Zehn Monate Haft auf Bewährung für gebrochene Nase

19.9.2017, 11:49 Uhr

Seitdem sie zehn Jahre alt sind, waren der Angeklagte Florian P. (37) und sein Ex-Kumpel Adrian F. (34) befreundet. Die Freundschaft hatte Höhen und Tiefen, man stritt sich auch einige Male, blieb aber stets in Kontakt, so schildert es der Angeklagte und so schildert es auch die Freundin Adrian F.s. Und ab und an, da kotzte man sich auch beieinander aus, etwa wenn es mal wieder Knatsch gab zwischen Adrian F. und Tanja K., wie in diesen Tagen offenbar. So recht raus mit der Sprache will Zeuge Adrian F. damit vor Gericht nicht.

Was aber klar wird, Florian P. wollte wohl nur helfen. Er wollte bei Adrian F.s Schwiegermutter ein gutes Wort für seinen Kumpel einlegen und soll sie an ihrem Arbeitsplatz, einer Tankstelle aufgesucht haben, berichtet Tanja K. im Zeugenstand.

In Beziehung eingemischt

Diese Einmischung von Florian P. in ihre Beziehung passte aber weder Tanja K. noch Adrian F. und die beiden waren richtig sauer auf Florian P. Als dieser an jenem Abend im Mai Tanja K., die inzwischen wieder bei ihrer Mutter in Roth lebte, besuchte, um sich für seine Einmischung zu entschuldigen, so schildert er selbst es, ist die Situation eskaliert.

Tanja K. wollte ein klärendes Gespräch: "Ich wollte das aus der Welt haben" - aber nur, wenn auch Adrian F. anwesend sei, da es sie alle drei etwas anginge. Sie versuchte zunächst, ihn telefonisch zu erreichen, aber er kam ohnehin des Weges.

Die zwei Männer seien dann die Straße hinunter gelaufen, Florian P. sein Fahrrad schiebend, erzählt Tanja K. Sie sei hinterher, um mit beiden die Situation zu klären und habe gerufen, dass sie warten sollen. Da habe sich Florian P. umgedreht und gerufen: "Von dir lasse ich mir gar nichts sagen, Schlampe", erzählt sie, und habe dann sein Fahrrad auf die Straße geworfen.

Nase selbst gebrochen?

Ihr Freund berichtet, Florian P. sei auf Tanja K. zugegangen, deshalb habe er sich in den Weg gestellt und habe plötzlich "nur noch Sternchen" gesehen. Einen Schlag habe er nicht kommen sehen, Florian P. gibt einen solchen aber vor Gericht zu, beschuldigt Adrian K. im gleichen Atemzug aber auch, sich die Nase selbst gebrochen zu haben. Bei einer Rangelei vor Jahren hatte Florian P. Adrian F. die Nase nämlich schon einmal mit dem Ellbogen gebrochen, als dieser ihn im Schwitzkasten hielt. Jetzt beabsichtige Adrian F., sich die Nase von seinem Geld richten zu lassen, glaubt Florian P. Vor Gericht beschreibt er die Situation so, dass er Adrian F. beruhigen wollte, dieser ihn aber immer wieder attackierte und er in Notwehr schließlich zugeschlagen habe. Das bestreitet Adrian F. allerdings, auch seine Freundin Tanja K. schildert die Situation anders und will kein Gerangel gesehen haben, wie es Florian P. beschreibt.

Da die Körperverletzung doch gravierend war und das Opfer mehr davon getragen habe, als nur blaue Flecken, fordert Staatsanwalt Klaus Hellein eine Freiheitsstraße von einem Jahr zur Bewährung und eine Geldauflage von 4 000 Euro.

Richterin Andrea Martin verurteilt Florian P. schließlich zu zehn Monaten Haft auf Bewährung, da dieser noch keine Vorstrafen hat. Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre. Zudem muss er Adrian F. 1 500 Euro Schmerzensgeld bezahlen und 1 500 Euro an die gemeinnützige Organisation "Auf Draht" überweisen. Florian P., der auf einen Anwalt verzichtet hat, schnauft schwer, die Blicke zwischen ihm und den beiden Zeugen auf der Zuschauerbank sind argwöhnisch - diesmal wird es zwischen den Kindheitsfreunden wohl keine Versöhnung mehr geben.

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