Ali Abbas ist der König der Case-Mod-Szene

8.7.2014, 10:23 Uhr
Ali Abbas ist der König der Case-Mod-Szene

© Hertlein

Der 47-jährige Ali Abbas wohnt seit 2003 in Schwabach. Mit mit seinen Pop-Art-Computer-Werken feiert er europaweit große Erfolge, wurde in zwölf Jahren vier Mal Deutscher Meister und ist in der sogeannten „Case-Mod-Szene“ der König.

Ein Tagblatt-Gespräch über „frisierte“ Computer und bizarre Gehäuse:

Herr Abbas Sie sind gebürtiger Engländer, leben seit elf Jahren in Schwabach und haben jetzt Ihre erste Ausstellung, im Stadtmuseum.

Ali Abbas: Das ist eine große Ehre für mich. In Unterreichenbach habe ich 2003 ein Haus mit einem Keller gefunden. Hier kann ich meinen künstlerischen Tick ausleben, mich austoben. Ich fühle mich sehr wohl in Schwabach, weil ich meine Kunst zeigen kann.

Wie kam die Ausstellung zustande?

Ali Abbas: Jürgen Söllner, der Leiter des Stadtmuseums, verfolgte schon lange meine Kunst. Berichte im Tagblatt kamen hinzu, und so wurde der Kontakt hergestellt.

In der Szene sind Sie international bekannt, in Schwabach aber kaum.

Ali Abbas: Case-Modding ist in Deutschland noch eine unbekannte Kunstform. Die Deutschen Meisterschaften sind eine Riesensache, sie locken auch Künstler aus Asien, Amerika und China an. Künstler und Techniker besuchen diese Events. Das ist die Fusion zweier Welten.

„Pimp my car“: Über das Aufmotzen von Fahrzeugen gibt es Fernseh-Sendungen. Kann man Ihre Tätigkeit als „Pimp my computer, pimp my case“ bezeichnen?

Ali Abbas: Wir beschränken uns mittlerweile nicht nur auf Computer-Cases, ich habe schon Toaster, Fernseher gebaut, in arbeitstaugliche Computer verwandelt. Die Hauptsache: Das Gerät sollte danach ein bisschen mehr können als vorher, es soll einfach cool ausschauen, und es soll ein Einzelstück sein. Industriell erstellte Teile haben bei der Meisterschaft auch keine Chance.

Gab es schon Anfragen von Firmen, Geräte für eine große Produktion anzufertigen?

Ali Abbas: Ja, aber das Problem ist, man muss die Teile sehen, damit man weiß, worum es bei dieser Kunstform geht. Ich mache Computer-Designing, Webseiten-Gestaltung, höre ich da oft. Aber es geht hier um „spectacular innovations“, um Stücke, die es normalerweise gar nicht gibt. Auch nicht zu kaufen. Zum Teil müsste man schon bis zu 20 000 Euro ausgeben, bei „Colossus“ etwa.

Wie kamen Sie zum Case-Modding?

Ali Abbas: Ich habe 13 Jahre in Asien gelebt, wo wirklich nichts weggeworfen wird. Ich habe eine starke Verbindung zum Recyceln und daher kommt auch mein Motto: „Sehe nicht, was es ist. Sehe, was es sein könnte.“ Diese Philosophie hat mich ein Leben lang begleitet. Ich habe meinen Netzwerk-Techniker gemacht, Mitte der 90er Jahre habe ich meinen ersten Holz-PC gebaut, so einfach mit ein paar Brettern. Die Hardware, die Gehäuse, waren mir einfach zu teuer. Ich konnte mir das nicht leisten.

Ist es Hobby? Es sieht alles sehr locker aus.

Ali Abbas: Vielleicht kommt es so rüber, aber es ist nicht so. Es wäre schön, wenn man davon leben könnte. Die Devise, wie es Konfuzius einmal gesagt hat, heißt: Finde deinen Beruf, den Du liebst, dann hast Du keinen Tag Arbeit in deinem Leben. Ich empfinde es nicht als Arbeit. Manchmal merke ich gar nicht, dass schon der nächste Tag angebrochen ist, wenn ich in meinem Keller bin.

Interview: MATTHIAS HERTLEIN

Infos zur Ausstellung:
Ali Abbas – „Casemodding“ Computer-Technik als Kunst

Keine Kommentare