Scharmützel bei Test in Weismain: Clubfans stürmen Platz

15.7.2018, 15:08 Uhr
Die Polizei stufte den Test des Club gegen den Halleschen FC bereits im Vorfeld als Risikospiel ein.

© Zink/DaMa Die Polizei stufte den Test des Club gegen den Halleschen FC bereits im Vorfeld als Risikospiel ein.

Eigentlich war der Club-Test gegen den Halleschen FC ein harmloser Vergleich, einer ohne sonderlich großen sportlichen Wert, ohne Brisanz. Unmittelbar nach Abpfiff allerdings kochten im Waldstadion des SCW Obermain die Emotionen hoch. Anhäger der Gäste aus Sachsen-Anhalt rissen einen Zaun nieder. Für die FCN-Fans offenbar eine Provokation, gut 60 von ihnen stürmten quer über den Platz. Videos zeigen die Sekunden des Platzsturmes. Eine überforderte Ordnerin in knallgelber Weste winkt, versucht den Pulk zu stoppen. Doch da klettern bereits Kräfte des bayerischen Unterstützungskommandos (USK) über die Zäune auf das Spielfeld. 

Schon im Vorfeld sei der Test als Risikospiel eingestuft wurden, sagt die oberfränkische Polizei - und eben das habe sich "als wertvoll erwiesen", erklärt ein Sprecher. Man habe den Austragungsort etwa von Lichtenfels, wo der Club derzeit ein Kurz-Trainingslager absolviert, in das Stadion nach Weismain verlegt. Dort, im Viereck des Kreisligisten aus Oberfranken, habe man eine bessere Infrastruktur um auf eben solche Situationen reagieren zu können. 

Scharmützel bei Test in Weismain: Clubfans stürmen Platz

© Sportfoto Zink / DaMa

Immer wieder habe es Versuche der Nürnberger Fans gegeben in den Halle-Block zu stürmen, die seien jedoch frühzeitig unterbunden worden, teilt die Polizei mit. Nach Abpfiff, als die 1:2-Niederlage des Club feststand, brachen aber offenbar alle Dämme. Eine Gruppe von etwa 60 Menschen, so skizziert es die Polizei, sei über ein Tor ins Stadioninnere gelangt, das eigentlich nur für eine Kinder-Autogrammstunde geöffnet worden sei. Das Präsidium Oberfranken spricht von "streitsuchenden Nürnbergern" und von "Problemfans aus Halle". Ob sie aus der Ultra-Szene kommen, dazu wollte die Polizei zunächst keine Angaben machen. 

Polizei sichtet jetzt Videoaufnahmen 

Passiert ist auch während des Platzsturmes nicht sonderlich viel, betonen die Behörden. Videoaufnahmen zeigen, wie USK-Kräfte mit gezückten Schlagstöcken und Pfefferspray auf die wild gestikulierenden Fans zustürmen, sie in die Flucht schlagen. Bierbecher fliegen in Richtung der Halle-Fans, ein Vermummter schlägt wild um sich. Verletzt wurde offenbar aber niemand, zumindest hat sich niemand bei der Polizei gemeldet. Unmittelbar nach dem Vorfall beruhigte sich die Situation, die 4000 überwiegend friedlichen Fans konnten entspannte Fotos mit der Mannschaft, mit den Verantwortlichen machen. 

Auch der Sachschaden ist noch unklar. Bislang spricht die Polizei lediglich von einer Torkamera im Wert von 400 Euro, die geklaut worden sei, außerdem wurde in einer Toilette ein Papierkorb angezündet. Wie hoch der Schaden an dem umgedrückten Zaun ist, bleibt zunächst unklar. 

Während des Club-Tests in Weismain wurden fünf Menschen festgenommen, unter anderem wegen Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung. "Die Ermittlungen laufen", sagte ein Sprecher, die Lichtenfelser Polizei versuche aber jetzt auch über Videoaufzeichnungen weitere Täter zu finden. "Möglicherweise kommen weitere Verfahren hinzu." 

Immer wieder nutzen Fußball-Anhänger gerade kleinere Spiele der Jugendmannschaften oder aber Tests wie am Samstag in Weismain als Bühne. Vor zwei Jahren etwa prügelten sich Anhänger der Nürnberger  "Banda di Amici" (deutsch für Bande von Freunden, kurz BDA) und Fürther Ultras am Rande des U19-Frankenderbys in der Kleeblattstadt. 25 bis 30 Männer stürmten wild aufeinander zu, es flogen Fäuste, am boden liegende Menschen wurden mit Fußtritten malträtiert. Selbst erfahrene Polizisten zeigten sich damals schockiert, sprachen von "einer neuen Dimension".