Beagle „Oskar“ gab der Hundeschule seinen Namen

21.1.2016, 06:35 Uhr
Beagle „Oskar“ gab der Hundeschule seinen Namen

© Foto: Rurik Schnackig

Die Mädels scharen sich um Eva Pretscher: Berta, Henriette, Selma-Luise und Mette-Marit heißen sie – und allein gemessen an dem Platz, den jede der vier hier im Garten des Hauses am Waldrand von Günzersreuth zur Verfügung hat, dürfte es sich um glückliche Hühner handeln. Wenn Eva Pretscher die Körner einen Meter über den Boden hält, dann flattern sie zu ihrer Hand hoch und holen sich das Futter sanft mit dem Schnabel.

Hier bei Eva Pretscher leben außerdem noch Katze Milka und die Hasen Sheba-Fee und Willi. Jedes der Tiere weiß den Besucher mit irgendeinem Kunststück zu beeindrucken. Aber der Chef des Hauses ist Oskar, das macht er gleich deutlich.

Der Beagle-Rüde muss dafür nicht mal laut bellen. Er ist einfach präsent und begrüßt den Gast freudig, nicht ohne jedoch gleich darauf deutlich zu machen, wem das Sofa und überhaupt fast alles in der Wohnung gehört: natürlich ihm, Oskar.

Gassigehen mit Kälbern

„So ist er wohl immer schon gewesen“, lacht Eva Pretscher und streicht über das kurze Fell des hübschen Kerls. Als sie das Attribut „rotzfrech“ verwendet, protestiert er nicht.

Die Tierliebe ist Eva Pretscher quasi in die Wiege gelegt worden. Aufgewachsen ist die 34-jährige in Günzersreuth, wo es viel Kontakt zu Viechern aller Art gab. Gern erinnert sie sich, wie sie Gassi gegangen ist — mit einem Kälbchen. Oder dass sie wie viele kleine Mädchen mit einem Puppenwagen losgezogen ist. Mit dem Unterschied, dass statt einer schnullernden Puppe eine maunzende Mieze im Wägelchen lag.

Ein schwieriger Fall

Auf den Hund kam die studierte Sozialpädagogin allerdings erst im Erwachsenenalter in Form eines Labrador-Mix. Der sei sehr pflegeleicht gewesen und Frauchen dachte damals: So also funktioniert Hundeerziehung.

2011 folgte dann Oskar — und wirbelte alles durcheinander. „Ein Beagle ist immer mein Traumhund gewesen“, sagt Eva Pretscher. Wohl wissend, dass er als Jagdhund eine große Portion Temperament mitbringen wird. Dass er aber beagleflink den kompletten Haushalt auf den Kopf stellen wird und scheinbar resistent gegen Erziehungsversuche ist, hat sie vorher nicht geahnt.

Die Hundehalterin suchte nach den Profis. Sie fand verschiedene Hundeschulen, aber nie stellte sich ein gutes Gefühl bei ihr ein. „Sie müssen zeigen, dass Sie der Chef sind“, lautete der Tenor. Allein die Begriffe, mit denen dies durchgesetzt werden sollte, behagten ihr nicht: „Leinenruck“, „Alphawurf“, „Schnauzgriff . . .“ Es muss doch anders gehen. Partnerschaftlich, mit Respekt und ohne jeden Druck.

Dies gab es in der Schweiz. Die Tierfreundin begann dort ein Fernstudium „Tierpsychologie Spezialgebiet Hund“ und „Hundeverhaltensberater“ und beendete es erfolgreich. Einmal auf diesem Weg, war ihr Wissensdurst schier nicht mehr zu stillen. Aktiv wie Oskar spürte sie weitere Quellen auf. Für dieses Jahr peilt sie bereits ihren nächsten Abschluss an, in „tiergestützter Sozialarbeit“, das sie ebenfalls als Fernstudium in der Schweiz belegt.

Oskar ist nach wie vor ein Wirbelwind. Aber Eva Pretscher hat gelernt, wie sie ihm „partnerschaftlich“ begegnet, wie sie ihn motiviert, beschäftigt und somit auch lenken kann. Oskar ist nun soweit, dass er selbst einen Job hat.

Gemeinsam mit Frauchen besucht er regelmäßig Kindergärten, um Kindern aus hundelosen Familien zu zeigen, was so ein Vierbeiner gern mag und was nicht. „Oskar kann würfeln. Die Kinder sind immer begeistert, wenn sie mit ihm Mensch-Ärger-Dich-nicht“ spielen, sagt die Kammersteinerin lachend.

Gemeinsam mit Benjamin Merx aus Rudersberg (Baden-Württemberg), der die selbe Linie der Hundeerziehung verfolgt, hat sie nun eine „Lernwerkstatt2“ gegründet. In Workshops wollen sie ihr Wissen weitergeben.

Der erste gemeinsame findet Ende Januar in Schwabach in den Räumen der Körperpause, Königstraße 1a, statt: Am Freitag, 29. Januar, von 19 bis 21.30 Uhr (Theorie) und am Samstag, 30. Januar, von 10 bis 17 Uhr (Praxis mit Hund). Die Kosten für beide Einheiten zusammen betragen 95 Euro.

Im Fernsehen ist viel Show

Die beiden Hundeexperten wollen dabei zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten vorstellen und beratend zur Seite stehen, wenn es Probleme zwischen Mensch und Tier gibt.

Eine wichtige Voraussetzung für ein harmonisches Zusammenleben von Hund und Mensch nimmt Eva Pretscher gleich vorweg: „Oft sieht man in den Medien irgendwelche Hundetrainer, die scheinbar in wenigen Minuten schwierige Hunde in den Griff bekommen — das ist oft Show. „Was es braucht sind Zeit und Geduld.“

Weitere Infos und Anmeldung unter www.rund-um-oskar.de

1 Kommentar