Die Gespinstmotte hat auch Schwabacher Gärten im Griff

24.5.2018, 06:00 Uhr
Ekelerregend oder ein Kunstwerk der Natur? So hat sich die Gespinstmotte im Garten von Tagblatt-Leserin Ilse Ziedrich im Stadtteil Penzendorf ausgebreitet.

© Foto: Ilse Ziedrich Ekelerregend oder ein Kunstwerk der Natur? So hat sich die Gespinstmotte im Garten von Tagblatt-Leserin Ilse Ziedrich im Stadtteil Penzendorf ausgebreitet.

"Man sieht sie überall an Straßen", sagt Cornelia Grebe-Donhauser, die Leiterin der Stadtgärtnerei. "Mich haben schon einige Bürger darauf angesprochen. Einer hat gesagt, dass da wohl Christo unterwegs war. Schön, wenn man das so sehen kann."

Bei Tagblatt-Leserin Ilse Ziedrich aus Penzendorf war aber nicht der weltberühmte Verpackungskünstler im Garten, sondern nicht weniger fleißige Raupen des Schmetterlings. Und deren Werk findet sie schlicht "gruselig und eklig". Kein appetitlicher Anblick, wenn man gemütlich auf der Terrasse sitzen will.

Neu ist das Phänomen nicht. "Letztes Jahr war schon ein Baum vollkommen eingesponnen", berichtet Ilse Ziedrich. Doch ihr Garten ist ein Beispiel dafür, dass es heuer sichtbar schlimmer ist. "Dieses Jahr sind es bereits vier Bäume, diverse Stauden und unter den Bäumen sogar Rasen — alles ist eingesponnen."

"Völlig harmlos"

Besonders beliebt bei den Gespinstmotten scheint zum Beispiel das Pfaffenhütchen zu sein. Auch dafür ist Ilse Ziedrichs Garten ein Beispiel. Häufig betroffen ist zudem etwa der Weißdorn. Andere Gespinstmotten bevorzugen dagegen etwa auch Apfelbäume. Insgesamt gibt es in Mitteleuropa über 70 verschiedene Arten dieses Schmetterlings.

Ilse Ziedrich aber stellt die Frage, die für alle gilt: "Was kann man tun? Ich kann ja nicht alle Bäume in meinem Garten entfernen."

Die schlechte Nachricht: Man kann jetzt, da die Netze bereits da sind, letztlich nichts mehr tun. Die gute Nachricht: Man muss es auch nicht.

"Gespinstmotten sind völlig harmlos", betont Cornelia Grebe-Donhauser. Anders als etwa der Eichenprozessionsspinner lösen sie beim Menschen keine Allergien aus. Und im Gegensatz zum Buchsbaumzünsler (wir berichteten) schädigen sie auch die Pflanzen nicht nachhaltig. Die kahlgefressenen Äste lassen zwar wenig Optimismus aufkommen, doch der schlechte Eindruck täuscht: "Die Bäume schlagen wieder aus", sagt die Pflanzenexpertin.

Vögel fressen die Mottenraupen gern

Als Grund für das vermehrte Auftreten vermutet Karin Holluba-Rau vom Bund Naturschutz Schwabach die Witterung: "Es ist sehr trocken heuer." Es gebe eben mal weniger, mal mehr Gespinste. "Sie gehören zur Natur." Und trotz des "bizarren Aussehens" hätten sie auch einen Vorteil: "Die vielen Raupen sind wichtige Nahrung für Vögel."

Die Gespinstmotte zu bekämpfen ist nicht einfach. Am besten wäre, sie frühzeitig von den Bäumen und Sträuchern abzusammeln. Aber meist werden die Raupen erst entdeckt, wenn sie die Gespinste bereits gebildet haben.

"Bloß kein Gift"

Die erweisen sich als das, was sie auch sein sollen: ein sehr effektiver Schutz. "Wir haben es mal mit einem Wasserstrahl versucht, aber da kommt man nicht mehr durch", berichtet Ilse Ziedrich.

Helfen Pflanzenschutzmittel? "Bitte bloß kein Gift", betont Cornelia Grebe-Donhauser. Aus gleich drei Gründen. Erstens: Es nützt nicht wirklich. "Die Raupen sind durch ihr Gespinst weitgehend geschützt", erklärt Dr. Gisela Merkel-Wallner, die Insektenexpertin des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), der seine Geschäftsstelle in Hilpoltstein hat.

Zweitens: "Gift würde eher den natürlichen Fressfeinden wie Vögeln oder Schlupfwespen schaden", sagt Cornelia Grebe-Donhauser.

Geduld bis Ende Juni

Drittens ist das Ende der Gespinste in Sicht. "Mit dem sogenannten Johannistrieb um den 26. Juni herum treiben die Gehölze neu aus. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Raupen bereits verpuppt oder sind als Falter schon ausgeflogen", erläutert Dr. Merkel-Wallner. "Bald darauf lässt sich nichts mehr von den silbrigen Gespinsten und dem Kahlfraß der Sträucher und Bäume erkennen."

Bis dahin bleibt nur eines: "Man muss es erdulden", bittet Cornelia Grebe-Donhauser die Gartenbesitzer. Oder an Christo denken.

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