Wird aus repräsentativer Stadtspitze in Roth eine GroKo?

23.4.2014, 17:27 Uhr
Wird aus repräsentativer Stadtspitze in Roth eine GroKo?

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Elisabeth Bieber ist richtig sauer — obwohl sie gar nicht direkt betroffen ist. Die bisher 2.Bürgermeisterin der Stadt Roth hatte schon vor längerer Zeit angekündigt, dieses Amt nicht mehr anzunehmen. Klar war für sie aber, dass ihre FW-Fraktion wieder eine Stellvertreterin des Bürgermeisters stellen will: Sonja Möller. Doch daraus wird wohl nichts. Denn in Roth „haben wir jetzt eine GroKo“, schimpft Bieber empört.

Die beiden großen Fraktionen von SPD und CSU werden die Sache wohl unter sich ausmachen, zum SPD-Mann Hans Raithel will die CSU ihren bisherigen Fraktionsvorsitzenden Heinz Bieberle stellen. Die Ämter des 2. und 3.Bürgermeisters werden also rot und schwarz — nach den Mehrheitsverhältnissen (zehn CSU-Mandate und acht für die SPD) wäre jede andere Entscheidung eine Überraschung, zumal die beiden Parteien vorab darüber verhandelt haben.

„Nicht vermittelbar“

„Die Freien Wähler haben kein gutes personelles Angebot gemacht“, sagt dazu Daniel Matulla, der nicht nur Neuling der CSU im Stadtrat, sondern auch schon zum neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt worden ist — weil Bieberle ja ins Bürgermeisteramt aufrutschen soll. Matulla ergänzt aber, er habe Verständnis dafür, dass Frau Möller aufgrund der Vorgeschichte (sie wechselte vor drei Jahren von der SPD zu den Freien Wählern) in dem Amt „für die SPD nicht tragbar“ sei. Den SPD-Wählern sei sie daher „nicht vermittelbar“, glaubt er.

Für Matulla und seine Fraktion sei klar, dass nach einer Wahl alles wieder neu aufgestellt werde. Und: Es gebe ja noch ein paar Posten zu verteilen, so dass auch die Freien noch zum Zug kämen, zum Beispiel die Pflegschaften der Stadträte.

Für Gerhard Grau, den Noch-Fraktionsvorsitzenden der SPD (für die neue Wahlperiode wurde Peter Ulrich gewählt, der aber gerade noch Urlaub macht und daher nicht erreichbar war) steht die Verteilung der Bürgermeisterämter erst fest, „wenn sie am 2. Mai gewählt sind“. Er habe bei Abstimmungen „schon viele Überraschungen erlebt“, die Entscheidung seiner Fraktion aber sei einstimmig gewesen.

Auch Grau geht davon aus, dass noch mehr Posten zu verteilen sind — auch an die Freien Wähler — und man interfraktionell weiterhin „gut zurande kommt“.

Auf die Frage, warum die Einigung der beiden großen Fraktionen so zu Stande kam, wird Grau aber nicht konkret: „Die Verhandlungen wurden geführt, so hat man sich halt auf diese Konstellation geeinigt“, aber mit der Person von Sonja Möller habe das Ganze „überhaupt nichts“ zu tun.

Außerdem sei so eine Entscheidung ja nicht so neu und ungewöhnlich, „das ist uns auch schon passiert“. Umgekehrt allerdings auch, denn die SPD hat neben dem Bürgermeister Richard Erdmann auch schon Ingrid Riedel als Stellvertreterin gestellt.

Für die Freien Wähler sieht die Sache dagegen nicht so logisch und nachvollziehbar aus. „Ich bin enttäuscht“, sagt Fraktionsvorsitzender Karl Schnitzlein offen. Zumal er die vorherige Lösung sehr gut gefunden habe, dass drei verschiedene Fraktionen die Stadtspitze repräsentieren. „Den Bürgern wurde damit gezeigt, dass hier nicht verbissene Parteipolitik gemacht wird.“

Keine Frau in der Stadtspitze

Über die Gründe für die GroKo-Entscheidung will Schnitzlein nicht spekulieren, für ihn zählt aber auch ein weiterer Aspekt: „Gerade haben wir uns noch gefreut, dass so viele Frauen nach vorn gewählt wurden — Sonja Möller hat immerhin das drittbeste Stimmenergebnis von allen Kandidaten erzielt. Aber jetzt ist gar keine Frau mehr in der Stadtspitze. Das ist sehr schade.“

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