Wie Zeitdruck und Zeitoase den Takt der Zeit vorgeben

28.7.2016, 19:19 Uhr
Wie Zeitdruck und Zeitoase den Takt der Zeit vorgeben

© Foto: Carola Scherbel

Bürgermeister Ralph Edelhäußer erinnert sich zuerst an Paulchen Panther oder daran, „wo ich als nächstes hin muss“. Für den Rother Museumsleiter Guido Schmid rückt die Zeit nach eigener Aussage jetzt schon näher an das, was früher die Großmutter über sie sagte: „Immer an Silvester ein Jahr näher am Tod.“ Was Zeit ist, was wir mit ihr und was sie mit uns macht, darüber sprach bei der Eröffnung der Ausstellung „Wer hat an der Uhr gedreht?“ der Kurator Rainer Büschel vom KOMM-Bildungsbereich, der vor fünf Jahren bereits eine sehenswerte Schau — über den Hesselberg während des Nationalsozialismus — nach Roth gebracht hatte.

Von der zyklischen Vorstellung von Zeit — wann muss ich säen, wann tritt der Fluss über die Ufer? — bis zur heutigen linearen Auffassung reicht die historische Darstellung, die auf Schautafeln im Prunksaal angeordnet sind. Zu den philosophischen Fragen der Antike kommt in der Ausstellung die Taktung der Zeit ab dem Mittelalter und die Erfindung der Uhr. „Ist die Uhr die Zeit?“, fragte Büschel in die Runde der Eröffnungsgäste. Denn schon vor ihrer Erfindung hatten die Menschen doch eine Zeiterfahrung. Und: „Jeder von uns hat 100 innere Uhren, die uns sagen, wann wir essen oder schlafen sollen.“

Zeit ist ziemlich relativ, erinnerte Büschel an einen einfachen Vergleich von Albert Einstein: „Wenn ich zwei Stunden mit einem Mädchen zusammensitze, erscheint es mir wie eine Minute. Sitze ich aber eine Minute auf einem heißen Ofen, fühlt sich das wie zwei Stunden an.“

Die Ausstellung macht Zeit auch erfahr- und spürbar: Der ständige „Zeitdruck“, der uns fordert, lässt den Wunsch nach „Entschleunigung“ entstehen. Die können die Ausstellungsbesucher dann in einer „Zeitoase“ nutzen — doch gleichzeitig sind sie weiter den Geräuschen von außen ausgesetzt, die ihnen die Zeit vergegenwärtigt„und sie müssen aus der Zeitoase wieder rausgehen“, kündigte Rainer Büschel an. Trotzdem konnten er, sein Mitkurator Uli Kuhne, Bürgermeister Edelhäußer und Museumsleiter Guido Schmid sich für eine kurze Zeit in die Zeitoase zurückziehen.

Zu sehen ist die Ausstellung im Museum Schloss Ratibor in Roth bis 16. Oktober, geöffnet jeweils Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr. Gleichzeitig finden mehrere Führungen und ein Vortrag dazu statt.

car

 

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