Bühnenduo erinnerte mit Charme und Witz an Heinz Erhardt

27.3.2015, 09:06 Uhr
Bühnenduo erinnerte mit Charme und Witz an Heinz Erhardt

© Foto: Schmitt

Der Name Heinz Erhardt wird den meisten Zeitgenossen sicher Rätsel aufgeben. Aus eigener Erfahrung kennen ihn nämlich gewiss ausschließlich diejenigen, deren Geburtstag tief im vergangenen Jahrhundert liegt. Dabei gibt es viele Gründe, die Erinnerung an das Werk des 1909 in Riga geborenen und 1979 in Hamburg verstorbenen Komikers wachzuhalten.

Der Pianist und Komponist Bernhard Oppel aus Rednitzhembach und der Sänger Christoph Ackermann aus Erlangen haben einen äußerst gelungenen Versuch dazu unternommen. Im Schwabacher Bürgerhaus inszenierten sie einen großartigen Heinz-Erhardt-Abend.

Schließlich hat Erhardt Spuren hinterlassen. In Hamburg ist ein Park nach ihm benannt. Die Stadt Göttingen hat ihn mit einem Denkmal geehrt. Bei verschiedenen Rankings aus jüngerer Zeit hat er hinter Loriot Patz zwei der bedeutendsten deutschen Komiker eingenommen. Für Otto Waalkes und Willy Astor war er Vorbild und Inspiration zugleich.

Doch Erhardt war weit mehr als ein Witzereißer, der seine größten Erfolge als Hauptdarsteller flacher TV-Klamauk-Komödien der Wirtschaftswunderzeit feierte. Er war Musiker, Komponist, Unterhaltungskünstler und Dichter. Als solcher stand er seinen Vorbildern Kästner, Ringelnatz und Morgenstern in nichts nach. Sein Humor baut auf Wortspielen und verdrehten Redewendungen auf. Erhardts Bühnenprogramme waren in den 1960er Jahren quer durch die Republik ständig ausverkauft. Seine Darbietungen schlossen Klavierspiel, Gesang und Tanz, meist im kleinen Format, mit ein, was sein Profil als Alleinunterhalter abrundete.

Nach dem zweiten Weltkrieg hatte Erhardt zunächst als Radiomoderator gearbeitet. Als Künstler entwickelte er sich dann zu einem echten Workoholic. Theater, Film, Schlager, Fernsehen und Schallplatten. Überall war er als Texter, Musiker und Darsteller zu Hause.

Für den Abend im Bürgerhaus galt folgende Grundregel: Text: Heinz Erhardt, Musik: Bernhard Oppel. Kongeniale Interpretation: Christoph Ackermann. Der studierte Bibliothekar erwies sich als echte Rampensau. Darstellerisch und gesanglich brachte er eine Qualität auf die Bühne, die hohe Kunst bedeutete. Wie Erhardt sitzt ihm der Schalk spürbar im Nacken.

Oppel und Ackermann bildeten ein Bühnenduo mit Charme und Witz. Sie vereinten musikalischen Esprit und darstellerische Nonchalance zu einer genialen Biographie-Show. Denn den roten Faden bildete Heinz Erhardts Leben. Ein Höhepunkt war ein hinreißendes Interview. Ackermann befragte einen Pappmaché-Erhardt hinter Nostalgie-Radio und ließ ihn mit echten Zitaten vom Band antworten, anhand derer Erhardts Spontaneität und Hintergründigkeit hell aufschienen.

Ein Frühstarter

Heinz Erhardt hatte von 1926 bis 1928 am Konservatorium in Leipzig Klavier und Komposition studiert. Schon von Jugend an träumte er davon, Pianist zu werden. Schließlich war sein Vater der Kapellmeister Gustl Erhardt. Ab dem vierten Lebensjahr kam er so bereits mit dem Klavierspiel in Verbindung. Im Nachlass von Erhardt fanden sich zahlreiche Klavier-Kompositionen. Bernhard Oppel hatte zwei ganz unterschiedliche dieser Stücke gewählt, die Erhardts Bandbreite als Komponist unterstrichen. Mit einem schmissigen Rag-Time eröffnete er den Abend. Ein getragenes Präludium leitete das Finale ein.

Keine Kommentare