Belasteter Boden auf Wanderschaft

18.10.2014, 07:01 Uhr
Erdaushub kann für Ärger sorgen. Kleiner Ärger, wenn ein Maulwurf einen Sportplatz (wie hier in Schniegling) umkrempelt. Großer Ärger, wenn sich der im Zuge einer Straßenbaumaßnahme ausgehobene Untergrund als chloridbelastet herausstellt.

© Hippel Erdaushub kann für Ärger sorgen. Kleiner Ärger, wenn ein Maulwurf einen Sportplatz (wie hier in Schniegling) umkrempelt. Großer Ärger, wenn sich der im Zuge einer Straßenbaumaßnahme ausgehobene Untergrund als chloridbelastet herausstellt.

Im Boden gibt es eine erhöhte Chlorid-Belastung. Ob das Chlorid schon immer da war oder Überbleibsel einer Art Abfallentsorgung ist, ist noch nicht ganz sicher.

Sicher ist bloß, dass das Zeug nicht da bleiben kann, wo es ist. Es muss für zusätzlich 60 000 Euro entsorgt werden, ehe der richtige Straßenbau beginnt. Möglicherweise müssen das ausgerechnet die Anlieger bezahlen, die diese Form der Straßen-Erschließung ohnehin nicht wollen. Ein neues Skandälchen in der an Skandalen wahrlich nicht armen Diskussion um diesen vermaledeiten Straßenbau in Unterreichenbach.

Sei’s wie es ist, der Plan, in nichtöffentlicher Ausschusssitzung besprochen, steht: Der chloridhaltige Boden wird ausgekoffert und, so stand’s geschrieben, landet auf einer Bauschuttdeponie in Georgensgmünd. Ob das eine zukunftsweisende Entscheidung ist, muss sich erst noch zeigen. Man kann nur hoffen, dass die G’münder alle Straßen, die sie jemals brauchen werden, schon gebaut haben. Wenn aber in 50 oder 60 Jahren wider Erwarten eine neue hinzukommen sollte, dann stoßen bestimmt irgendwelche hochmodernen Bagger auf den alten Schwabacher Bodenaushub, und dann beginnt das ganze Dilemma von vorne.

Müssen dann die Unterreichenbacher das chloridhaltige Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten wieder abnehmen? Gibt die Gemeinde Georgensgmünd womöglich eine kleine Anzeige in der Zeitung auf? „Chloridhaltiger Boden aus altem Schwabacher Streitfall günstig abzugeben“, stünde dann geschrieben. Aber wer wollte für etwas Geld ausgeben, für das er keine rechte Verwendung hat? Eine kühne Prognose: Chloridhaltige Böden werden auch im Jahr 2075 nicht der ganz große Verkaufsschlager sein.

Die Georgensgmünder werden also für alle Zeit auf dem verseuchten Boden aus Schwabach sitzen bleiben. Sie werden ihre Straße nicht bauen können, sie werden sich in ihrer Entwicklung behindert fühlen, sie werden das nicht hinnehmen und von Gericht zu Gericht ziehen, bis sie schließlich vor dem Europäischen Gerichtshof landen. Es geht dann bestimmt um einen riesigen chloridfreien Batzen Geld, den die Georgensgmünder von den Schwabachern fordern werden. Aber die Stadtverwaltung kann der Juristen-Feilscherei gelassen entgegensehen. Es gibt ganz gewiss in irgendeinem Kleingedruckten einen Hinweis, dass man die Kosten zur Not ja zu 90 Prozent auf die Anlieger abwälzen kann. Für die Nachfahren der Anwohner in der Seckendorf- und Neidelstraße ist das keine frohe Botschaft.

 

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