Zu Autobahn und ICE- auch noch die Stromtrasse?

22.1.2014, 18:03 Uhr
Zu Autobahn und ICE- auch noch die Stromtrasse?

© Meyer

Von Freystadt kommend über Offenbau, Lohen, Klein- und Großhöbing weiter in Richtung Eichstätt. Genau hier würde ein Abschnitt der insgesamt 450 Kilometer langen Trasse verlaufen, die der Netzbetreiber derzeit favorisiert. Dabei sind genau hier „die Anwohner bereits durch die Autobahn und die ICE-Trasse belastet“, schimpft Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger. Und nun möglicherweise auch noch die Gleichstromtrasse!

Dabei geht es Küttinger nach eigener Aussage gar nicht darum, dass die Thalmässinger Ortsteile verschont und stattdessen Kommunen im Landkreiswesten belastet werden wie Spalt oder Abenberg. Über das Gebiet der Hopfenstadt und weiter über Abenberg würde eine alternative Trasse führen.

Küttinger treiben vielmehr andere Fragen um: Welche Strommenge muss transportiert werden? Warum kann dieser Strom nicht auch hier bei uns in Bayern erzeugt werden? Würde Franken überhaupt etwas von dem Strom abbekommen? Ist die Tatsache, dass wir Strom aus dem Norden bekommen, das Aus für die bayerische Energiewende, weil hier dann gar keiner mehr erzeugt werden müsste? Und vor allem: Gibt es wirklich keine andere Trassenverlegung, zum Beispiel unterirdisch?

Rechtliche Möglichkeiten, gegen den vorgelegten Trassenentwurf vorzugehen, haben die Kommunen derzeit noch nicht, schließlich befindet sich das Projekt noch nicht im Planfeststellungsverfahren. „Die Begeisterung bei den Gemeinden, die von der Gleichstromleitung betroffen werden, hält sich in Grenzen“, beschreibt Regierungsdirektor Jörg Pfaffenritter die Stimmung in einer Bürgermeister-Sitzung am Landratsamt. Aber seinen Widerstand kundtun könnte man zum

Beispiel am nächsten Mittwoch, ergänzt Küttinger. Dann sind am Nachmittag Bürgermeister und Landräte zur Info-Veranstaltung nach Nürnberg in die Meistersingerhalle eingeladen. Am Mittwochabend will Amprion dann auch interessierte Bürger über den möglichen „Strom-Korridor“ informieren. „Im Moment“, so Pfaffenritter, Abteilungsleiter für Bau und Umwelt, „sind alles nur politische Willenserklärungen“.

„Wir wollen die Trasse, wie sie angedacht ist, infrage stellen“, betont der Gredinger Bürgermeister Manfred Preischl. Warum, will er wissen, transportiert man den Strom von Ostdeutschland über hunderte Kilometer nach Schwaben, statt die Energie vor Ort zu produzieren, wie es die vielzitierte Energiewende vorsehe? „Die Stadt Greding jedenfalls hat von dieser Leitung nur Nachteile.“

Nachdem es sich hier um ein Bundesverfahren handle, sieht Preischl allerdings wenig Chancen, das Projekt zu verhindern, sollte es wie geplant umgesetzt werden. Allerdings werden er und seine Bürgermeister-Kollegen in der Info-Veranstaltung in Nürnberg mit Nachdruck ihre ablehnende Haltung zum Ausdruck bringen. „Nachdem hier bereits Autobahn und ICE-Trasse verlaufen, scheint man im Raumordnungsverfahren davon auszugehen, dass man der Bevölkerung auch noch eine Gleichstromleitung aufs Auge drücken kann“, ist er empört über den bisherigen Planungsstand und sich damit in seinem Ärger einig mit seinem Bürgermeister-Kollegen Georg Küttinger.

„Natürlich sind wir nicht begeistert“, schildert der Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl die Haltung der Stadt. „Zumal wir überhaupt nicht wissen, welche Auswirkungen diese Gleichstromleitung auf Mensch und Natur hat. Generell gibt es hinsichtlich dieses Projektes noch viele Fragezeichen.“ Auf jeden Fall werde die Stadt Hilpoltstein während der Planfeststellung mit regelmäßigen Einwendungen gegen die Stromleitung aufwarten. Rechtlich seien Klagen erst möglich, wenn der Planfeststellungsbeschluss stehe, sagt Bürgermeister Mahl, was Jurist Pfaffenritter bestätigt. Die Alternative zur „Vorzugsvariante“ wäre die sogenannte „Westtrasse“. Und würde vom Landkreis Ansbach her kommend auch durch die Gemeinden Abenberg und Spalt führen.

„Diese Trasse soll aber nicht ins Planfeststellungsverfahren gehen“, erklärt Abenbergs Bürgermeister Werner Bäuerlein den Stand der Planungen. Mutmaßlich wäre man also gar nicht betroffen. Diese eher unwahrscheinliche Westtrasse würde sich an einer bestehenden Hochspannungsleitung orientieren und von Windsbach her vorbei an Wassermungenau und Dürrenmungenau nach Obersteinbach, Massendorf und Spalt führen, so der Bürgermeister. Und was sagt er dazu? „Natürlich sind wir nicht begeistert“, betont Bäuerlein. „Aber Näheres wissen wir noch gar nicht. Es sind ja noch ganz viele Fragen offen. Auch die, welchen Sinn und Zweck die Trasse überhaupt hat.“

Seinem Bürgermeisterkollegen pflichtet Udo Weingart (Spalt) bei. Auch er stellt die Badarfsnotwendigkeit infrage. Ferner sei nichts darüber bekannt, ob und welche gesundheitlichen Auswirkungen das Projekt auf den Menschen hat. Zudem seien bislang keine konkreten Abstandsregelungen wie etwa bei Windkraftanlagen genannt. Sollte die Alternativtrasse zum Zuge kommen, befürchtet Weingart negative Auswirkungen auf den Freizeitbetrieb am Brombachsee.

Vor allem die überraschend kurzfristig angesetzte Einladung des Netzbetreibers stößt bei ihm auf größtes Misstrauen. Von einem Dialog könne derzeit nicht gesprochen werden. Dass Konflikte auftreten werden, egal wie die Trasse einmal verläuft, damit rechnet auch Weingart. „Wir lassen uns aber nicht abspeisen und hinterfragen das Projekt kritisch.“ Ob er und Bäuerlein zwischen den Landkreis-Gemeinden einen „Ost-West-Konflikt“ nach dem St.Florians-Prinzip fürchten? „Beim Treffen der Bürgermeister im Landratsamt hatte ich diesen Eindruck überhaupt nicht. Wir wollen uns nicht auseinanderdividieren lassen“, sagt Bäuerlein.

Offentliche Info-Veranstaltung am Mittwoch, 29.Januar, 19 Uhr, Meistersingerhalle Nürnberg

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