Barbara Clear schafft eine Symbiose aus Musik und Malerei

2.3.2015, 08:27 Uhr
Barbara Clear schafft eine Symbiose aus Musik und Malerei

© Foto: Robert Schmitt

Die 50-jährige Sängerin und Gitarristin ist die Rebellin des deutschen Musikgeschäfts. Seit dem Jahre 2000 organisiert die Folk- und Rockinterpretin Konzerte und Vertrieb ihrer Musik ohne Plattenvertrag oder Produzenten in Eigenverantwortung. Der Eintritt zu ihren Konzerten kostet nichts. Die Besucher sollen freiwillig geben.

Das Konzert, mit dem Barbara Clear gegenwärtig durch die Republik tourt, trägt den Namen „Klang des Lebens“. Es ist eine Art künstlerische Zwischenbilanz ihres bisherigen Lebens und präsentiert dem Publikum ein spektakuläres Gesamtkunstwerk.

Mehr als sechs Jahre hat sie an der Symbiose von Musik, Malkunst, Poesie und Philosophie gearbeitet: Lieder komponiert und Texte geschrieben, Bilder gemalt, fotografiert und Kurzfilme produziert. Im Oktober 2014 war Uraufführung in der Olympiahalle München.

Auf einer Projektionsfläche von über 30 Meter Breite und 15 Meter Höhe verschmolzen ihre Songs und das extrovertierte Gitarrenspiel mit den Animationen von Fotos, Filmen und Gemälden zu einer wunderbar spannenden wie auch etwas rätselhaften Show. Die Schwabacher Leinwand war zwar nicht ganz so groß wie die in der Landeshauptstadt.

Doch die künstlerisch äußerst gelungene Abfolge von Bildern zwischen Esoterik und Naturalismus vermag dennoch durchaus unterhaltsam zu fesseln. Zugleich unterstreicht die Multimedia-Installation die Texte und visualisiert ihre Aussagen. Bäume, Gleise, Wasser, Wölfe, Geld, Gesellschaftskritik inklusive. Politiker, Fracking und Pegida stehen ganz oben auf Clears Liste.

„Sprich klar und deutlich“, fordert sie die Volksvertreter in einem Song auf, „keine miese Rhetorik, dass am Ende dein Wort auch zählt“. Doch es kommt noch deutlicher: „Auf dem Schauplatz des großen Gelabers haben wir zu selten die Wahrheit gehört.“

Barbara Clear beeindruckt als Künstlerin nach wie vor. Ihre Stimme ist glockenklar und stark. Die Gitarre spielt sie brillant und ausdrucksstark. Barbara Clear überzeugt mit einer Bühnenpräsenz wie sie wenige Musiker besitzen. Sie zieht das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton in ihren Bann. Nicht nur, weil sie phantastische Musik bietet. Sie sucht auch den ehrlichen Kontakt zur Hörerschaft. Textlich schlägt sie den Bogen zur Bildershow nicht nur konkret, sondern gewissermaßen auch metaphysisch. Ihr Motto: „Musik ist Farbe und Licht.“

Sicher: Nicht alles an Clears Philosophie und Zeitkritik ist konsequent zu Ende gedacht. Und freilich wirkt das Kunstwerk auf der Leinwand auch manchmal ein wenig übergestülpt. Clear gelingt es dennoch, eine kritische Botschaft zu formulieren, die beim Publikum ankommt, ohne Verbitterung zu erzeugen.

Der Auftritt ist ein Erlebnis. Clears „Klang des Lebens“ erreicht das Gemüt der Zuhörer. Dort verhallt er nicht. Er hinterlässt Spuren in den Seelen. Eine echte Leistung.

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