2013: Wetterkapriolen setzten Landwirten zu

2.1.2014, 09:00 Uhr
2013: Wetterkapriolen setzten Landwirten zu

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Erst mit dem Wetterumschwung um den 8. April wurde es Zeit für die Aussaat von Sommergetreide. Die späte Saat und kühle Temperaturen in den folgenden Wochen verursachten einen Vegetationsrückstand von zwei bis drei Wochen.

Die Eröffnung der bayerischen Spargelsaison musste um 14 Tage verschoben werden. Im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach konnte mit der Ernte des „Weißen Goldes“ erst im letzten Drittel des Aprils begonnen werden. Der kühle und niederschlagsreiche Mai führte zu einer unterdurchschnittlichen Spargelernte und erschwerte die Maisaussaat.

Anfang Juni verursachten die tagelangen extremen Niederschläge große Überschwemmungen. Die schmutzigen Fluten des Hochwassers ergossen sich über Felder und die auf die Heuernte wartenden Wiesenbestände. Trotz Totalverlusten und Qualitätseinbußen kam Mittelfranken im Gegensatz zu den niederbayerischen Hochwassergebieten noch mit einem blauen Auge davon.

Auf die Wassermassen folgte die Hitze. Die wasserverwöhnten Pflanzen hatten kein tiefes Wurzelwerk ausgebildet und waren deshalb besonders anfällig. Die Getreidebestände gingen schnell in die Abreife über und erlitten auf den sandigen Böden des Landkreises erhebliche Ertrags- und Qualitätseinbußen. Die Erntemengen bei Wintergerste erreichten auf diesen Böden nach den Feststellungen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten teilweise nur 30 dt/ha. Auf den guten Juralagen wurden dagegen Spitzenerträge von teilweise über 70 dt/ha erzielt. „Solche extremen Ertragsunterschiede waren in der Vergangenheit sehr selten zu verzeichnen“, so Behördenleiter Werner Wolf.

Der Juli ging mit Temperaturen über 40 Grad als einer der wärmsten Julimonate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Bücher ein. Auch der August war anfangs noch von Hitze geprägt. In der zweiten Monatshälfte folgten gemäßigtere Temperaturen und überdurchschnittliche Niederschläge. Die Bestellung von Wintergetreide war erschwert. Bei der Maisernte wurden Einbußen von durchschnittlich 30 Prozent verzeichnet.

Hopfenpflanzer profitierten

Die 62 Hopfenpflanzer im Anbaugebiet Spalt brachten auf einer Fläche von 350 Hektar eine Ernte von 10000 Zentnern ein. Im gesamten Bundesgebiet wurde eine ertraglich und qualitativ sehr enttäuschende Ernte eingefahren. Dies verursachte steigende Freihopfenpreise und eine Belebung des Vertragsmarktes für Aromahopfen. Davon profitierten auch die heimischen Hopfenpflanzer leicht.

Bei Kartoffeln war auf einer Anbaufläche von 790 ha eine der schlechtesten Ernten der vergangenen Jahrzehnte zu verzeichnen. In vielen Betrieben lag der Ertrag deutlich unter 200 dt/ha.

Das Ende des Deutschen Branntweinmonopols führte 2013 zum schmerzhaften Aus für die acht Kartoffel-Brennereien im Kreis. Die EU hatte vor einigen Jahren eine Abschaffung des staatlichen Ankaufs von Rohalkohol im Rahmen des Branntweinmonopols durchgesetzt. „Eine bittere Entwicklung“, kommentiert Behördenleiter Werner Wolf. Gerade durch den Anbau von Stärkekartoffeln gab es auf den sandigen Böden gute Fruchtfolgegestaltungen und eine positive Unterstützung der kleinstrukturierten Landwirtschaft.

Die 530 Milchkuhhalter im Landkreis gehen mit qualitativ und quantitativ niedrigeren Futtervorräten in den Winter. Der Jahresmilchpreis ist gegenüber dem Vorjahr durchschnittlich um rund vier Cent pro Kilogramm angestiegen. Eine Entwicklung, die zur Abdeckung der erhöhten Futter- und Betriebsmittelkosten dringend erforderlich ist. Ursächlich für die positive Preisentwicklung waren die hohe Nachfrage nach Milchprodukten am Weltmarkt, der stabile Umrechnungskurs von Dollar zu Euro und die weltweit relativ niedrige Milcherzeugung. Negativ war in diesem Zusammenhang die Importsperre für deutsche Fleisch- und Milcherzeugnisse durch Russland.

Eine Schlüsselstellung zum Gelingen der Energiewende nimmt die Landwirtschaft ein. Die neun landwirtschaftlichen Biogasanlagen im Landkreis decken derzeit den Strombedarf für 5500 Haushalte.

Für die 1383 landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis, davon nur noch 35 Prozent im Haupterwerb, spielen die politischen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Die EU hat ihre Diskussionen über die Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik bis 2020 abgeschlossen. Die europäische Agrarpolitik wird künftig grüner werden. Die wegen der Preissenkungen und sonstiger Wettbewerbsnachteile eingeführten Direktzahlungen werden verstärkt an Umweltauflagen gebunden.

Die Länderagrarminister Deutschlands haben im November einstimmig beschlossen, ab 2014 für die ersten 30 Hektar einen finanziellen Zuschlag einzuführen. Damit werden vor allem die kleineren Betriebe etwas besser unterstützt.

„Ein positives Signal und wichtige Weichenstellung für unsere bäuerlichen Betriebe“, urteilt Werner Wolf: „Die Leistungen unserer Bäuerinnen und Bauern bei der Nahrungsmittel- und Energieerzeugung sowie Pflege unserer Kulturlandschaft müssen auch künftig zum Wohl der gesamten Gesellschaft nachhaltig erbracht werden können. Unterstützung und gesellschaftliche Akzeptanz bleiben für eine zukunftsfähige Landwirtschaft von großer Bedeutung.“
 

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