„Botschafterin für Integration“

16.7.2012, 09:00 Uhr
„Botschafterin für Integration“

© Robert Schmitt

Die 66-jährige Italienerin hat vor 31 Jahren die Tanzgruppe „Tarantella“ gegründet, in der sie deutsche Kinder und Kinder mit Migrationshintergrund im italienischen Volkstanz unterrichtete und die sie bis heute leitet. Einmal pro Woche trifft sich die Gruppe zum Training im Jugendzentrum. Heute kommen dort insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund zusammen.

Ferner gehörte Carmen Wolfrum 1986 zu den Gründungsmitgliedern des Ausländerbeirats. Bis 1993 war sie seine Schriftführerin. „Ihre Grundhaltung prägte das Motto des Gremiums: Das Zusammenleben und die Kontakte zwischen Deutschen und Nichtdeutschen sowie unter ausländischen Minderheiten zu fördern“, hieß es in der Laudatio.

Matthias Thürauf griff die Bedeutung von „Tarantella“ für Schwabach auf. „Die Gruppe ist seit vielen Jahren ein nicht mehr weg zu denkender Bestandteil des kulturellen Lebens hier“, sagte der Oberbürgermeister, der das traditionelle italienische Kleid Wolfrums und sein Geschenk für eine griffige Zusammenfassung nutzte. „Italienische Folkloretracht, ein bayerisches Abzeichen und Schwabacher Goldsekt — Sie sind das beste Beispiel für gelungene Integration“, so das Stadtoberhaupt unmittelbar an Carmen Wolfrum.

1963 hatte Carmen Wolfrum ihren Mann in Italien kennengelernt und war 1966 nach Nürnberg gekommen. Noch in Italien begann sie, Deutsch zu lernen. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse erhielt sie ein Stelle beim Arbeitsamt, belegt aber weiter Deutsch-Kurse. Seit 1995 unterrichtet sie an der Schwabacher Volkshochschule. Als Dozentin für Italienisch organisiert und begleitet sie Studienreisen in ihr Heimatland.

Buntes Folklorefest

Der Kulturbazar des Integrationsbeirats war wieder ein großes buntes Folklorefest. Tanz und Musik aus aller Herren Länder sowie die dazugehörigen kulinarischen Besonderheiten schufen auf dem Marktplatz Globalisierung der sympathischen Art. Den Höhepunkt bildete eine musikalisch einmalige Jazz-Rock-Gruppe aus Georgien. „The Shin“ sorgte für einen ebenso stimmungsvollen wie abwechslungsreichen Abschluss des Fests. Der Klangteppich von „The Shin“ entsteht durch die Begegnung des musischen Georgien mit der Musik verschiedener Länder und Kulturen. Berühmte georgische Mehrstimmigkeit und instrumentale Virtuosität entfalten sich im Austausch mit Jazz Scat, Funk und Fusion, Flamenco und Indien, Ravel und McLaughlin. Die Musiker knüpfen an einen Dialog zwischen Ost und West an, der Altes und Neues beinhaltet, das Heimische und das Fremde integriert, wie es in Georgien seit alters her Brauch war. Wie es klingt? Raffiniert, überraschend, modern, witzig, heiter und einfühlsam.

Zuvor hatten Griechen, Spanier, Polen, Bulgaren, Iren, Ukrainer, Albaner, Italiener und Türken mit ihren Volksweisen und Trachten begeistert. Auch typische Instrumente kamen zum Einsatz. „Djembe“, die afrikanische Trommel, entführte in die Savannen und Regenwälder des Schwarzen Kontinents. Thomas Schalla aus Nürnberg blähte die Backen, um die Klänge eines Dudelsacks über den Marktplatz zu schicken.

 

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