Absage an neues Wohngebiet für Familien

6.5.2015, 09:14 Uhr
Das neue Baugebiet im Schwabacher Süd-Westen soll jungen Familien ein Zuhause geben.

© dpa Das neue Baugebiet im Schwabacher Süd-Westen soll jungen Familien ein Zuhause geben.

Montagabend in der Aula der Realschule. Als Stadtbaurat Ricus Kerckhoff die Pläne für das neue Baugebiet „Am Dillinghofweg“ vorgestellt hat, schaut OB Matthias Thürauf in der Runde der etwa 200 Bürger und eröffnet die Fragerunde. Einige Sekunden herrscht bei diesem umstrittenen Thema überraschend zögerliches Schweigen. Dann aber nimmt die Diskussion schnell Fahrt auf.

Und am Ende der Bürgerversammlung für den Bezirk Südwest ist klar: Die große Mehrheit will das neue Baugebiet nicht. Das zeigen mehrere Anträge. Eine deutliche Botschaft an den OB und die anwesenden Stadträte, die im Mai darüber entscheiden werden.

Eigentlich wollte der Stadtrat bereits im April das seit langem heftig umstrittene Projekt abschließend diskutieren. Doch sind so viele Einwände und Anregungen eingegangen, dass der Stadtrat mehr Zeit für die Vorbereitung benötigt. Deshalb wurde die Entscheidung auf Mai vertagt.

Dadurch erhielt die Bürgerversammlung noch eine unerwartete Brisanz, bot sie kritischen Anwohnern doch nochmals die Gelegenheit, ihren Protest gegen das neue Baugebiet zu formulieren.

Wie berichtet, sollen in der Fortsetzung des Dillinghofwegs rund 40 Wohneinheiten entstehen. Die Initiative dazu war von einem CSU-Antrag ausgegangen. Ziel: kostengünstiges Bauen für junge Familien.

Anwohner befürchten aber eine nicht hinnehmbare Verkehrsbelastung. Zudem kritisieren sie, dass ein Baugebiet außerhalb des erst neu gefassten Flächennutzungsplans entstehen soll.

Definition zur Familie

Wer denn überhaupt als „junge Familie“ gelte, will eine Bürgerin wissen. „Eine Paar mit mindestens einem minderjährigen Kind“, antwortet Thürauf und provoziert damit die Ironie der Fragestellerin: „Gestartet sind Sie mit jungen Familien, und jetzt sind Sie bei einer Ein-Kind-Familie mit einem 17-Jährigen.“ Man könne diese Altersgrenze durchaus nochmals diskutieren, räumt Thürauf ein.

Erhebliche Zweifel gibt es auch daran, wie kostengünstig das Baugebiet tatsächlich sein könne. „Die Flächen müssen doch laut Gesetz für den Verkehrswert verkauft werden“, so ein Bürger. Thürauf versichert, man werde „versuchen, die Preise im vernünftigen Bereich zu halten“. Für konkrete Zahlen sei es aber noch zu früh. Eine Aussage, die den Bürger nicht zufriedenstellt: „Das ist alles wachsweich.“

Klar dagegen die Anträge, die mit jeweils großer Mehrheit gebilligt werden. Ein wichtiger befasst sich mit der Verkehrserschließung. Die solle eben nicht über den bestehenden Dillinghofweg erfolgen, sondern von Westen. Dafür solle die Zufahrt zum SC 04 ausgebaut werden.

Noch wichtiger aber ist ein anderer Antrag: Die städtischen Flächen des neuen Baugebietes sollen als Ausgleichsflächen oder als Spiel- und Bolzplatz ausgewiesen werden. Die städtischen Flächen machen aber rund zwei Drittel des Gebiets aus.

Und das heißt: Würde der Stadtrat im Mai diesem Antrag der Bürgerversammlung folgen, wäre das neue Baugebiet in seiner jetzigen Planung nicht machbar.

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