fußball, Tischbesteck oder gar einem Krokodil verziert sind. Knallerbsen mit Leuchteffekt und Seifenblasen säumen den Weg. Am Baum angekommen, wird es ernst. Vor allem für Plotzknecht Florian Schneider. Sechsmal muss er nach alter Sitte mit laut geschrienen Gstanzl die anderen Paare zum Tanzen auffordern. Wie es geht, macht er zwischendrin mit Plotzmoid Anna-Lena Renner vor. Ein Reim zum Schnapszahljubiläum darf freilich nicht fehlen: "Gäits her ihr liabn Kerwaleit, a Flascherl Schnaps ind Hand, denn 33 Jahr sans heit, etz trink mer mitanand", verkündet Schneider lauthals, die Kapelle bläst ihr "Prosit", und es wird mit allem angestoßen, was gerade zur Hand ist – vom Null- bis zum Hochprozentigen.

Mitten im Gstanzlsingen kommt es zu einem echten "Showdown". Die OKB fährt klammheimlich und fast unbemerkt mit einem Anhänger den gemopsten Kranz in Richtung Marktplatz. Ausgerechnet in diesem Augenblick platzt es aus dem Plotzknecht heraus: "Däi Oberdorfer Boum, däi san ja so bläid, etz klauers scho Kränz, dass bei inner mal was gäit".

Die Provokation wird postwendend beantwortet. "Pfarrer" Benedikt Hauke als Vertreter der Gescholtenen legt das begehrte Stück vor den Baum. Doch es ist nun zu einem Trauerkranz mutiert, mit dem der "Geistliche" die Unterdorfer Kirchweih offiziell "beerdigt". Die UKB aber kontert sofort: Aus der Mitte des Kranzes lassen Schneider & Co sich einen verhüllten, rechteckigen Gegenstand erheben. Doch die Enthüllung zeigt: Es handelt sich nicht um "King Louie", wie die verschollene Tafel gerne genannt wird, sondern nur um "den Nachbau eines leeren Bilderrahmens", wie Schneider süffisant anmerkt.

Er nennt auch gleich den Preis für den echten "König Ludwig": 100 Liter Freibier. Nun liegt der Ball also wieder bei den Oberdorfern. Doch deren "Pfarrer" winkt im Gespräch mit unserer Zeitung ab: "Die trinken wir lieber selber...". Beide Seiten wollen sich nun zu Verhandlungen treffen.

Im Oberdorf vertritt man die Ansicht, selbst schon ausreichend Ablöseangebote unterbreitet zu haben. Zuletzt eine naheliegende Tauschoption: Kranz gegen König. Im Unterdorf wird das als "Erpresserbrief" gewertet und von den dortigen Moidla im Gstanzl kommentiert: "Die Oberdorfer Leit ham a Nachricht daglassen, däi wolltn an Tausch, aber do mäi mer halt passn!" Auch die Frage, warum die Tafel überhaupt entwendet wurde, wird beantwortet. "In der Oberdorfer Kerwa-Halln, da hats in Ludwig net taugt, drum hammern uns gholt, au wennd OKB faucht!".

Feiern statt Fauchen

Nicht gefaucht, sondern gefeiert wird auch nach dem Auszug der Tänzer. An den Biertischen sowieso, aber auch am Anwesen des Kerwa-Chefs Ingbert Schwarz, wo die Buam und Moidla nach schweißtreibenden Runden um den Kerwabaum sich zur ausklingenden Nachfeier treffen. All dies und mehr gibt es übrigens zudem auch auf Film. Denn das 33. UKB-Fest blieb natürlich nicht ohne Kamerabegleitung.

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