Alle für einen: "Die drei Musketiere" in Schwabach

28.2.2018, 14:20 Uhr
Einer für alle, alle für einen: „Die drei Musketiere“, eindrucksvoll auf die Bühne gebracht von der Nürberger Musicalcompany.

© Wolfram Göll Einer für alle, alle für einen: „Die drei Musketiere“, eindrucksvoll auf die Bühne gebracht von der Nürberger Musicalcompany.

Die seit 20 Jahren bestehenden "Musicalcompany Nürnberg" hat eine mitreißende und beeindruckende Inszenierung der "Drei Musketiere" auf die Bühne des Schwabacher Markgrafensaals gezaubert: Eine klassische Adaptation des berühmten Alexandre-Dumas-Stoffes über die Mantel- und Degen-Helden aus dem frühen 17. Jahrhundert – mit moderner Musik von George Stiles, aber in einer formal eher kargen Inszenierung.

Denn als Requisiten dienten lediglich ein Stuhl, ein Schminktischchen, ein Bett, eine Wirtshausbank, ein Königsthron, ein Kreuz sowie eine fahrbare Brücke mit zwei Treppen, die mal als Bühne, mal als Korridor, mal als Kellertür fungierte. Statt gebauter und bunt bemalter Kulissen bildete nur ein schwarzer Vorhang das eigentliche Bühnenbild. Was sich vor diesem abspielte, hatte es in sich:

Rascher Wechsel

Mit reichem Einsatz von Kunstnebel und einer gewaltigen Batterie von Scheinwerfern, die sehr rasch ihre Farbe wechselten, verwandelte die Company die Bühne in stimmungsvolle variable Schauplätze: Mal geheimnisvoll-sparsam beleuchtet in traurigen oder Liebes-Szenen, mal hell erleuchtet in strahlendem Grün-Gelb (Wald), Rot-Grün (Kampfszenen) oder auch Violett-Pink-Schwarz (gruselige "Nacht in Paris").

Mit etwas Nachdenken wird klar: Es wäre technisch viel schwieriger gewesen, die etwa 12 bis 15 Schauplätze des Singspiels mit wechselnden, herumzuschiebenden Kulissen darzustellen. Die moderne Variante mit Nebel, Licht, Farben und der dadurch aktivierten Vorstellungskraft des Publikums ist da viel flexibler – und erlaubt auch größere geographische Sprünge binnen einer einzigen Szene.

So fluten in ein und derselben Szene am englischen Hof in London mit dem Herzog Buckingham maskierte Tänzer die Bühne, die ohne weitere Erklärung kurze Zeit später auf dem französischen Hofball in Paris mit dem dortigen König tanzen. Das ist grotesk, wird aber nicht so empfunden: Zwei Hofbälle an verschiedenen Orten mit demselben Publikum. Mit realistischen Kulissen wäre das nicht möglich gewesen.

Die musikalische Spannbreite des Musicals reichte von Solo-, Duett-, Quartett- bis zu Chorgesang des gesamten Ensembles, mal lustig-beschwingt, mal tragisch und schwer, immer hervorragend geeignet zur Darstellung der herrschenden Emotion, Motivation der einzelnen Personen und der Hintergründe der Handlung.

Regisseurin, Dirigentin, Choreographin und Gesamtleiterin Claudia Dörr hat hier wahrhaft Großes geleistet – und das mit einer lediglich fünfköpfigen Band.

Donnernder Applaus

Leistungsgerecht erhielt Hauptdarsteller Aron Grabner (D’Artagnan) den donnerndsten Schlussapplaus. Auch Christoph Burkhard (Athos), der mehrere Solostücke zu bewältigen hatte, sowie seine Degen-Kollegen David Doczkal (Porthos) und Daniel Haas (Aramis) sowie D'Artagnans Geliebte Constance (Sarah Knöll) wurden vom Publikum begeistert gefeiert.

Den größten Szenenapplaus indes erhielt ausgerechnet die Verkörperung der weiblichen Bösewicht-Rolle, der "Milady de Winter" – im Grunde eine Mischung aus Kräuterhexe, heißer Verführerin und eiskalter Giftmörderin: Chiara Buchner, deren mächtige, energische Alt-Stimme und starke Bühnenpräsenz das Schwabacher Publikum vor allem bei ihrer Solo-Arie "Flieder" (auch "Milady ist zurück") von den Stühlen riss.

Es wäre nicht verwunderlich, wenn Chiara Buchner eine große Sangeskarriere bevorstünde.

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