Appell an Freistaat: Frauenhäuser brauchen mehr Geld

26.7.2017, 05:58 Uhr
Appell an Freistaat: Frauenhäuser brauchen mehr Geld

© Symbolbild: Michael Matejka

Der Stadtratsausschuss für Jugend, Soziales und Senioren hat sich deshalb auf Antrag der SPD mit diesem Problem befasst und einen einstimmigen Appell an den Freistaat Bayern beschlossen: Die Stadträte fordern mehr Geld für Frauenhäuser, Frauennotrufe und Beratungsstellen.

Einige Zahlen verdeutlichen das Problem: Über 140 000 von Gewalt betroffene Frauen gibt es in Bayern. Also Frauen, die von ihren Ehemännern oder Lebensgefährten geschlagen oder bedroht werden. "Aber nur 6000 bis 9000 haben professionelle Hilfe bekommen", so die Uni-Studie.

Arbeit am Limit

"In Bayern kommen statistisch auf 100 000 Frauen nur 0,6 Plätze in einem Frauenhaus, wo sie Zuflucht und Schutz finden. In Bremen sind es 3,5 Plätze", erklärt Andrea Hopperdietzel. Immer wieder kommt es in Bayern vor, dass Frauen abgewiesen werden müssen. "Dass Bayern hier Schlusslicht ist, das hört man natürlich nicht gerne", sagte CSU-Fraktionschef Detlef Paul. "Da ist auch die Bundesregierung in der Pflicht."

Im Frauenhaus Schwabach können zeitgleich zehn Frauen aufgenommen werden. Andrea Hopperdietzel betreut sie mit einem Team aus drei Vollzeitstellen, sie selbst eingeschlossen. Trotz Unterstützung durch 20 Ehrenamtliche ist es eine Arbeit am Limit. Die Hilfe suchenden Frauen müssen teils selbst Telefondienst übernehmen und mit putzen.

Verein als Träger

Träger des Frauenhauses ist der Verein "Hilfe für Frauen in Not". Er hat sich verpflichtet, jährlich 15 000 Euro an Spenden aufzubringen. "Tatsächlich gibt er sogar 45 000 Euro", berichtet Andrea Hopperdietzel. "Wir müssen also jeden Monat einige tausend Euro Spenden sammeln, alleine um den Betrieb aufrecht zu erhalten." Vom Freistaat gibt es dagegen nur 38 800 Euro pro Jahr.

Zuschüsse kommen zudem von der Stadt Schwabach sowie den Landkreisen Roth, Nürnberger Land und Weißenburg-Gunzenhausen. So groß ist das Einzugsgebiet des Frauenhauses Schwabach. Das macht auch Sinn. Denn Frauen, die buchstäblich flüchten, sind in einer anderen Stadt oft sicherer.

Ähnlich knapp wie in Schwabach ist die finanzielle Situation im gesamten Freistaat: "Die 40 bayerischen Frauenhäuser erhalten zusammen nur 2,5 Millionen Euro pro Jahr vom Freistaat. Dadurch sind nicht einmal zehn Prozent der Kosten gedeckt", kritisiert die SPD in ihrem Antrag.

Nur mit Hilfe der Regierung

Die Sozialdemokraten schlagen vor, die Stadt solle Kontakt mit den Anbietern von Sozialwohnungen aufnehmen, um Frauen, die das Frauenhaus wieder verlassen, eine Wohnung anbieten zu können.

Eine entscheidende Verbesserung aber nur mit Hilfe der Staatsregierung möglich: "Der Freistaat ist in der Pflicht", betont der für Soziales zuständige Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht. "Frauenhäuser wie in Schwabach sind eine wichtige Einrichtung", betont auch Oberbürgermeister Matthias Thürauf. Andrea Hopperdietzel hatte aber auch eine positive Nachricht: Die 2015 eingerichtete "Interventionsstelle" sei sehr gut angelaufen. Wenn in Fällen häuslicher Gewalt die Polizei gerufen wird, fragen die Beamten die Frauen, ob sie unterstützende Beratung wünschen, was viele tun.

Die Polizei gibt die Telefonnummer an das Team der Interventionsstelle, die ebenfalls von Andrea Hopperdietzel geleitet wird, weiter. Und die nimmt umgehend Kontakt auf. Es wird also nicht gewartet, ob die Frauen sich von sich aus melden.

Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Polizei zu, so Andrea Hopperdietzel. "Und die Polizei reagiert sehr gut."

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