Bürgerversammlung diskutierte über Flüchtlinge

7.10.2015, 15:36 Uhr

Wie schon bei der Informationsveranstaltung zur winterfesten Halle, die derzeit auf dem Gelände der Straßenmeisterei in der Nördlinger Straße errichtet wird, verlief die Diskussion in ausgesprochen sachlichem Ton.

Für OB Matthias Thürauf ist es ein Spagat: „Ich will bewusst nichts schönreden. Wenn so viele Menschen kommen, kann es auch Schwierigkeiten geben“, sagt er mehrfach. Ebenso deutlich betont er: „Ich will aber auch keine Angst machen. Bisher lösen wir die Lage hervorragend. Es läuft ohne nennenswerte Probleme.“

Zu einer offenen Gesprächsatmosphäre gehört auch, dass Sorgen klar angesprochen werden. So hat ein Elternpaar, das in der Nähe der Unterkunft in der Wöhrwiesenturnhalle wohnt, kein gutes Gefühl, wenn ihre zwölfjährige Tochter an einer Gruppe junger Männer vorbeilaufen muss, die offenkundig aus Langeweile einfach vor dem Eingang sitzen.

Ein junger Mann, der im Alten DG ehrenamtlich bei der Betreuung der dortigen Flüchtlinge hilft, hat dagegen sehr positive Erfahrungen: „Das sind keine Leute, vor denen man sich fürchten muss.“

Das Stichwort Langeweile griff ein anderer Bürger auf: „Wieso werden die Flüchtlinge nicht zu einfachen Arbeiten herangezogen, etwa zum Räumen von Wegen?“ Das sei durchaus ein Thema, über das die Stadt nachdenke, so OB Thürauf. „Ich denke, die Flüchtlinge würden das gerne machen, und es wäre ein Signal an unsere Bevölkerung.“

Keine Kürzungen

Ein weiterer Bürger wollte wissen, ob die Ausgaben für Asylbewerber zu Einsparungen im ohnehin knappen Haushalt der Stadt führen werden.

Stadtkämmerer Sascha Spahic erklärte, dass es keine solche Sparpläne gebe. Grund: Die meisten Kosten - insbesondere die Unterbringung und Verpflegung - werden nicht von der Stadt, sondern vom Staat übernommen, da es sich auch um eine staatliche Aufgabe handelt. Für die Stadt fielen aber höhere Personalkosten in der Verwaltung an. Größenordnung: heuer rund 200.000, im kommenden Jahr womöglich 350.000 Euro. „Das ist nicht wenig, aber wird den Haushalt nicht sprengen“, versicherte Sozialreferent Knut Engelbrecht.

Wohnungsbau ankurbeln

Wie man sich die Unterbringung dauerhaft vorstellen müsse, wollte ein Bürger wissen. Schließlich sei eine Halle, wie sie auch auf dem BayWa-Parkplatz angedacht ist, keine Dauerlösung. Damit sprach er ein zentrales Thema an.

Die Stadt muss im Durchschnitt etwa 20 Flüchtlingen pro Woche aufnehmen. „Dieses Tempo ist das größte Problem“, sagte Engelbrecht. Die Lösung ist klar, dauert aber Zeit: „Wir müssen so schnell wie möglich möglichst viele Wohnungen bauen.“ Die Stadt habe bereits vor der Flüchtlingskrise begonnen, den sozialen Wohnungsbau wieder anzukurbeln. „Also nicht nur für Flüchtlinge“, betonte Engelbrecht. Die Hallen dienten auch dem Zweck, „den lokalen Wohnungsmarkt nicht zu sehr zu belasten.“

Und die Jobchancen? Mehrere Bürger sprachen die Integration in den Arbeitsmarkt an. Die Stadt versucht, durch weitere Deutschkurse die sprachlichen Voraussetzungen zu schaffen. Wenn die erst einmal erfüllt seien, dann werde es „wohl schnell eine hohe Nachfrage geben“, vermutet Thürauf. „Es fehlen ja schließlich junge Leute in Deutschland.“ Deshalb sei der Flüchtlingsstrom nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance.

Einfach sei all dies natürlich nicht. Thürauf hält auf höherer politischer Ebene drei Dinge für unerlässlich. Eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge in Europa und auch innerhalb der Bundesländer. Um die Lage zu entspannen, müssten zudem bei abgelehnten Asylbewerbern auch „aufenthaltsbeendende Maßnahmen“ durchgeführt werden. In Schwabach werde man weiter alles dafür tun, „dass größere Probleme möglichst erst gar nicht entstehen.“ Deshalb auch der Sicherheitsdienst etwa im Alten DG. „Bisher ist nix passiert.“

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