59. Theatertage der bayerischen Gymnasien in Schwabach

28.7.2015, 04:51 Uhr
59. Theatertage der bayerischen Gymnasien in Schwabach

© Fotos: Robert Schmitt

Vier Tage lang zeigen über 200 Schülerinnen und Schüler aus acht Gymnasien des Freistaats ihre aktuellen Produktionen. Eine Jury hat sie als die bemerkenswertesten Inszenierungen des Jahres für die 59. Theatertagen der bayerischen Gymnasien ausgesucht.

Nach Schwabach geholt worden ist das Festival von den Theaterpädagogen des Adam-Kraft-Gymnasiums (AKG). Johannes Möhler und Henning Krüger waren Vermittler und sind Hauptorganisationsverantwortliche. Ihr Dank galt den Sponsoren, dem Kollegium und den AKG-Schülern für alle Hilfe bei Vorbereitung und Organisation des Ablaufs.

Für etwa 20 Lehrerinnen und Lehrer der beteiligten Gymnasien sind die Theatertage eine Fortbildungsveranstaltung. Schließlich werden alle Inszenierungen in großer Runde fachlich ausführlich besprochen. Ferner finden zahlreiche Workshops statt.

Nürnberg ist zwei Mal vertreten. Der Profilkurs des Willstätter-Gymnasiums glänzte bereits am Eröffnungstag mit einer fabelhaften Darbietung. Die Theaterklasse des Pirckheimer-Gymnasiums hat sogar zwei Stücke mitgebracht, die am 29. Juli ab 14 Uhr in der Turnhalle über dem Schwimmbad zu sehen sein werden. Dort hat das Orga-Team einen exzellenten Theaterraum geschaffen.

Die zweite Spielstätte ist der Markgrafensaal. Je ein Gymnasium aus Haar bei München, Bamberg, Karlstadt, Unterschleißheim, Erlangen und Gars am Inn durfte ebenfalls nach Schwabach reisen.

In ihrem Element

Highlight der Eröffnungsfeier war eine fiktive Radiomoderation. Kathrin Degmair konnte die Aufforderung des Moderators spontan in eine witzige, aber auch detailreiche und realistische Schilderung der Geschehnisse im Markgrafensaal umsetzen. Dabei war sie allerdings völlig in ihrem Metier. Schließlich ist die Schirmherrin der Theatertage eine renommierte Journalistin und Leiterin des Studios Franken des Bayerischen Rundfunks (BR). Ihr Abitur hat sie am Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium gemacht. Es war aber kein Zufall, dass sich für Degmair der Vorhang hob: Die Gesprächsrunde auf der Bühne stand unter dem Motto „Improvisation“.

Dabei saß die Journalistin auf einem roten Sofa neben dem zweiten Schirmherrn. Oberbürgermeister Matthias Thürauf war überzeugt, „dass die Schüler beim Theatermachen was fürs Leben lernen können“. Mit Schulleiter Robert Scherbel saß ein Sofa weiter einer, der zu den Begründern der Theater-Tradition am Adam-Kraft-Gymnasium gehört. Schon als Schüler dort war er Mitglied der Theatergruppe.

Ohne Geld geht es nicht

Joachim Leisgang, der Ministerialbeauftragte für die mittelfränkischen Gymnasien, Maximilian Weig, Chef der bayerischen Theatertage, Michael Schwägerl vom Philologenverband, Annette Batora von der Landeselternvereinigung und Martin Böhmer von der Schwabacher Bürgerstiftung komplettierten die Interview-Sofareihe. Tenor: Theater an Gymnasien ist persönlichkeitsformend und kompetenzvermittelnd. Unerlässlich also, und braucht deshalb mehr Geld.

Dass die gymnasialen Theater-Gruppen mit dem offenbar knappen vorhandenen Geld bereits hervorragende Ergebnisse erzielen, das wurde am Eröffnungstag unter Beweis gestellt. Alle Ensembles hatten während des Festakts im Markgrafensaal die Gelegenheit, ihre Inszenierungen kurz anzuspielen und damit Interesse zu wecken. Anschließend begann der Ernst des Festivals.

Das Verbindende aller Aufführungen ist, dass Texte und Darstellungsformen sehr stark von den Schülern selbst gestaltet wurden. Damit ist Werktreue keine Kategorie der diesjährigen Theatertage.

Am weitesten geht dabei das Willstätter-Gymnasium, das sein Stück ausschließlich nach den Ideen und Texten der Theatergruppe selbst gestaltet hat. „Lucy. Oder so. Keine Ahnung.“ ist eine kritische Betrachtung der Jugend und des Erwachsenwerdens in einer immer komplizierter werdenden, durchaus bedrohlichen Welt.

59. Theatertage der bayerischen Gymnasien in Schwabach

Fantastische darstellerische Leistungen mit viel Körpereinsatz und Tempowechsel, ein hochintelligenter Text und ein dynamischer Spannungsbogen zwischen Alltag und Weltrettung schufen ausdrucksstarke Bilder, die die Zuschauer fesselten. Lang anhaltender und ganz starker Applaus waren der verdiente Lohn. Eine Glanzleistung.

Das Ernst-Mach-Gymnasium Haar brachte mit „Courage, Kattrin!“ eine sehr freie Adaption des Brecht-Klassikers „Mutter Courage“ auf die Bühne. Die Inszenierung kommt wie ein intensives Tanzprojekt daher, das die Schrecken des Kriegs erlebbar machen soll. Kreuze, Lanzen, Leichen. Der Tod ist allgegenwärtig. Dicht, bedrohlich, bestens choreographiert und erstklassig dargestellt: Tanz- und Sprechchöre in Perfektion entfalten eine körperliche Wirkung, die regelrecht auf das Publikum zurollt.

Darauf setzt die oberbayerische Truppe indes ein wenig zu sehr. Eine echte szenische Darstellung fehlt so gut wie völlig. Der Dialog findet ausschließlich in Richtung Publikum statt. Das üble individuelle Schicksal der Courage und ihrer Familie, das durchaus ausreichend Wirkung erzeugen könnte, bleibt auf der Strecke.

Keine Kommentare