Die Brüder Karl und Georg Kreichauf fielen am gleichen Tag

2.10.2014, 10:53 Uhr
Die Brüder Karl und Georg Kreichauf fielen am gleichen Tag

© Foto: Ruthrof

Vermutlich Regimentskameraden ließen ihnen einen Gedenkstein errichten, der im Ort als „Ahorn/Kreichauf-Stein“ bekannt ist. Dieser wurde jetzt auf französische Anregung hin restauriert und wieder eingeweiht. Mit dabei waren mehrere Soldatenvereinsabordnungen aus Hohenwart, Hohenlinden, Wendelstein, vom bayerischen Soldatenbund und aus Frankreich.

Zur Wendelsteiner Delegation gehörten neben 3. Bürgermeister Willibald Milde Gemeinderat Dr. Jörg Ruthrof sowie Karl Höhn und Roland Beyer vom Soldaten- und Veteranenverein.

Dabei waren die im September 1914 gefallenen Kreichauf-Brüder gar keine gebürtigen Wendelsteiner, auch wenn sich in der Stammrolle ihres Regiments, dem 10. Bayerischen Infanterieregiment „König“, als Heimatort die Angabe „Wendelstein, Bezirksamt Schwabach“ findet. Die ursprüngliche Heimat von Karl und Georg Kreichauf war Sulzbürg in der Oberpfalz im heutigen Landkreis Neumarkt.

Von Sulzbürg nach Wendelstein

Aus einer kinderreichen Familie mit sechs Geschwistern stammend, fand der 1881 geborene Georg Kreichauf in Wendelstein eine neue Heimat, arbeitete als Taglöhner und heiratete auch hier. Später folgte ihm sein jüngerer Bruder Karl (Jahrgang 1892), der in Wendelstein Bäcker wurde. Beide Brüder dienten im gleichen Regiment und starben am gleichen Tag.

Bereits vierfacher Vater, wurde Georg Kreichauf bei Kriegsbeginn 1914 als Landwehrmann zur 9. Kompanie des 10. Infanterieregiments „König“ eingezogen und marschierte damit im gleichen Regiment Richtung Frankreich wie sein Bruder Karl, der als „Tambourgefreiter“ bei der 11. Kompanie diente. Das Schicksal wollte es, dass beide zusammen mit Josef Ahorn am 21. September 1914 in den Wäldern bei Vieville in Lothringen bei den dortigen Kämpfen ums Leben kamen. Zunächst gemeinsam bestattet, erhielten alle drei später auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Vieville Einzelgräber.

Auch in ihrem Regiment waren sie nicht vergessen, denn nach den Kämpfen ließen das Regiment oder Kameraden ihres Regiments den drei Soldaten einen Gedenkstein im Wald oberhalb des Ortes errichten.

Mit dieser Schlacht am Maas-Bogen endete zugleich schon einen Monat nach Kriegsausbruch der damalige Vormarsch der deutschen Truppen in der Region. Der zermürbende Stellungskrieg nahm seinen Lauf und fand später mit der Schlacht um Verdun, 40 Kilometer entfernt, einen seiner grausamen Höhepunkte.

2013 hatte auf französischer Seite der pensionierte Gendarmeriekommandant von Verdun, Martial Talfournier, die Idee zur Renovierung des „Ahorn/Kreichauf“-Gedenksteins. Über die oberbayerische Gemeinde Hohenlinden, zu der er gute Kontakte pflegt, suchte er weitere Förderer in beiden Ländern: Als Träger des Vorhabens für die lothringische Seite war der Kulturverein in der Nachbargemeinde Buxieres zur Hilfe bereit. Für die bayerische Seite übernahm die Gemeinde Hohenlinden die Koordinierung. Ihr gelang es, als Zuschussgeber die Bayerische Volksstiftung und die Gemeinden, aus denen die Gefallenen stammten, mit ins Boot zu nehmen. Die Restaurierung wurde genau zum 100. Todestag der drei bayerischen Soldaten abgeschlossen.

Nach der Ankunft der Wendelsteiner Abordnung in Buxieres und dem Zusammentreffen mit den anderen Gruppen stand als erster offizieller Termin eine Ausstellungseröffnung im Rathaus an. Viele historische Fotos und Exponate erinnern an die bayerische Besatzungszeit von 1914 bis 1918 in den Dörfern um Buxieres. Der nächste Halt war der renovierte Gedenkstein selbst im Wald oberhalb von Buxieres. Die Geschichte der Kreichauf-Brüder und ihres Kameraden Josef Ahorn wird neben dem Gedenkstein auf einer zweisprachigen Informationstafel erzählt. Gedenkfeiern am deutschen Soldatenfriedhof in Vieville, wo Georg und Karl Kreichauf inzwischen bestattet sind, und am französischen Soldatenfriedhof im nahen Marbotte waren die weiteren Stationen.

Der Wahnsinn von Verdun

Die Wendelsteiner besuchten zudem die ehemalige Kampfzone der Schlacht um Verdun. Erstes Ziel war die Kapelle am Platz des Dorfes Fleury bei Douaumont. Es ist eines von neun Dörfern, das in den Kämpfen um Verdun ab 1916 zerstört und danach nicht mehr wiederaufgebaut wurde. Der von Granaten bis heute umgepflügte ehemalige Standort des Dorfes wurde 17 Mal von deutschen und französischen Truppen erobert und zurückerobert.

Der beeindruckende Schlusspunkt war das Beinhaus auf der Höhe von Douaumont unweit des bekannten „Grabens der Bajonette“. In den Kammern im Untergeschoss des Beinhauses liegen – durch Fenster sichtbar – die Knochen von etwa 130 000 auf den umliegenden Höhen gefallenen deutschen und französischen Soldaten. Insgesamt hat die Schlacht um Verdun rund 900 000 Menschen das Leben gekostet.

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