Barrierefreies Schwabach: Es gibt noch einige Hürden

17.3.2018, 05:58 Uhr
Barrierefreies Schwabach: Es gibt noch einige Hürden

© Archivfoto: Robert Schmitt

Im Stadtrats-Ausschuss für Jugend, Soziales und Senioren zog sie eine erste Bilanz: "Wir sind auf einem guten Weg."Sie sagt bewusst "wir". Denn mit den fünf Stunden, die ihr pro Woche für die Inklusionsarbeit zur Verfügung stehen, wäre sie als Einzelkämpferin auf verlorenem Posten. Deshalb versucht sie ein Netzwerk aufzubauen. Dazu gehören nicht zuletzt der "Runde Tisch Inklusion" und auchdie Behindertenbeauftragte des Stadtrats, Petra Novotny von den Grünen, mit der sie eng zusammenarbeitet.

Ihre Arbeit reicht von Öffentlichkeitsarbeit über die Organisation von Ausstellungen wie "Miteinander" im vergangenen Jahr bis hin zu ganz konkreten Projekten. Ein Schwerpunkt 2017 war das Thema Hören. Deshalb gab es bei der Kunstaktion "Ortung" auch eine Premiere: eine Führung mit einer induktiven Höranlage. Rund 25 Hörgeschädigte nahmen daran teil und waren begeistert. "Das war der Knüller", erinnert sich Reek-Rade an die ausgesprochen positive Resonanz. Aufgrund des Erfolgs will sie eine solche Höranlage künftig nicht nur leihen, sondern setzt sich dafür ein, dass die Stadt eine kauft.

Ein zentrales Thema ist zudem die Barrierefreiheit. Sie bezieht sich nicht nur auf das Kopfsteinpflaster, das von Rollstuhlfahrern als Barriere empfunden wird. Aus diesem Grund hatte sich Reek-Rade auch gegen das vor einem Jahr heftig diskutierte Wasserband am Marktplatz ausgesprochen.

Probleme im Überblick

Im Ausschuss gab sie einen Überblick über weitere Problempunkte:

Behindertengerechte Toiletten: "Ein Hinweisschild für die Toilette im Rathaus war meine erste Aktion", blickte Reek-Rade zurück. "Man glaubt gar nicht, welcher Verwaltungsaufwand damit zusammenhängt." Unter anderem musste mit den Kollegen vom Denkmalschutz ein Kompromiss gefunden werden.

Neugestaltung Martin-Luther-Platz: Das Thema wird bleiben, wie später die Diskussion bewies: "Das große Ziel bleibt eine behindertengerechte Toilette am Martin-Luther-Platz", erklärte Rosy Stengel (CSU). Sabine Reek-Rade schlägt zudem ein "Stadtmodell zum Erfühlen" zur besseren Orientierung für Sehbehinderte vor. Zudem wirbt sie für eine Wasserspirale für Kinder.

Neue Verwaltungsräume im Sparkassengebäude: "Hier wurde ein neuer Aufzug eingebaut", berichtete Reek-Rade. Vorangegangen war eine Begehung mit einer Vertreterin des Blindenbundes.

Barrierefreie Bushaltestellen: Hier hat der Umbau begonnen, an der Schillerstraße ist er bereits erfolgt. Ein Konzept für das weitere Vorgehen ist in Arbeit.

Bahnhofsvorplatz: Auch hier fand eine Begehung mit dem Blindenbund statt. "Ziel ist, dass auch Sehbehinderte sicher zum Bahnhof kommen", sagte Sabine Reek-Rade. Deshalb soll ein neues Leitsystem installiert werden.

Umbau Waldfriedhof: Auch er soll barrierfrei zugänglich werden. Daher soll die Pflasterung verändert werden. Die Arbeiten beginnen im Frühjahr.

Pläne für 2018

Anschließend skizzierte Sabine Reek-Rade ihre wichtigsten Ziele für das laufende Jahr. Dazu gehört die bereits erwähnte Anschaffung einer mobilen induktiven Höranlage in Ämtern mit viel Kundenverkehr und für große Veranstaltungen und Stadtführungen.

Auf der Homepage der Stadt soll ein Themenstadtplan mit der Kategorie Barrierefreiheit entstehen.

Und eine besondere Aktion plant sie am 5. Mai, dem bundesweiten "Aktionstag Mensch". Dann wird sie sogenannte Euro-WC-Schlüssel an fünf Gastronomen in Marktplatznähe verteilen. Die können die Schlüssel dann an Kunden mit Behinderung weitergeben, damit diese die barrierefreie Toilette im Rathaus benutzen können.

Lob für Reek-Rade

Aus den Reihen des Stadtrats erfuhr Sabine Reek-Rade große Anerkennung. "Es war die richtige Entscheidung, Sie mit dieser Aufgabe zu betrauen", sagte Peter Reiß (SPD). "Erstaunlich, was Sie in den fünf Stunden alles leisten", erklärte Rosy Stengel (CSU).

"Was wäre da erst in zehn Stunden möglich?", fragte Petra Novotny (Grüne) und machte sich für eine Aufstockung stark. "Mich würde natürlich freuen", sagte Sabine Reek-Rade, "wenn ich nicht so auf Kante genäht arbeiten müsste."

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