Bembers: Der "Rock’n’Roll-Jesus" in Schwabach

29.5.2017, 13:00 Uhr
Bembers: Der

Attribute also, die so weit von Genialität entfernt sind wie Donald Trump von staatsmännischem Verhalten. Attribute, die auch bei Bembers’ zweiten Auftritt im Markgrafensaal ziemlich deutlich zum Tragen kommen. Dennoch muss man Bembers diesmal strukturell einen großen Wurf zubilligen. Inhaltlich aber war es für gläubige Menschen häufig mehr als grenzwertig. Als "Rock-’n’-Roll-Jesus" stellt Bembers nämlich zunächst die Weltreligionen in die Ecke, um am Ende seine eigene Religion zu zelebrieren. 350 Jünger im Saal klatschen dazu mit.

Bembers kommt schon in Jesus-Montur auf die Bühne. Daran will er auch keinen Zweifel aufkommen lassen. "Mein Sommerkleidchen von der Fashion-Week in Nazareth", erklärt er und ist von Beginn an so kaberett-komödiantisch seriös, dass man eine Metamorphose vermutet.

"Bibel, Koran, Mein Kampf"

Allein: Sechs Jahre Bühnenerfahrung haben ihn offenbar reifen lassen. Auf sein Markenzeichen verzichtet er dennoch nicht. Sein Vokabular ist an vielen Stellen so deftig und derb, dass man es in einem seriösen Blatt nicht wiedergeben will. Über Salafisten, ein Zuckerfest und den Europakongress der Zeugen Jehovas kommt er zum Einfluss der Religionen auf unsere Welt. "Ich bin ja selbst christlich aufgewachsen", beteuert er mehrfach. Geprägt hat ihn das nicht. "Bibel, Koran, Mein Kampf", macht er eine Entwicklungslinie auf, bei der man schlucken muss.

Dann wird vom Band die Schöpfungsgeschichte der Bibel zitiert, um sich über sie lustig zu machen und Transzendenz in Frage zu stellen. Gott ist für Bembers eine Art Pizzabäcker, die Erde eine Pizza mit Gewölbe. Die Menschen stammen aus unterschiedlichen Gewürzstreuern. Bei dem mit der Aufschrift "Deppen" fällt während der Arbeit der Deckel ab.

Viele Nachteile beim Konvertieren

Dann will Bembers konvertieren. Dazu erkundigt er sich bei Moslems, Juden, Hindus und Buddhisten, was zu tun sei und ist entsetzt. Beschneidung, Verzicht auf Schäuferle, Anbetung von Kühen oder ausufernde Meditation. Alles Bedingungen, die er nicht erfüllen will, weil sie ihm nicht einleuchten.

Im Dialog mit Guru, Rabbi und Imam gelingt es ihm sogar an manchen Stellen, die Regeln ad absurdum zu führen, indem er ihren Sinn wissen will. "Ich habe schon als kleiner Junge alles hinterfragt", erklärt er seine Wissbegier. Ihm war als Zwölfjährigem nicht klar, warum sein katholischer Banknachbar Strudel einen anderen Religionsunterricht besuchen musste, obwohl doch beide weitgehend das selbe gelernt haben: "Du sollst nicht töten" und "Du sollst nicht stehlen".

Genialer Kniff

Vermutlich deshalb hat sich Bembers auf die Suche nach seiner eigenen Religion gemacht. Dass er fündig geworden ist, das stellt er am Ende seines Auftritts mit einem genialen Kniff unter Beweis. Zur Melodie eines der populärsten religiösen Lieder Deutschlands zählt er auf, was ihm heilig ist: Danke für Party, schöne Frauen und Heavy-Metal, singt er. Wie gesagt: Strukturell genial. Thematisch manchmal fragwürdig. Immerhin aber stellt Bembers in Sachen Religionskritik die richtigen Fragen und hat damit eine neue Niveaustufe erreicht. Trotz Fäkalsprache und manch übler Grenzverletzung. Böhmermann und "extra3" lassen grüßen.

 

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