„Beherzt an die Energiewende“

11.2.2013, 08:16 Uhr
„Beherzt an die Energiewende“

© Leykamm

Auf der Burg Abenberg geht er damit ganz offensiv um, was ihn beim Neujahrsempfang der dortigen CSU bewunderndes Lächeln einbringt.

Dabei wirkt er gar nicht mal so raumgreifend, wie es so manches Fernsehbild dem Zuschauer suggeriert. Sehr weit greifend ist allerdings die politische Großbaustelle, mit der es der 54-Jährige zu tun hat. Von Bayern im Allgemeinen und Franken im Besonderen hält er diesbezüglich recht viel.

Lob für Franken

Kaum ein anderes Bundesland habe so früh die große Bedeutung regenerativer Energieerzeugung erkannt, lobt der Minister. Deswegen sei er auch sehr gerne zur Burg Abenberg gereist, als ihm eine entsprechende Anfrage seiner Bundestagskollegin Marlene Mortler auf den Schreibtisch geflattert sei.

„Wir großen Bundesländer müssen eben zusammenhalten“, so der gebürtige Saarländer schelmisch. Aber er setzt noch eins drauf und lässt dem Respekt vor dem Freistaat gleich eine Spitze gegen berühmte Söhne seiner eigenen Heimat folgen: Honecker habe die DDR ruiniert und „an Lafontaine knabbert die SPD bis heute“.

Unter weißblauem Himmel hingegen solle man sich nicht zu sehr über die Bürde des Länderfinanzausgleichs ärgern. Schließlich fließe viel Geld in Form von Einspeisevergütungen zurück. Eines der vielen Reizthemen in Sachen Energiewende, ist sich Altmaier bewusst. Deswegen müsse sie beherzt angepackt werden. Latte Macchiato auf dem Rother Marktplatz könne man dann ja noch später gemeinsam trinken, so Altmaier, der die Kreisstadt aus der Zeit seiner Bundeswehrausbildung noch in guter Erinnerung hat.

Als Moralapostel will er aber auch nicht dastehen. „Ich gehöre nicht zu denen, die jeden Morgen die Welt retten wollen“, so der Minister. Auch wenn Probleme wie der Klimawandel natürlich auf den Nägeln brennen.

„Größte Innovationschance“

Auf ihn müsse global reagiert werden. Allerdings sei in aufstrebenden Ländern der Umweltschutzgedanke nicht zu vermitteln, solange dort nicht Westniveau im Lebensstandard erreicht ist. „Deswegen dürfen Wohlstand und Umwelt kein Gegensatzpaar sein“, sagt Altmaier in Abenberg. Weder auf der Welt noch in Deutschland, dessen Wettbewerbsfähigkeit durch die Energiewende nicht leiden dürfe, sondern gesteigert werden könne. Denn die Energiewende sei „die größte Innovationschance nach dem Zweiten Weltkrieg und der Wiedervereinigung“.

Doch um dieses Potenzial zu heben, brauche es ein Gesamtkonzept. Für diese Aussage wäre er allerdings „fast gesteinigt worden“. Trotzdem müsse beides geschehen: Der dezentrale regionale Stromnetzausbau sowie der überregionale. Dabei gäbe es allerdings „technische Probleme zu überwinden, von denen man 80 Jahre lang gar nicht wusste, dass sie existieren“, so Altmaier.

Als Beispiel nennt er das „Starkwindszenario“. Bei einem solchen werde durch die Windkraftanlagen zuviel Strom erzeugt, was laut Experten ein sehr großes Risiko fürs Netzgleichgewicht darstelle. „Fragen Sie mich aber nicht warum. Ich bin kein Ingenieur, sondern nur Jurist“, bekennt der Minister ehrlich. Was für ihn aber sicher ist: „Strom muss bezahlbar bleiben“, wiederholt er sein Vorhaben zur Deckelung der Preise.

Trotzdem sei ein hohes Tempo bei der Energiewende möglich: „Wir müssen sie aufs Pferd setzen und es reiten lassen“. Altmaier blüht bei seinem Thema Nummer eins richtig auf, redet länger als geplant und droht sogar seinen Flieger nach Berlin zu verpassen. Dorthin müsse er nun schnell zurück, um dort „nicht bequeme, aber richtige und notwendige Entscheidungen zu treffen.“

Brief mit „ Ungereimtheiten“

Trotzdem stellt er sich noch den Fragen im Raum. So hat etwa der Vorsitzende des Energiebündels Roth-Schwabach „Ungereimtheiten“ im Zahlenspiel der Ministerpläne ausgemacht. Werner Emmer solle ihm doch einfach „einen Brief schreiben“, ermuntert Altmaier, „das ist keine einfache Rechnung“.

Robert Frank, Bezirksvorsitzender des CSU-Arbeitskreises Energiewende, hinterfragt die Praxis der Ausgleichsflächenausweisung beim Netzausbau, was der Minister ebenso gerne aufgreift.

Vom Ehrenvorsitzenden der Abenberger Christsozialen, Klaus C. Richter, gibt es noch ein Geschenk für Altmaier, der sich auch gerne noch zur Freude von Bürgermeister Werner Bäuerlein ins goldene Buch der Stadt einträgt. Ein Foto mit der Blasmusik der DJK Abenberg, die den Empfang feierlich umrahmt, folgt. Und auch einem kurzen Einzelgespräch mit einer Bürgerin weicht der „Chef der Energiewende“ (Richter) nicht aus.

Die Grußworte seiner Parteikollegen bekommt er allerdings nicht mehr mit. Auch nicht die Rückendeckung Mortlers: „Ich kann jeden seiner Sätze unterstreichen, auch wenn das einigen nicht passt“, so die Abgeordnete. Altmaier sei für sie „nicht nur ein Twitter-, sondern ein echter Freund“.

 

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