Winterdienst: Späher sind dem Eis auf der Spur

14.11.2016, 16:35 Uhr
Winterdienst: Späher sind dem Eis auf der Spur

© Stefan Bergauer

Der Winterdienst hat in den Kreisbauhöfen schon vor Wochen begonnen. Die Mitarbeiter haben an den gefährlichen Stellen das Schild mit der Schneeflocke aufgestellt, die Streukästen befüllt. Die Fahrzeuge werden gerade von Schneiden und Mähen auf Streuen und Räumen umgerüstet, bei Großweingarten und Reinwarzhofen Schneezäune aufgestellt.

Der „weiße Winter“, wie ihn Oberstraßenmeister Josef Finweg nennt, steht noch aus. Doch der „schwarze Winter“, der ist schon da, Eis, überfrierende Nässe oder Reif machen die Straßen rutschig. Vor etwa einer Woche hat Finweg, verantwortlich für die beiden Kreisbauhöfe in Abenberg und Hilpoltstein, seinen Späher zum ersten Mal ausgeschickt. Sein Abenberger macht sich um 3 Uhr morgens auf den Weg, die Hilpoltsteiner Kollegen schicken ihren Melder sogar noch eine Stunde früher los.

Mehr als 228 Kilometer warten

Die beiden fahren die neuralgischen Punkte ab. „Das es in Wäldern oder Schneisen glatt werden kann, lernt man in der Fahrschule“, sagt Finweg. Doch bei Bernlohe fließt die Rezat nahe an der Kreisstraße vorbei. In einer Senke bei Neumühle fließt ein Bach durch einen Blechdurchlauf — die Späher kennen diese und andere Stellen, an denen es am ehesten glatt wird. Entweder streuen sie gleich selbst oder sie rufen die Mannschaft zusammen.

Acht Fahrzeuge und zwei Gehwegtrupps stehen in den Kreisbauhöfen bereit, um Asphalt und Pflaster möglichst schnell wieder griffig zu bekommen. Um die 228 Kilometer Kreisstraßen sind abzufahren. „Reines Streuen dauert etwa dreieinhalb bis vier Stunden.“ Im Räumen sind die Fahrer rund sechs Stunden unterwegs, weil vieles doppelt abgefahren werden muss.

Trotz des frühen Einsatzes fallen kaum Überstunden an. Finweg hat für jedes Fahrzeug mindestens zwei Fahrer und einen als Reserve. „Wir kommen bei einem Ausfall gut hin.“ Es kann vorkommen, dass die Straßen trotzdem glatt sind — beispielsweise, wenn es bei der Kontrolle des Melders noch nicht gefroren hat und die Fahrer, die auf ihrem Weg zur Arbeit ebenfalls nach glatten Stellen Ausschau halten, noch gut durchgekommen sind, dann aber überraschend die Witterung umschlägt. Oder die Mitarbeiter eben nicht gut durchkommen, weil sie auf ihrem Weg auf den noch ungeräumten Strecken mit Glätte zu kämpfen haben. „Vernünftig fahren“, appelliert Finweg deshalb an alle, die im Winter unterwegs sind.

Die Zeit reicht nicht

Dem kann sich Helmut Brandl, der Leiter des Bauhofes der Stadt Hilpoltstein, nur anschließen. In seinem Bauhof sind die ersten Besprechungen, wo wie geräumt werden muss, schon im Juli/August angesetzt. Im Oktober beginnen die Vorbereitungen. Die Hilpoltsteiner und die umliegenden Kommunen bis Greding vertrauen auf die Späher aus dem Kreisbauhof in Hilpoltstein. Schlagen sie Alarm, sind Brandls Mitarbeiter um vier Uhr unterwegs — gute 150 Kilometer, die doppelt geräumt werden müssen, liegen vor ihnen. Ein Fahrzeug fährt in der Stadt, zwei über Land, dazu kommen zwei Gehwegstreuer und ein Handtrupp für die schwer zugänglichen Stellen.

„Das Straßennetz ist wie ein Körper aufgebaut“, sagt Brandl. Die Vorrangstrecken sind die großen Adern, sie kommen zuerst dran, am Ende oder auf Anweisung die Wohngebiete. Sackgassen oder Wendehammer muss Brandl auslassen: zu aufwändig. „In der Zeit könnte ich mehr als das Zehnfache an Strecke räumen.“ Denn Zeit ist kostbar: Das Fahrzeug im Stadtgebiet müsste 24 Stunden fahren und wäre trotzdem noch nicht überall gewesen, ist sich Brandl sicher. In den Wohngebieten könne man den Leuten aber zumuten, ein paar Meter auf einer Schneedecke zu fahren.

Müssen Straßen frei sein?

Überhaupt stört er sich daran, dass in den Skigebieten eine weiße Straße zur Folklore zählt, in unseren Breitengraden aber alle Fahrbahnen schwarz sein müssen — und entsprechend gestreut werden muss. Zwar hat Brandl mehr als 500 Tonnen Salz zur Verfügung. Der Einsatz reut ihn jedoch: „Das ist wahnsinnig aggressiv.“

Und das Salz bleibe ja nicht auf den Straßen, sondern lande in der Kläranlage oder in den Bächen. Sand sei keine Alternative, damit bekomme man die Straßen nicht frei — als letzte Kommune habe Allersberg auf Salz umgestellt.

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