Chris Boettcher begeisterte über 500 Besucher

26.1.2015, 09:34 Uhr

Chris Boettcher ist in ganz Bayern bekannt. Schließlich gehört er zum Comedy-Stammpersonal des Bayerischen Rundfunks. „Gute Freunde kann niemand trennen“ heißt seine Paradedarbietung, bei der er im Radio Telefongespräche zwischen Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus jeweils im perfekten Slang fingiert.

Dass Chris Boettcher nicht nur ein ideenreicher Imitator, sondern auch ein hervorragender Texter, Sänger und Musiker ist, das bewies er bei seinem Auftritt im Schwabacher Markgrafensaal am Samstag. „Spieltrieb“ hieß sein Programm, mit dem er mehr als 500 Besucher begeisterte und zum Mitsingen animierte.

Schlag auf Schlag

Über zwei Stunden lang folgte Schlag auf Schlag. Boettcher, seine Stimme und sein E-Piano. Ein Trio, das Herbert Grönemeyer, Peter Maffay, Udo Lindenberg und Dieter Bohlen ebenso perfekt auf die Bühne zaubert wie Olli Kahn und Boris Becker. Aber auch Stoiber, Seehofer, die „Wildbad Kreuther Herzbuben“, und Angela Merkel hat er im Repertoire.

Insbesondere bei den Politikern zeigt er sich bissig und respektlos. „Wir brauchen Nachwuchs, sonst wird es immer trister, sagt die kinderlose Kanzlerin zum schwulen Außenminister“, ist ein Höhepunkt dieser kurzen Ausflüge ins echte Kabarett. Immer auch musikalisch begleitet. Denn beim Je-t'aime-Duo mit Francois Hollande und Angela Merkel erfährt man nicht nur, dass die Kanzlerin und der französische Präsident ein erotisches Paar sind. „First Topmodell aus Mac-Pomm mit fleischgewordenem Aufbau Ost: BR-Doppel-D.“ Nun weiß man auch, was Angelas Raute bedeutet. Es ist, offenbart Hollande, „unser geheimes Zeichen, dass Dein Herz nur für mich schlägt“.

Der Abend lebt noch viel mehr von den bekannten und fetzig dargebotenen Songs, die Boettcher mit originellen Texten versehen hat. Er verpackt Werbebotschaften neu. „Du bist die Frau, die stets mein Konto überzieht, merci dass es Dich gibt.“ Macht populäre Gassenhauer zu Pegida-Schlachtrufen. „Ein bisschen Hass muss sein.“ Besingt die Schönheiten Schwabachs und widmet sich vor allem dem Nachwuchs ausführlich.

„Pubertät macht blöd“. Um es zu visualisieren, beginnt er den zweiten Teil seines Programms mit Wollmütze. So eine Kopfbedeckung „made of cottonwool ist megacool“ reimt er beim „Wollstrickmützen-Blues“.

Noch mehr Vollpfosten-Potential sieht er allerdings bei Eltern, die ihren Kinder Mode-Namen verpassen. Sein Sohn sitze in der Schule zwischen Bauer Jason, Schmidt Abdullah und Kotzbichler Shakira. Wie könne man einem Kind nur so einen Namen geben, lautet der Vorwurf. An ihn allerdings. Denn sein Sprössling heißt einfach „Max“.

Chris Boettcher nimmt sich selbst in diesen aufgeheizten Tagen kein Blatt vor den Mund. In zwei Songs packt er den Islam ohne Scheu so sehr, dass man durchaus schluckt. Doch auch vor der „Christlichen Hitparade“, einer Doppel-CD mit religiösen Liedern macht sein Spott nicht Halt. Hansi Hinterseer warnt vor der ewigen Verdammnis. Für Florian Silbereisen kann der Glaube Berge versetzen. „Jesus, ich hol dich mit meim Esel ab“, persifliert Boettcher dazu.

Sex im hohen Alter

Am Ende wird noch eines deutlich: Sich angeblich unangemessen über Religion lustig zu machen, das mobilisiert offenbar sehr viel mehr als echte Grenzüberschreitungen. Im Zugaben-Lied besingt Boettcher zugegeben höchst originell Sex im hohen Alter. Dass er durch Schüttellähmung begünstigt werde und dank Alzheimer bald wieder vergessen sei, das ist dennoch nicht wirklich akzeptabel. Kein Betroffener wird deshalb allerdings zum Heiligen Krieg aufrufen.

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