Diakonie soll bei Schwabacher Krankenhaus einsteigen

30.1.2017, 17:04 Uhr
Diakonie soll bei Schwabacher Krankenhaus einsteigen

© Foto: Thomas Schaller/oh

In dem sogenannten „Letter of Intent“, der am Montag unterzeichnet wurde, wird zum 1. Juli 2017 eine gemeinsame Trägerschaft für das Stadtkrankenhaus angestrebt, die Diakonie Neuendettelsau soll dann mit 75 Prozent Mehrheitsgesellschafter werden.

Ziel der Stadt, so Oberbürgermeister Matthias Thürauf, sei es gewesen, einen stabilen und starken Kooperationspartner zu finden, der außerdem ebenso wie die gemeinnützige Krankenhaus-GmbH Schwabachs nicht gewinnorientiert arbeitet. Unter dieser Maßgabe sei die Diakonie Neuendettelsau der ideale Partner.

Wesentliche Entscheidungen einstimmig

Auch wenn Neuendettelsau der Mehrheitsanteil zukommen soll, sollen wesentliche Entscheidungen durch die Gesellschafterversammlung nur einstimmig getroffen werden können. Im operativen Geschäft hingegen wird das Diakoniewerk Entscheidungsbefugnis haben. Nach Thüraufs Meinung ist dies „ganz wichtig“. Am Montag wurden der Betriebsrat des Stadtkrankenhauses sowie die Beschäftigten über die Pläne informiert.

Profitieren von der Kooperation sollen natürlich auch die Schwabacher Bürgerinnen und Bürger, denn medizinische Möglichkeiten der Diakonie sollen dann auch in der Goldschlägerstadt verfügbar sein. „Das medizinische Angebot wird besser und größer“, ist sich Thürauf sicher.

"Wir sind überzeugt, dass es klappt"

Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Neuendettelsau, Rektor Dr. Mathias Hartmann, bekundete, dass man sich über die Anfrage aus Schwabach sehr gefreut und zwischenzeitlich ausgiebig geprüft habe, wie das Stadtkrankenhaus Schwabach medizinisch und wirtschaftlich sinnvoll geführt werden könne. Hartmann: „Wir sind überzeugt, dass es klappt“.“

Die Diakonie Neuendettelsau ist der größte diakonische Träger im Freistaat und betreibt aktuell vier Kliniken in der Region: Die Clinic Neuendettelsau mit 150 Betten, in Nürnberg die Klinik Hallerwiese (140) und die Cnopf’sche Kinderklinik (145) sowie in Ansbach die Rangauklinik, eine Reha-Einrichtung mit 75 Akutbetten für Lungenheilkunde. Die Diakonie Neuendettelsau hat 7000 Mitarbeitende in über 200 Einrichtungen in Bayern auf den Gebieten Krankenhäuser, Altenhilfe, Behindertenbetreuung und Bildung.

Laut Dr. Hartmann soll die Klinik in Schwabach sowohl die Achse der Standorte Ansbach, Neuendettelsau und Nürnberg als auch das fachliche Spektrum erweitern. Eine „Ausweitung des medizinischen Leistungsangebots im Verbund“ ist laut des Neuendettelsauer Rektors das Ziel. An einzelnen Kliniken könnten Spezialisierungen aufgebaut werden. Man wolle künftig doppelte Investitionen und unnötige Konkurrenz vermeiden.

Vorhandenes nutzen

Dr. Hartmann verweist auf die zertifizierte „Stroke Unit“ im Schwabacher Stadtkrankenhaus zur Behandlung von Schlaganfallpatienten oder etwa die Schmerztherapie, die künftig auch in anderen Einrichtungen der Diakonie Neuendettelsau angeboten werden soll. Während Schwabach zudem über eine „sehr gute nichtinvasive Kardiologie“ verfüge, stehe in der Clinic Neuendettelsau ein Linksherzkatheter-Messplatz zur Behandlung von Erkrankungen im Bereich der Herzklappen und Herzkranzgefäße zur Verfügung.

Bestreben des Diakoniewerks sei es, auf dem Krankenhaus-Sektor weiter zu wachsen. Man verfüge bislang über 600 Betten, peile jedoch das Ziel von 1500 an, um auch für die Zukunft der stationären Patientenversorgung gut aufgestellt zu sein.

Der Geschäftsführer des Schwabacher Stadtkrankenhauses, Diakon Klaus Seitzinger, erachtet den Weg, den der Stadtrat nun eingeschlagen hat, als „sehr gut“. Auch Seitzinger verweist auf das „Größenproblem“, mit dem die kleinen Krankenhäuser zu kämpfen haben. Ein großer Verbund ermögliche es, diversifizierte medizinische Angebote zu unterbreiten.

Fokussieren auf Schwerpunkte

Für Rektor Dr. Hartmann macht es Sinn, Synergieeffekte und somit Sparpotenziale zunächst etwa bei einem gemeinsamen Einkauf auszuschöpfen. Bei medizinischen Konzepten hingegen mache ein unterschiedliches Fokussieren auf Schwerpunkte Sinn.

Der Vorstandsvorsitzende macht auch einen Blick in die Zukunft, als er vom Prinzip „Arzt kommt zum Patienten“ spricht und von einem „Aufwärts- und keinesfalls Abwärtstrend“: Chefärzte anderer Diakonie-Krankenhäuser könnten Sprechstunden in Schwabach zu ihren jeweiligen Schwerpunktthemen anbieten und nennt auch gleich ein Beispiel: die gebärmuttererhaltende Operationstechnik bei Zysten. Patientinnen könnten dann auch gleich am Standort Schwabach operiert werden.

Name bleibt

Außer Frage steht sowohl für die Stadt Schwabach als auch das Diakoniewerk, dass die Notfallversorgung in der Regelsbacher Straße weiterhin rund um die Uhr gewährleistet bleibt. Wichtig ist Thürauf und Dr. Hartmann, dass die Arbeitsverträge aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Stadtkrankenhaus Schwabach unverändert weiterlaufen. „Es besteht eine Besitzstandswahrung. Der bisherige Tarif wird fortgeführt.“ Auch der Name Stadtkrankenhaus Schwabach soll fortgeführt werden.

Betriebsratsvorsitzender Albrecht Kern sieht in der geplanten Kooperation eine Chance, das Stadtkrankenhaus Schwabach zu stärken, um den Bürgerinnen und Bürgern weiterhin eine wohnortnahe Versorgung anbieten zu können. Für Kern ist auch die Zusicherung wichtig, dass die Krankenpflegeschule vor Ort erhalten bleibt.

Für das Stadtkrankenhaus Schwabach geht man beim Diakoniewerk von steigenden Patientenzahlen aus. Im Mai, so der Zeitplan, soll sowohl vom Kuratorium der Diakonie Neuendettelsau als auch vom Schwabacher Stadtrat endgültig „grünes Licht“ für die Kooperation gegeben werden.

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