Der einzige Hochschulstandort im Landkreis Roth

15.11.2018, 05:58 Uhr
Meterhohe Versuchsaufbauten, viel Technik und Elektronik: Rednitzhembacher Gemeinderäte machten sich ein Bild vom Technikum, in dem Studenten und Professoren der TH Nürnberg experimentieren.

© Foto: Thomas Correll Meterhohe Versuchsaufbauten, viel Technik und Elektronik: Rednitzhembacher Gemeinderäte machten sich ein Bild vom Technikum, in dem Studenten und Professoren der TH Nürnberg experimentieren.

Während die Fachmänner und -frauen sich unterhalten, bleibt dem Laien von der Zeitung nur das Staunen. Blockheizkraftwerke, Wärmeerzeuger, Wärmetauscher, Rohrsysteme, Elektrofilter, Flüssigkolben – so lauten die Stichworte. Und auch wenn man von der technischen Seite nichts versteht, beeindruckend ist das allemal, was die Professoren und Studenten in dieser Halle im Rednitzhembacher Gewerbegebiet Nord auf 300 Quadratmetern Versuchsfläche so treiben.

Im Zuge eines Informationsbesuchs einiger Hembacher Gemeinderatsmitglieder und des Bürgermeisters Jürgen Spahl war etwa zu erfahren, dass die TH mit Siemens kooperiert: Ein Blockheizkraftwerk produziert Strom und Wärme, speichert Energie, läuft völlig automatisch und soll einen Haushalt simulieren. Siemens-Mitarbeiter können von Erlangen aus steuern, wann und mit welchen Parametern die Anlage in Rednitzhembach läuft. Ziel ist es, so energieeffizient wie möglich zu arbeiten.

Energie sparen in Nottingham

Es gibt noch andere Versuche, die Professor Wolfram Steffen und seine Kollegen erläutern. Ein komplettes Rohrsystem eines Einfamilienhauses, einige Meter hoch, wird hier simuliert. Oder das Forschungsprojekt "Sensible", bei dem es – einfach ausgedrückt – darum geht, Strom zur richtigen Zeit nutzbar zu machen, wenn er zur falschen Zeit produziert wurde. Partner aus der Industrie, aber auch die Universitäten in Nottingham und Sevilla sind daran beteiligt. In Nottingham gibt ein sozial schwacher Stadtteil das Spielfeld der Akademiker – dort sollen möglichst Energiekosten gespart werden, das ist die Herausforderung.

Ein weiterer Versuchsaufbau weist in die Zukunft – oder doch nicht? 600.000 Euro habe die Anlage gekostet, die mit Flüssigkolben arbeitet. Diese Technologie soll den Wirkungsgrad von Maschinen steigern. Die riesige Anlage macht aber bislang gerade einmal 60 kW – das schafft ein handelsüblicher Verbrennungsmotor in einem Kleinwagen genauso. Es gehe aber auch darum, gewohnte Technologien immer wieder zu hinterfragen. In diesem Fall wird sich möglicherweise herausstellen, dass der Aufwand zu hoch ist für den Ertrag.

Expansion geplant

Wie geht es weiter mit dem Technikum? Auch darüber wurde gesprochen. Professor Steffen will expandieren. Bürofläche fehlt. Auf mittlere Sicht könne man sich gut vorstellen, sich nebenan einzumieten – ein passendes Gebäude wäre dort jedenfalls schon vorhanden.

Die Versuchshalle des Technikums ist Teil der früheren Sondermüllanlage der GSB, sie wurde 1995 für das Forschungs- und Entwicklungszentrum für Sondertechnologien (FES) errichtet. Der Freistaat Bayern hat die Halle 2009 der Hochschule zur Verfügung gestellt, Zuschüsse fließen seitdem vonseiten der Gemeinde Rednitzhembach, der Stadt Schwabach und des Rother Landkreises in die Kassen der TH – Steffen bedankte sich dafür ausdrücklich bei der Hembacher Delegation.

Der Besuch zeigt also: Ein Geheimnis muss man nicht machen aus diesem Hochschulstandort in Rednitzhembach – dem einzigen zwischen Nürnberg und Weißenburg, wie Jürgen Spahl mit Stolz anmerkt. Wie aber eine Umkehr-Osmose-Anlage funktioniert, das wird für den Zeitungsredakteur für immer ein Geheimnis bleiben.

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