Wird hier nur "wild aufgerissen und abgefräst"?

17.7.2014, 17:05 Uhr
Wird hier nur

© Windisch Beate (wi)

Der Vorwurf ist heftig: Im Ortskern und an den Hauptverkehrsstraßen der kleinen Marktgemeinde werde „wild und absolut kreativ aufgerissen, abgefräst, gegraben und geschlagen“, heißt es in einem Leserbrief an unsere Redaktion. Einmal werde diese Straße für ein paar Tage gesperrt, ein anderes Mal eine andere, kritisiert der Allersberger Thomas Lang. Dabei könnte man das doch alles besser organisieren, oder?

Es stimme, dass in der Marktgemeinde viele Projekte parallel laufen, auch mehrere einzelne Bauarbeiten in einer Straße, gibt Allersbergs Bauamtsleiter Stefan Ott auf Nachfrage zu. Bestes Beispiel dafür ist die Neumarkter Straße. Hier wird zum einen seit Monaten an der Erweiterung des Gewerbegebietes gearbeitet. Zum anderen mussten nach einem Wasserrohrbruch in einem Teilstück der Straße die Wasserleitungen erneuert werden.

Letztere Arbeiten sind zwar seit vier Wochen fertig. Ein Stück dieser Straße musste allerdings nun noch einmal aufgerissen werden. Der Grund: Im Langweidgraben ist eine Gewässerverrohrung defekt und muss repariert werden. Und diesen Auftrag hat eine andere Firma erhalten als diejenige, die auch die Wasserleitungen erneuert hat, weil die Marktgemeinde dadurch 13 000 Euro sparen konnte, „und schließlich geht es hier um Steuergelder“, erklärt Stefan Ott. Der Nachteil: Beide Bauvorhaben ließen sich terminlich nicht verbinden.

Eine vierte Maßnahme tat sich schließlich in der vergangenen Woche auf. Sie dauerte zwar nur einen einzigen Tag, sorgte aber dennoch für einigen Ärger vor allem bei den Autofahrern: Am Beginn der Neumarkter Straße wurde auf einer Länge von 200 Metern halbseitig die Deckschicht erneuert, (die andere Hälfte der Straße kommt zu einem späteren Zeitpunkt dran, wenn auch die drunterliegenden Wasserleitungen erneuert werden). Auch hier musste zumindest der Verkehr ortsauswärts weiträumig umgeleitet werden.

Verschieben wollte die Marktgemeinde die Arbeiten jedoch nicht. Ein Grund dafür ist die bevorstehende Kirchweih, „und bis dahin wollten wir mit den Arbeiten fertig sein“. Ein anderer Grund ist der Bau des neuen Netto-Marktes an der Neumarkter Straße. In seiner Sitzung am Mittwochabend hat der Allersberger Bauausschuss den dafür notwendigen Bebauungsplan genehmigt und auch gleich dem entsprechenden Bauantrag das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Im Zuge des Neubaus wird auch die Neumarkter Straße einen Fahrbahnteiler samt Querungshilfe erhalten. Und wenn alles losgeht, „sollte alles andere fertig sein“, begründet der Bauamtsleiter.

Doch nicht nur in der Neumarkter Straße wurde gebaut. Und nicht immer läuft eben alles genau nach Plan. Im Juni zum Beispiel sollte im Zuge der Maßnahmen für den Rathaus-Garten die Straße zwei Wochen gesperrt werden. Das daraus vier Wochen wurden, lag an dem Keller, der bei den Bauarbeiten entdeckt wurde, sodass erst mal die Denkmalpflege informiert und in den Fortgang der Arbeiten eingebunden werden musste.

Auch in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren werden Bauarbeiten das Bild der Marktgemeinde mitbestimmen. „Wir müssen den Sanierungsstau abarbeiten“, so Stefan Ott. Soll heißen: Die Infrastruktur hat eine Lebensdauer von rund 50 Jahren, danach muss sie erneuert werden. Laut Ott müssten jedes Jahr rund zwei Prozent erneuert werden, „und diese Zahl erreichen wir noch nicht“.

180 000 Euro sind im laufenden Haushalt für den Straßenunterhalt eingestellt. 100 000 Euro stehen für die Abwasseranlagen zur Verfügung, weitere 80 000 Euro für die Trinkwasserleitungen. Um die eigentlich notwendigen Arbeiten durchführen zu können, müsste dieser Ansatz noch steigen, resümiert Ott.

Beschwerden von den Anliegern gibt es bei den Bauarbeiten zum Glück wenig. Sie werden im Vorfeld zum Beispiel über Handzettel informiert. Mehr Ärger gibt es mit ortsunkundigen Autofahrern. Die, so Stefan Ott, „vertrauen halt ihrem Navi oft mehr als unseren Umleitungsschildern“.

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