"Der ewige Landrat": Eckstein steht wieder zur Wahl

21.7.2017, 13:05 Uhr

© Foto: Gerner

Nun sind 100-Prozent-Abstimmungen noch kein Garant für einen erfolg- und aussichtsreichen Wahlkampf. Niemand weiß das besser als die SPD, deren Bundesvorsitzender und Kanzlerkandidat Martin Schulz fulminant gestartet war, ehe er in den Umfragen wieder zum Außenseiter mutierte. Bei Herbert Eckstein muss man solche Sorgen nicht haben. Er wird als klarer Sieger über die Ziellinie gehen. Nicht nur, weil er mutmaßlich der einzige Kandidat sein wird. Sondern auch, weil es niemanden gibt, der auch nur annähernd seine Popularitätswerte erreicht. Und weil es niemanden gäbe, der ihn schlagen könnte.

Popularität und Programm

Bei der Nominierungsversammlung in Hilpoltstein wollte Herbert Eckstein aber nicht nur mit Popularität, sondern auch mit Programm punkten. In einer knapp einstündigen Rede arbeitete er sich durch ein neunseitiges Stichwort-Manuskript. Für seine Verhältnisse tat das der Mann, der ansonsten gerne redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist, recht penibel. Es ging also um solide Finanzpolitik (nur zwölf Millionen Euro Schulden aktuell), um eine hohe Investitions- (145 Millionen Euro seit 2010) und eine niedrige Arbeitslosenquote (2,2 Prozent). Es ging um sinkende Müllgebühren, um Angebote für Senioren und für Jugendliche, um das große Gebiet der "Kreisentwicklung" und des Klimaschutzes. Er streifte die Themen Bildung und Digitalisierung, Mobilität und Tourismus, Wirtschaft und Vereinsförderung.

Zusammenfassen lässt sich das ungefähr so: Der Landkreis hat derzeit eine Super-Ausgangsposition. Die hat er, weil die handelnden Akteure einen Plan haben, wohin die Reise gehen soll. Manchmal ringt man lange um den richtigen Weg. Aber letztendlich werden rechtzeitig die Weichen gestellt.

Mit aller Kraft

Egal, um was es geht: Eckstein ist immer Herzblutpolitiker, der mit aller Kraft die Dinge anpackt. "Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann stehe ich wie eine Eins", sagt er von sich. Er wirkt in solchen Augenblicken positiv gestimmt und zupackend.

Es gibt aber auch Dinge, die den Menschen und den Landrat Herbert Eckstein belasten; auch daran ließ er seine Genossen bei der Nominierungsversammlung teilhaben.

Wenn jemand nach einem langen Arbeitsleben von einer mickrigen Rente nicht leben könne, "dann stimmt etwas im System nicht", kritisierte er. "Das ist nicht gerecht." Donnernder Applaus von den Delegierten.

Oder Thema Asyl. Wenn Leute, die nach zwei oder drei Jahren die deutsche Sprache können, beruflich und sozial integriert sind, wieder weggeschickt werden, "pack’ ich das nicht", schimpfte er. "Wir brauchen endlich ein faires Einwanderungsgesetz." Donnernder Applaus von den Delegierten.

"Das lässt mir keine Ruhe"

Oder der Polizistenmord von Georgensgmünd. Das Landratsamt hatte mit dem Beschluss, dem selbst ernannten "Reichsbürger" Wolfgang P. die Waffen wegnehmen zu lassen, die Dinge ja gewissermaßen ins Laufen gebracht. "Meine Leute und letztlich ich, der unterschrieben hat, haben bestimmt alles richtig gemacht. Und doch hinterfragt man sich natürlich, wenn es am Ende einen Toten gibt. Das lässt mir keine Ruhe", betonte Eckstein.

Oder die Egozentrik mancher Bürger. Eckstein erinnerte an einen Leserbrief, in dem sich ein Autofahrer darüber aufgeregt hat, dass er zu lange auf der nach einem (tödlichen) Unfall gesperrten Autobahn im Stau gestanden habe. Dessen Vorwurf: Die Hilfskräfte hätten zu langsam gearbeitet. "Wenn zwei Stunden wichtiger sind als ein Menschenleben, dann verfault die Gesellschaft von innen", stellte der Landrat und Wieder-Landratskandidat fest. Donnernder Applaus von den Delegierten.

Gutes Miteinander

Glücklicherweise, und da sah man wieder den positiven Herbert Eckstein, seien das Einzelfälle. Grundsätzlich funktioniere im Landkreis das Miteinander, sowohl auf politischer wie auf gesellschaftlicher Ebene. "Unsere Stärke kommt aus den Dörfern" betonte er, und: "Vielfalt ist unsere Stärke."

Seine fünfte Kandidatur, sagte Eckstein abschließend, habe er sich nicht leicht gemacht. "Aber ich bin gesund, ich kann mich nach wie vor über Dinge freuen, ich kann mich über Dinge ärgern, und ich lasse mich noch immer gerne inspirieren."

Großes Ziel

Außerdem, das ließ er auch durchblicken, hat er noch ein großes Ziel: Den Umbau der Kreisklinik Roth, ein 100-Millionen-Euro-Projekt, will er noch auf die Spur setzen. Abschließen wird das Zehn-Jahres-Projekt aber mutmaßlich sein Nachfolger beziehungsweise seine Nachfolgerin. Denn in sechs Jahren, das deutete er am Rande der Veranstaltung an, ist spätestens Schluss. "Es gibt für mich nämlich noch andere interessante Aufgaben."

Es gibt junge Leute, die haben schon drei Kindergarten- und zwölf Schuljahre hinter sich und inzwischen ihr Studium abgeschlossen. Als sie geboren wurden, hieß der Landrat schon Herbert Eckstein. Und wenn sie demnächst ihre erste richtige Arbeitsstelle antreten, dann wird der 61-Jährige immer noch im Amt sein.

Kommentar von Redakteur Robert Gerner: Eine Wahl ohne Auswahl

Es gibt junge Leute, die haben schon drei Kindergarten- und zwölf Schuljahre hinter sich und inzwischen ihr Studium abgeschlossen. Als sie geboren wurden, hieß der Landrat schon Herbert Eckstein. Und wenn sie demnächst ihre erste richtige Arbeitsstelle antreten, dann wird der 61-Jährige immer noch im Amt sein.

Eckstein, der ewige Landrat, peilt nach seiner Nominierung vom Donnerstagabend seine fünfte Amtszeit an. Man muss kein großer Prophet sein, um zu sagen, dass er die Arena am Wahltag, dem 24. September, als großer Sieger verlassen wird. Schließlich ist er – aller Voraussicht nach – der einzige Kandidat.

Das ist schön für Herbert Eckstein und gut für seine Partei, die ansonsten arg darbende Bayern-SPD. Für die Wahl an sich ist es dagegen nicht ganz so prickelnd, denn eine Wahl sollte eigentlich ja auch Auswahl bedeuten. Davon lebt Demokratie. Nun, dass sich ihm niemand in den Weg stellt, darf man dem Wendelsteiner nicht vorwerfen. Auch die SPD wäre ja dumm, wenn sie ihren populärsten Mann in Rente schicken würde. Noch dazu, wo die potenziellen Thronerben nicht gerade Schlange stehen.

Auf der Suche nach möglichen Eckstein-Herausforderern muss man zur CSU schauen. Und hier überrascht es auf den ersten Blick schon, dass die ansonsten mit maximalen Ansprüchen ausgestattete Regierungspartei einen so bedeutenden Posten wie den eines Landrats kampflos aufgibt.

Für die Christsozialen war es ein schwieriger Abwägungsprozess. Entweder den nächsten chancenlosen Bewerber als neuen Hoffnungsträger anpreisen, so wie Otto Körner 1999, Stefan Kuchenmeister 2005 und Robert Frank 2011. Oder die Flinte rechtzeitig ins Korn werfen und personelle wie finanzielle Ressourcen schonen. So lange Eckstein im Amt ist, gilt bei der CSU jetzt Variante zwei.

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