Der Club: Kleine Geschichten um ein großes Spiel

23.6.2017, 21:45 Uhr
Der Club: Kleine Geschichten um ein großes Spiel

© Foto: Gerner

Wo der Club auftaucht, blüht der Fußball auf. In Kornburg wissen sie ein Lied davon zu singen. Vergangenes Jahr war die Mannschaft vom Valznerweiher ein paar Kilometer nach Süden gefahren, um in der Vorstadt vorzuspielen. Die Kornburger hielten gut mit, überließen dem großen Nachbarn aber den Sieg (mit Hilfe des Schiedsrichters!!!), spazierten dafür anschließend gestärkt durch die Landesliga in Richtung Bayernliga.

Nach dem Aufstieg trennen den Club und Kornburg, den besten und den zweitbesten Nürnberger Fußballverein, jetzt nur noch drei Klassen. Es hätten auch nur zwei Ligen sein können, wenn dem früheren Rekordmeister im zittrigen Saisonschlussspurt noch der Abstieg in die 3. Liga widerfahren wäre. Der Club blieb aber glücklicherweise zweitklassig, weil es noch schlechtere Mannschaften gab (1860 München!), und so durfte sich der SC 04, ach was, durfte sich ganz Schwabach gestern auf ein erstklassiges Freundschaftsspiel freuen.

Der SC 04 hat zwar erwartungsgemäß verloren, dürfte nun aber wie Kornburg im letzten Jahr vor einer grandiosen Landesliga-Saison stehen, die bestimmt mit dem Aufstieg in die Bayernliga gekrönt wird. Wie es in einer solchen Bayernliga aussieht, das wissen die alten Schwabacher aus früheren, aus besseren Zeiten. Genauso, wie die alten Nürnberger wissen, wie sich die Bundesliga statt Zweiter Liga anfühlt. Dort, wo die Gegner nicht Sandhausen und Aue, sondern Bayern München und Dortmund heißen.

Der Aufsichtsrat

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© F.: rog

Wenn es Stefan Müller nicht gäbe, hätte es vermutlich gestern auch das Freundschaftsspiel zwischen Schwabach und dem Club nicht gegeben. Müller ist so etwas wie eine Symbiose aus Schwabacher und Cluberer. Der einzige Schwabacher im Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg kämpft seit seiner Wahl darum, dass der "Ruhmreiche" sich zu Testzwecken wieder verstärkt in der Region zeigt. Die Fans honorieren das, wie 4000 freundlich Interessierte gestern an der Nördlinger Straße bewiesen.

Müller selbst hatte den Club nicht nur nach Schwabach gelotst, er spielte auch selbst mit, ein bisschen zumindest. Nicht auf dem grünen Rasenviereck, sondern auf der Terrasse vor dem Sportheim. Denn Müller ist nicht nur Club-Aufsichtsrat, sondern auch musikalischer Kopf der "Daltons". Und ehe Teuchert, Kerk, Behrens & Co. in die Hauptrollen schlüpften, ließen Müller und seine Jungs Simon & Garfunkel, Johnny Cash und andere Größen des Showbusiness wieder auferstehen. Nach dem Spiel war der Aufsichtsrat rundum zufrieden. Tolle Kulisse, starke Schwbacher Leistung in der ersten Hälfte, schöne Tore und, Zitat: "Kein Schlachtfest."

Der Einweiser

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© Foto: Correll

Ein bisschen Sorge hatte vor dem Spiel die Parkplatzsituation gemacht. Würde es zu Verkehrschaos kommen, zu Stau und Wildparkern, würden Zuschauer deshalb den Anstoss verpassen? Dass dies einigermaßen vermieden wurde, lag bei den stattlichen 4000 Gästen erstens an guter Planung und zweitens an Männern wie Arthur Grupa. Er war einer von 14 ehrenamtlichen Helfern, die vor dem Spiel die Parkplatzsituation im Griff behielten.

Eigentlich spielt der 20-Jährige Tischtennis beim SC 04. Gestern stand er mit Walkie Talkie ausgerüstet hinter der Sportanlage und hob geduldig seinen Arm, um den ankommenden Fahrern den Weg zu weisen. Im Vorfeld war klar, dass die Zuschauer möglichst nicht scharenweise den gegenüberliegenden Supermarkt-Parkplatz blockieren sollten, deshalb wurde dort fleißig kontrolliert. Insgesamt standen rund 700 Stellplätze zur Verfügung. So blieb das Chaos aus und die Leute friedlich: "Es gab keinen Stress bisher", sagt Grupa eine halbe Stunde vor Spielbeginn und freut sich auf den Anpfiff – dann kann er sich nämlich selbst unter die Zuschauer mischen.

Grupa ist nicht nur 04er, sondern als Katzwanger natürlich auch Club-Sympathisant. Deshalb wünscht er sich vor allem ein spannendes Spiel – was es ja dann auch geworden ist, zumindest die ersten 45 Minuten.

Die lebende Fußball-Datensammlung

Karl Freller ist zwar nicht als großer Fußballer in Erinnerung, aber er könnte zumindest, wenn er in 20 oder 30 Jahren sein Landtagsmandat aufgibt, nebenher als Fußball-Datensammler einem neuen Broterwerb nachgehen. Die Fußball-Geschichtsbücher hatte der CSU-Politiker im Vorfeld des Freundschaftsspiels jedenfalls genau studiert. Er wusste also, dass eine Schwabacher Mannschaft vor 30 Jahren mal 0:13 gegen den Club verloren, vor 25 Jahren aber auch mal ein 1:1 erstritten hat.

"So geht es auch heute wieder aus", prophzeite Freller kurz vor dem Anstoß, den er selbst ausführte. Zur Halbzeit (0:0) hätte man noch gedacht: Alle Achtung. Am Ende (0:5) muss man sagen: knapp daneben.

Der kommende Mann

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© Foto: Correll

Die Stars des Ruhmreichen stehen ja generell oft geung in der Zeitung. Mancher würde wohl sogar sagen: zu oft. Deshalb soll hier auch einer zu Wort kommen, der in Zukunft vielleicht die Nullis zu Erfolgen führen kann: Nachwuchstalent Markus Stahl. Der 18-Jährige war Kapitän der U-19-Junioren und rückt für die neue Saison in die erste Mannschaft auf.

Stahl will sich einen Stammplatz erkämpfen: "Die Chance zu spielen ist sicher da, ich muss sie nur nützen." Zum Beispiel gegen den Club. In der 55. Minute wird Stahl als Linksverteidiger eingewechselt, verfolgt von da an Tobias Kempe auf Schritt und Tritt und bleibt praktisch fehlerlos. "Jeder wird sich voll reinhauen, wir wollen uns gut verkaufen," hatte er vor dem Spiel angekündigt. Mission erfüllt. Und wer weiß, vielleicht steht das Schwabacher Talent ja irgendwann sogar für den großen Nachbarn auf dem Feld.

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