135 Flüchtlinge ziehen in die winterfeste Halle in der Eilgutstraße

14.1.2016, 08:32 Uhr
135 Flüchtlinge ziehen in die winterfeste Halle in der Eilgutstraße

© Foto: Wilhelm

Zuletzt waren 153 Flüchtlinge im Alten DG untergebracht. 86 Männer werden umziehen, die Familien mit Kindern können voraussichtlich noch ein bis zwei Jahre im Alten DG bleiben. Denn die Sanierung beginnt zunächst nur in dem Teilbereich an der Südlichen Ring- und der Wittelsbacherstraße, in den 2017 die Berufsschule einziehen soll.

Darüber hinaus wird voraussichtlich in der kommenden Woche die Notunterkunft in der Wöhrwiesenhalle aufgelöst. Auch die dort bisher untergebrachten 50 Flüchtlinge kommen in die Eilgutstraße.

Alternativlose Situation

Von den rund 215 Plätzen in der Halle werden dann etwa 135 belegt sein. In den drei mal fünf Meter großen Zimmern stehen je acht Betten. „Zunächst werden werden wir jedes Zimmer mit sechs Leuten belegen“, erklärt der für die Unterbringung zuständige Stadtrechtsrat und Sozialreferent Knut Engelnrecht. „Man muss die Leute ja nicht ohne Zwang wie die Heringe einpferchen. Diese Halle als Dauerlösung ist grenzwertig, das muss man einfach sehen. Allerdings haben wir keine Alternative.“

Insgesamt leben aktuell 681 Flüchtlinge ins Schwabach. „Wir hatten auch schon 750. Aber die Zahlen neuer Flüchtlinge gehen bundesweit zurück. Aus den Balkanstaaten kommt fast keiner mehr. Mehr Flüchtlinge als bisher kommen dagegen aus Marokko und Algerien“, beschreibt Engelbrecht die Lage.

Wie er die Situation in Schwabach einschätzt? „Wenn nicht mehr so viele kommen, können wir sie bewältigen. Geht es aber im gleichen Tempo wie letztes Jahr weiter, dann sind wir bald mit unseren Möglichkeiten am Ende“, so der Sozialreferent. „Die Halle in der Eilgutstraße ist unsere einzige größere Unterbringungsmöglichkeit. Wir haben dort noch etwa 90 Plätze Luft. Aber eigentlich wäre so eine Halle nur für die Notunterbringung wie in der Halle der Regierung in der Nördlinger Straße geeignet, nicht aber als Dauerlösung. Dass es bei der Enge auch zu Aggressionen kommen kann, ist eine normale menschliche Reaktion.“

Ladendiebstahl und Streit

Stichwort Sicherheit, : Gibt es ähnliche Vorfälle auch in Schwabach? Im Internet kursiert immer häufiger der Vorwurf, Städte, Polizei und auch die Presse würden Straftaten von Flüchtlingen vertuschen.

Wird etwas vertuscht? „Nein“, stellt Engelbrecht klar und nennt „die beiden bisher schlimmsten Vorkommnisse“ in Schwabach. „Zum einen sind einige Asylbewerber beim Ladendiebstahl erwischt worden. Die wurden angezeigt wie jeder andere auch.“

Zum anderen hat es in den vergangenen Tagen eine Polizeieinsatz in der Halle in der Nördlinger Straße gegeben. „Da wurde eine Schlägerei mit sieben oder acht Leuten gemeldet“, berichtet Erwin Leitner, der Leiter der Polizeiinspektion Schwabach. Deshalb ist die Polizei mit zwölf Streifenwagen hingefahren. Tatsächlich geprügelt hatten sich zwei Männer, die sich offenbar darüber in die Haare gekommen sind, wer sein Handy zuerst in einer Ladestation aufladen darf. „Einen haben wir zur Ausnüchterung mit in Gewahrsam genommen“, so Leitner. „So etwas kommt immer vor, wenn so viele Leute auf so engem Raum zusammenleben müssen. In Schwabach sind solche Fälle sogar seltener als zu erwarten ist“, findet Engelbrecht.

„So gut wie nichts geändert“

„Klar werden wir hin und wieder in eine Unterkunft gerufen. In der Regel handelt sich um verbale Auseinandersetzungen. Wir schlichten den Streit und dann ist es wieder gut. Das sind ja keine Straftaten“, sagt Leitner.

Und gewalttätige Angriffe oder sexuelle Belästigung? „Davon ist mit nichts bekannt“, versichert Engelbrecht. „Ich denke, gerade nach Köln hätte man davon erfahren, wenn so etwas vorgefallen wäre.“ Das sieht auch Erwin Leitner so.

Hat sich die Sicherheitslage in Schwabach durch die Flüchtlinge geändert? „Für den Bürger hat sich so gut wie nichts geändert“, sagt Leitner. „Wenn es Streit gibt, dann in der Regel zwischen den Flüchtlingen.“

Dennoch wird Köln auch in Schwabach Konsequenzen haben. „Die Polizei wird gerade bei Großveranstaltungen wie am 9. Februar beim Faschingszug oder dem Bürgerfest mit mehr Präsenz noch genauer hinschauen“, kündigt Engelbrecht an. „Denn es ist ja klar, dass so etwas wie in Köln völlig inakzeptabel ist.“ „Wir sind hoch sensibilisiert“, sagt Erwin Leiter. „Aber hundertprozentige Sicherheit garantieren kann auch die Polizei nicht.“

„Nicht in Sippenhaft nehmen“

Die Angst und Empörung nach Köln hält Knut Engelbrecht für nachvollziehbar. „Aber so manches, was da in Facebook zu lesen ist, schießt weit über das Ziel hinaus. Man darf jetzt nicht jeden Flüchtling in Sippenhaft nehmen. In Schwabach ist die Stimmung insgesamt zum Glück sehr besonnen.“