Christian Luplow ist Schwabachs erster Klimaschutzmanager

24.1.2015, 09:16 Uhr
Christian Luplow ist Schwabachs erster Klimaschutzmanager

© Foto: Gerner

Natürlich muss Christian Luplow sich die Frage gefallen lassen. Ums gute Klima kümmern sich in der Stadt ja schon etliche Akteure. Die Stadtwerke werben mit ihrer Energieberatung, das Umweltamt ist nicht untätig, das Energiebündel Roth-Schwabach und die Agenda-Gruppe Bürgersolaranlagen streiten für den Ausbau der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Die Frage an Christian Luplow also lautet: Braucht es da wirklich noch einen Klimaschutzmanager?

Viele der gut 400 deutschen Städte und Landkreise haben diese Frage mit „Ja“ beantwortet, ungeachtet der Tatsache, dass lokale Aktionen in Deutschland den Klimawandel nicht aufhalten werden. Manche Kommunen haben nicht zuletzt „Ja“ gesagt, weil das Bundeswirtschaftsministerium die Stellen drei Jahre lang mit zwei Dritteln der Kosten fördert. Aber: Viele sind auch „Überzeugungstäter“.


Anstöße vom „Kümmerer“

Der Schwabacher Stadtrat zum Beispiel ist sich sicher, dass ein Klimaschutzmanager – Christian Luplow bevorzugt eher das Wort „Kümmerer“ – so manchen Anstoß geben kann. Anstoß für Projekte, die nicht nur energetisch sinnvoll sind, sondern sich auch wirtschaftlich rechnen.

Luplows Basis für seine künftige Arbeit trägt einen sperrigen Titel: Ende 2013 hat der Stadtrat nach gut eineinhalbjähriger Vorarbeit das „Integrierte Klimaschutzkonzept“ verabschiedet. Es ist nicht nur eine komplette Bestandsaufnahme aller klimarelevanter Daten in der Stadt. Es ist auch eine Prognose, welcher Anteil der Energie, der pro Jahr in der Stadt verbraucht wird, künftig in der Stadt erzeugt werden kann. Und wie dies gelingen kann. Zentraler Bestandteil des Konzepts ist ein Drei-Jahres-Aktionsplan, den Klimakümmerer Luplow jetzt abarbeitet.

Der diplomierte Geograph, der auch ein abgeschlossenes Studium als Gymnasial-Lehrer (Geographie, Deutsch) in der Tasche hat, muss nicht bei Null beginnen. Schon seit August 2012 steht er im Dienst der Stadt, die Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes durch das Institut für Energietechnik (IfE) an der Hochschule Amberg-Weiden hat Luplow maßgeblich begleitet.

Anfang 2014 sollte es dann in die Umsetzungsphase gehen, doch bis alle rechtlichen Fragen in Berlin geklärt waren, ging ein weiteres Jahr ins Land, sodass die vielen neuen deutschen Klimaschutzmanager erst Anfang 2015 ihren Dienst aufnehmen können. Christian Luplow wurde mittels zwei Halbjahres-Zeitverträgen im Umweltamt „zwischengeparkt“, jetzt aber hat er auch ganz offiziell Titel und Mittel.

Konkrete Projekte

Der 31-Jährige fährt vorerst zweigleisig. Es geht zunächst darum, die städtischen Gebäude energetisch zu ertüchtigen, zumindest da, wo es sinnvoll ist. Drei konkrete Projekte lässt die Stadt derzeit vom IfE durchrechnen: die Optimierung des großen Blockheizkraftwerkes der Stadtwerke im früheren Kasernengelände, die energetische Sanierung der Zwieseltalschule (hier steht der Austausch der Ölheizung an) und die teilweise Sanierung des Bürgerhauses, in dem die energiefressende Lüftung immer wieder Probleme macht.

Doch wenn man sich Schwabachs lokale Klimabilanz ansieht, dann benötigen die städtischen Gebäude, die Straßenbeleuchtung und der städtische Fuhrpark nur einen Bruchteil der Energie, die in der Stadt jedes Jahr verbraucht wird. Klimaschutzmanager Luplow muss deshalb die Idee vom Energiesparen in viel mehr Köpfe transportieren. Er muss also Otto Normalverbraucher für seine Ideen gewinnen. Oder wie es Luplows Vorgesetzter, der auch für Umweltfragen zuständige Rechtsreferent Knut Engelbrecht, sagt: „Die Stadt will Vorbild und Impulsgeber sein.“

In Zeiten rasant gefallener Ölpreise ist das vielleicht nicht ganz einfach. „Doch grundsätzlich wissen die Leute schon, dass es nicht so billig bleiben wird wie in den vergangenen Monaten“, so Luplow.

Wie man Energie auch in vergleichsweise alter Bausubstanz sparen kann, soll am Beispiel des Stadtteils Eichwasen aufgezeigt werden. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Stadtökologie Nürnberg und mit den Stadtwerken will der Klimaschutzmanager bei einer Veranstaltung im März deutlich machen, wie sich bei einer Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern, die im Eichwasen oft aus den 1960-er- und 1970-er-Jahren stammen, Aufwand und Energie-Einsparpotenzial zueinander verhalten. Alle Experten sagen, dass es hier enorme Potenziale gibt.

Ältester Kühlschrank

Griffiger ist eine zweite Aktion, die Luplow im April mit den Stadtwerken angehen will: Gesucht wird „Schwabachs ältester Kühlschrank.“ Ein Hinweis dafür, dass in vielen Haushalten noch Energiefresser ihren Dienst tun. Der Haushalt mit dem ältesten Kühlschrank gewinnt 400 Euro – dafür bekommt man fast ein neues Gerät mit der Energieeffizienzklasse A++.

Doch solch ein Austausch rechnet sich nicht nur für den Preisträger. „80 Euro Ersparnis pro Jahr bringt ein neuer Kühlschrank im Vergleich zu einem alten“, erklärt Luplow. „Schon nach wenigen Jahren hat sich ein Wechsel amortisiert.“ Gut fürs Klima, aber auch gut für den eigenen Geldbeutel.

Der Klimaschutzmanager könnte und müsste noch viel mehr Themen beackern. Den Ausbau von Blockheizkraftwerken und Nahwärmenetzen zum Beispiel, oder den riesigen Brocken Verkehr. Doch mit einer halben Stelle ist schlicht nicht alles zu schaffen. Beklagen will sich der 31-Jährige nicht, im Gegenteil. „Klimaschutz geht uns zwar alle an, aber für eine Stadt ist das keine Pflichtaufgabe. Angesichts der nicht einfachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rechne er es Schwabach hoch an, dass sich die Stadt hier engagiert.“

Zumindest drei Jahre lang. Was Ende 2017 ist, steht in den Sternen. Christain Luplow will die Zeit nützen. „Ich will zeigen, was die Stadt an mir hat.“

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