Wenn Leidenschaft für Kultur ein Vierteljahrhundert hält

18.5.2017, 15:09 Uhr
Wenn Leidenschaft für Kultur ein Vierteljahrhundert hält

© Foto: Hans von Draminski

Welchen besonderen Stellenwert und welche immens hohe Wertschätzung der einstige Fabrikbau an der Stieberstraße in den Kreisen der Kultur- und Kunstschaffenden genießt, wird an diesem entspannten Festabend durch eine ziemlich beeindruckende Reihe von Video-Grußbotschaften deutlich, produziert ausnahmslos von Größen der deutschen Kabarett- und Musikszene. Da wünschen Gerhart Polt und die Well-Brüder ebenso alles Gute wie Monika Gruber und Luise Kinseher, Matthias Egersdörfer und Claudia Koreck, Helmut Schleich, Andreas Rebers, Martin Kälberer, Werner Schmidtbauer, die Jungs von "Viva Voce" und manche andere, die sich im Lauf der Jahrzehnte das Mikrofon auf der Kufa-Bühne in die Hand gegeben haben. Viele von ihnen traten hier auf, als sie noch in den Anfängen ihrer Karrieren standen – und sie halten der Kulturfabrik bis heute die Treue.

Dabei hatte es in der Gründungsphase der Kufa gar nicht nach einer Erfolgsstory ausgesehen: Haarscharf fiel die Entscheidung im Rother Stadtrat aus, das Konzept des damaligen Bürgermeisters Hans Weiß und der von ihm aus Berlin zurück in die Rother Heimat geholten Kulturmanagerin Ruth Kiefer umzusetzen. Denn die Zweifel im Rother Stadtrat waren riesig, ob es gelingen könnte, das ambitionierte Kultur-Konzept, von dem Weiß und Kiefer zutiefst überzeugt waren, "in der Provinz" umzusetzen.

Moderator und Bluessänger Sigi Hoga, auch er ein langjähriger Weggefährte der Kulturfabrik und ihrer Macher, bringt die Stimmung jener Jahre mit deutlichen Worten auf den Punkt: "Ruth Kiefer hat viel erhofft, viel erzwungen und den Weg frei gemacht – bisweilen mit brachialer Gewalt", so Hoga, der die Gründungsintendantin des Hauses auf die Bühne holt, nachdem ihr jüngeres Selbst in einem TV-Beitrag des Bayerischen Rundfunks von 1996 das Kufa-Credo formuliert hat: Alle Sparten von Kultur zu berücksichtigen, dem Schubladendenken entgegen zu treten und ein Veranstaltungsangebot auf die Beine zu stellen, das möglichst viele Menschen anspricht.

Ein Spagat, der Ruth Kiefer ein rundes Jahrzehnt hindurch gelang. Von Hoga nach den Highlights ihrer Kufa-Jahre befragt, landet Ruth Kiefer ganz schnell beim für dieses Haus zentralen Festival, den Rother Bluestagen, nennt große Namen wie James Brown und Luther Allison, die sie nach Roth holte – und verrät, dass sie seinerzeit ganz andere Größen des Rock- und Pop-Business auf dem Schirm hatte: "Wäre ich länger geblieben, ich hätte auch noch B.B. King und Prince veranstaltet, sie standen schon auf der Wunschliste", meint sie augenzwinkernd.

Warum die Kulturfabrik sich in Künstlerkreisen so schnell einen so guten Ruf erwarb? Weil hier, darin sind sich alle Festredner einig, eine besondere Atmosphäre herrscht und jene, die hier auftreten, so gut versorgt und behandelt werden, dass sie gerne wiederkommen.

Eine gesunde Auffassung von Nachhaltigkeit, die Ruth Kiefer etablierte und die von denen, die nach ihr kamen, fortgeführt und vertieft wurde. Monika Ammerer-Düll, die an diesem Abend auch im Namen ihrer erkrankten Kollegin Silke Rieger spricht, erklärt zudem, dass Vernetzung zu den wichtigsten Faktoren für den Kufa-Erfolg zählt: "Unsere Veranstalterkollegen in der Metropolregion sind keine Konkurrenz, sondern Mitstreiter in einer gemeinsamen Sache", betont Ammerer-Düll, ehe sie eine lange Liste von Unterstützern und Sponsoren aufzählt, ohne die der Kufa-Betrieb trotz städtischen Budgets nicht möglich wäre, allen voran die Sparkasse Mittelfranken-Süd, Leoni, Lux-Haus, Hofmühl-Brauerei und nicht zuletzt auch die Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung.

Deren Redaktionsleiter Detlef Gsänger wurde schon vor vielen Jahren, noch in der Kiefer-Ära, Mitglied des Bluestage-Beraterteams. Im Gespräch mit Sigi Hoga und Landrat Herbert Eckstein, der seine Schirmherren-Funktion in Sachen Bluestage und Kulturfabrik mit sichtlichem Vergnügen ausübt, gewährt Gsänger Einblicke in die Überzeugungsarbeit, die er manchmal leisten musste, wenn er Ruth Kiefer unbekannte Blueser ans Herz legte.

Wenn Leidenschaft für Kultur ein Vierteljahrhundert hält

© F.: Draminski, Götz

So nutzte Gsänger die Vorführung einer neuen Tonanlage in der Kulturfabrik, um der Festivalchefin AJ Croce, den Sohn von Liedermacher-Legende Jim Croce, ans Herz zu legen. Der Coup glückte: Croce junior spielte in Roth und bereicherte das Festival um eine wichtige Facette. Für die sorgte seinerzeit auch Lizzy Aumeier: Die Kontrabassistin und Kabarettistin aus der Oberpfalz gehörte zum Startprogramm in der Kulturfabrik – und kredenzt zum Jubiläum gemeinsam mit der russischen Geigerin und Pianistin Svetlana Klimova ein Mini-Programm, in dem die Pointen treffsicher und konturenscharf kommen und die politische Satire echten Biss hat. Da liegt dann nicht nur Bürgermeister und Kufa-Freund Ralph Edelhäußer vor Lachen unter dem Stuhl, sondern auch Team-Urgesteine wie Gabriele Ullmann und Eva-Maria Sturm, die seit den Anfangstagen dabei sind.

Dem offiziellen Teil schließt sich eine rauschende Feier im Foyer an, bei der fast allen Gästen Kufa-Geschichten und Schwänke einfallen. Dieses Haus inspiriert nicht nur Kulturschaffende.

 

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