Ausgemusterte Militär-Hubschrauber als Dekoartikel

1.9.2014, 09:01 Uhr
Ausgemusterte Militär-Hubschrauber als Dekoartikel

© Gunther Hess

Seit kurzem stehen auf Gewerbegrundstücken in der Siemensstraße in Rednitzhembach und in der Bremer Straße in Schwabach je ein ausgemusterter Militär-Hubschrauber. Es handelt sich jeweils um das Bundeswehr-Modell Bo 105 des Herstellers Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB).

Insgesamt nur 212 Stück

Die Maschinen haben Seltenheitswert. Es gab beziehungsweise gibt bei den Heeresfliegern davon nur 212 Stück. Zwei davon haben ein Schwabacher und ein Rednitzhembacher vor der Verschrottung gerettet. Der eine ist Norbert Hock (51), der in der Rednitzhembacher Siemensstraße einen Gerüst-Verleih betreibt, der andere ist Manfred Götz (51), der in der Bremer Straße in Hallen Stellplätze für Wohnwägen und -mobile vermietet.

Ausgemusterte Militär-Hubschrauber als Dekoartikel

© Gunter Hess

Dass die beiden Hubschrauber so nahe beisammen ihren jeweils wahrscheinlich letzten Standplatz gefunden haben, ist kein Zufall. Die beiden jetzigen Eigentümer, Manfred Götz und Norbert Hock, kennen sich seit Kindergarten-Tagen. Den einen Hubschrauber – der, der jetzt im Hembacher Gewerbegebiet bei Norbert Hock neben der Halle steht – ersteigerte der Schwabacher Manfred Götz im August 2013. Götz hatte damals selbst keinen Platz und auch keine Zeit, sich um den Helikopter zu kümmern. Der wurde den Winter über wieder einigermaßen zusammengeflickt und restauriert. Seinen eigenen Hubschrauber ersteigerte Manfred Götz dann Anfang Juli 2014.

Von den insgesamt 212 Exemplaren des Militär-Helikopters warten noch 50 auf die Versteigerung. Sie werden für 30 000 bis 35 000 Euro gehandelt. Der Neupreis betrug seinerzeit 3,5 Millionen Mark.

Was die Bundeswehr versteigern lässt, ist eigentlich immer nur die Hülle, die Maschinen sind komplett demilitarisiert und als Fluggerät absolut nicht mehr zu gebrauchen. So war zum Beispiel bei den beiden Maschinen in Schwabach und Hembach das Heck unmittelbar hinter der Kanzel abgetrennt, und zwar samt allen Leitungen, Kabeln und Steuerungen, die nach hinten zum Heckrotor führten.

Den Zustand ihrer Bo 105 beschreiben die beiden, die sie übernommen haben, übereinstimmend als „desolat“. Teile und ganze Baugruppen fehlten, Stecker-Verbindungen waren zerquetscht und damit unbrauchbar gemacht worden. Trotz aller dieser Demilitarisierungsmaßnahmen sei der Export auch dieser Hubschrauber-Leichen, so Hock und Götz, ausfuhrgenehmigungspflichtig.

Die Bundeswehr hatte solche Hubschrauber laut Norbert Hock stationiert in Roth, Laupheim, Celle und Fritzlar. Während seiner Wehrdienstzeit bei der Heeresflieger-Ausbildungsstaffel in Roth vor drei Jahrzehnten erlebte er in der Rother Kaserne schon die Bo 105.

Norbert Hocks Bo ist Baujahr 1982 und wurde nach gut 30 Jahren im Bundeswehr-Dienst ausgemustert. Absolviert habe sie laut Hock in dieser Zeit lediglich 4000 Flugstunden. Keiner der in Deutschland stationierten Helikopter dieses Typs sei je in einem Kampfeinsatz gewesen.

Einmal im Hubschrauber sitzen 

Norbert Hocks Hubschrauber steht an einer vielbefahrenen Straße. Wenn er im Hof sei, werde er oft angesprochen auf das Fluggerät. Vor allen Kinder seien fasziniert davon, wollten ihn sehen, berühren und natürlich einmal darin Platz nehmen. Er habe bestimmt schon 150 Kinder in seinen Hubschrauber gesetzt, ganz stilecht mit Fliegerhelm auf dem Kopf. Derart ausstaffiert sind die Kleinen natürlich das ideale Motiv fürs Fotohandy der Eltern.

Letztlich sind die beiden Hubschrauber-Hüllen nur Spielzeuge für erwachsene Kinder. Doch das Hobby ist alles andere als preiswert. Alle Instrumente wurden ausgebaut. Der Hersteller hat sie nach wie vor im Sortiment. Allerdings koste beispielsweise ein Drehzahlmesser 35 000 Euro. Deutlich zu viel, um solche Dinge nachzurüsten.

Norbert Hock hat sich unterdessen teilweise anderweitig beholfen. So stammt der Heckrotor von einem amerikanischen Hubschrauber. Reine Attrappe: Die an den Seiten montierten Abschuss-Vorrichtungen für die Lenkwaffen hat er aus Kunststoff-Kanalrohren nachgebastelt, in Tarn-Oliv lackiert und beschriftet. Das Geräusch der beiden Turbinen hat er per Computer aufgenommen. Es soll demnächst in der Kanzel abgespielt werden.

Jet auf dem Stahlgerüst

Einer der beiden Hubschrauber-Eigentümer, Manfred Götz, hat offenbar an historischen Militär-Fluggerät „einen Narren gefressen“. Er hat vor gut zwei Jahren auf seinem Grundstück in der Bremer Straße in Schwabach einen ausgemusterten Bundeswehr-Jet auf einem Stahlgerüst installiert. Auch hier gilt: Aus Spaß an der Freude, einfach ein Hingucker.

Flugfähig sind die beiden Hubschrauber nicht mehr; sie werden es auch nie mehr werden. Sie dienen jetzt als Dekoration und als Werbemittel für einen Gerüst-Verleih in Rednitzhembach und für Wohnmobil-Stellplätze in Schwabach.

Die beiden Eigentümer suchen für ihre Helikopter Original-Teile zu „zivilen“ Preisen und sind auch interessiert an Kontakten zu ehemaligen Piloten. Norbert Hock, Telefon (01 73) 4 90 53 48.

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