Anschnallen für den Wiedereintritt

29.8.2015, 09:25 Uhr
Erfolg im Kampf gegen das „Post Holiday Syndrom“ verspricht unter anderem die Planung des nächsten Urlaubs: Auf nach New York.

© Christian Höhn Erfolg im Kampf gegen das „Post Holiday Syndrom“ verspricht unter anderem die Planung des nächsten Urlaubs: Auf nach New York.

„Schön, dass Du wieder da bist“, sagte sogar mein Chef. Das motiviert unheimlich. Ehe er so ganz nebenbei einfließen ließ, wie außergewöhnlich entspannt doch die letzten drei Wochen gewesen seien. Und dass die Zeitung auch mit einem Mann weniger plötzlich ein oder zwei Stunden früher fertig gewesen sei. Er könne sich auch nicht erklären, woran das denn gelegen haben könne.

Als ich dann auch noch den Fehler gemacht habe, mal kurz die Nachrichtenlage zu checken, bin ich im Netz auf einen Artikel gestoßen, der den Effekt von drei Wochen Chillen Zeile für Zeile pulverisiert hat.

Psychologen nennen es „Ansteckung durch Information“. Funktioniert ganz ohne hässliche Viren und unappetitliche Bakterien. Kaum liest man vom „Post Holiday Syndrom“, schon hat man es.

Geprägt hat den Begriff ein offenkundig sehr kluger Mann. Dr. Stefan Poppelreuther aus Bonn. Ein Experte für Arbeitssucht und Organisationspsychologie. Das „Post Holiday Syndrom“ sei eine Art Volkskrankheit. Schon als ich den Begriff gelesen hatte, wurde mir auf einmal ganz schlecht. Da musste ich nicht mal mehr in mein E-Mail-Postfach schauen oder mit meinem Chef über drei gw-lose und entsprechend relaxte Wochen plaudern.

Das „Post Holiday Syndrom“ beschreibt die psychologische Erschütterung nach dem Wiedereintritt. Und Menschen in meinem Alter wissen schon seit Apollo 13, wie ungemütlich so ein Wiedereintritt sein kann. Im All und in der Arbeit.

Zum Glück ist Dr. P. aus B. so immens klug, dass er nicht nur jammert, sondern auch weiß, was gegen dieses Syndrom zu tun ist. Und weil ich seit Montag meinen Tag wieder damit vertrödle, in die Zeitung zu schreiben, was andere Leute sagen, leiste ich gerne meinen kleinen Beitrag im Kampf gegen den Kater nach dem Urlaub. Dr. P. empfiehlt vier Therapieschritte.

„Langsam Fahrt aufnehmen“: Mir muss er das nicht sagen. Schließlich dosiert niemand sonst sein Arbeitstempo derart sorgsam, dass gleich der ganze Betrieb ein bis zwei Stunden aufgehalten wird.

„Urlaubserinnerungen mit ins Büro nehmen“: Wie soll das denn gehen? Die blonde Bedienung vom Strandcafé muss doch selbst arbeiten.

„Pausen aktiv gestalten“: Welche Pausen?

„Gleich neue Urlaubspläne machen“: Das ist es! Ich war noch niemals in New York. Ich bin dann mal weg.

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