Wunderdünger für Golfplätze

LANDKREIS ROTH - „Sie haben totales Glück gehabt, dass es so schnell aufgeflogen ist.“ Mit diesen Worten verdeutlichte Richterin Dr. Andrea Martin einem 51-Jährigen aus Oberbayern, dass er gerade nochmal an einer weitaus härteren Bestrafung vorbeigeschrammt ist. Wegen Missbrauchs von Titeln, Betrugs und Urkundenfälschung wurde der Mann zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten sowie 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

Der geständige Hochstapler hatte sich einen schillernden Lebenslauf ausgedacht und mit der Geschichte, dass sein Unternehmen einen Naturdünger mit besonderer Zusammensetzung entwickelt habe, für ein Plus in seiner Kasse gesorgt. Was bestimmt auch nötig war, denn er habe, so seine Einlassung vor Gericht, bei seiner Mutter, die den Düngemittelbetrieb besitzt und führt, Kost und Logis frei und bekomme 300 Euro Taschengeld im Monat.

Irgendwann im Jahr 2011 lernte der Angeklagte auf einem Golfplatz in Oberbayern den Prokuristen eines Sandwerks aus dem Landkreis Roth kennen. Diesem stellte er sich als Professor Doktor Doktor vor, Inhaber des Lehrstuhls für internationales Marketing an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Später legte er noch kräftig nach: Er sei Vorstand und Aufsichtsrat in Unternehmen von Weltrang.

Tja, und der Dünger, der in „seinem“ Werk in Oberbayern produziert werde, sei besonders geeignet, um Golfplätze in sattem Grün hervorragend gepflegt und einladend erscheinen zu lassen. Überhaupt: Der ökologisch-biologische Wunderdünger sei zertifiziert von der Kommission der Europäischen Gemeinschaft, was der 51-Jährige mit einer (gefälschten) Urkunde, unterzeichnet von Kommissions-Präsident Jose Manuel Barroso und Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner, untermauerte. Hunderte von Golfplätzen im skandinavischen Raum verwendeten den Dünger bereits, lautete ein weiteres Anpreisen.

Tatsächlich handelte es sich jedoch um handelsübliche Ware aus Abfällen der Fleischproduktion, aus Knochenmehl. Diese „Zutat“ kostet gut 70 Euro je Tonne. An das Sandunternehmen verkaufte der Angeklagte die „ganz besondere Mischung“ jedoch für 1500 Euro. 1000 Euro davon erstattete er seinem neuen Geschäftspartner aus dem Landkreis Roth als Provision zurück, was dieser seinem Chef vorenthielt. Deshalb wurde der Prokurist vor einigen Tagen vom Amtsgericht Schwabach bereits zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt.

Nach dem „Höhenflug“ mit harter Landung will der sich zerknirscht gebende Verurteilte erst mal bodenständig den elterlichen Düngemittelbetrieb zur Expansion führen.