„Die Patienten stimmen mit den Füßen ab“

20.12.2012, 08:28 Uhr
„Die Patienten stimmen mit den Füßen ab“

© Karg

Ihre Empfehlungsrate von 82 Prozent liegt zumindest genau im Durchschnitt. Aber wie aussagekräftig sind diese Zahlen? Und welche Konsequenzen werden daraus gezogen? Ein Blick in die Studien und die Reaktionen der beiden Krankenhäuser in Schwabach und Roth:

Schlusslicht. Letzter Platz auf der so genannten „Weißen Liste“ der Krankenhäuser. Sie soll Patienten bei der Auswahl der Klinik eine Orientierungshilfe sein. Diese Rangliste der Zufriedenheit kann Diakon Klaus Seitzinger, dem Geschäftsführer des Stadtkrankenhauses Schwabach, nicht gefallen. Und er sucht auch gar nicht nach Ausflüchten: „Natürlich ist das ein Imageschaden. Wir werden hart daran arbeiten, dass die Wahrnehmung eine andere wird.“

Deshalb werde er sich mit den Chefärzten und der Pflegedienstleitung zusammensetzen und über weitere Verbesserungsmöglichkeiten sprechen. Schließlich würden solche Umfragen spiegeln, wie man von den Patienten gesehen wird. „Dass wir unter dem Durchschnitt sind, ist nicht akzeptabel“, betont Seitzinger im Pressegespräch mit dem Tagblatt.

„Kostenlose Beratung“

Auch Werner Rupp, der Vorstand der Kreisklinik Roth, sieht überhaupt keinen Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Er versteht Kritik nicht als Nörgelei, sondern als „kostenlose Unternehmensberatung“.

In der Umfrage liegt Schwabach durchgängig unter den Rother Werten. Mit den Ärzten sind in Schwabach 76 Prozent zufrieden, in Roth sind es 82. Beim Pflegepersonal sind es 74 gegenüber 84 Prozent. Und in punkto Organisation und Service erhielt Schwabach Lob von 73 Prozent, Rother dagegen von 82.

Doch auch hier ist noch Spielraum nach oben: Am besten bewertet wird in Mittelfranken das Waldkrankenhaus Erlangen mit 93 Prozent.

Werner Rupp könnte aus Rother Sicht mit der Umfrage gut leben. Doch gerade das gibt ihm die Freiheit, deren Aussagekraft in Zweifel zu ziehen. Dafür hat er drei Argumente.

Zum einen die Zahl der Befragten: Für die Kreisklinik Roth gab es 347 Bewertungen — bei rund 11600 stationären Patienten. Das entspricht gerade einmal rund drei Prozent. Ähnlich liegt die Quote in Schwabach: Von über 7000 Patienten pro Jahr nahmen nur 214 an der Umfrage teil.

Zum anderen sei die Aussage so allgemein, dass niemand wirklich Konkretes damit anfangen könne. Es sei allenfalls ein Stimmungsbild.

Das aber stimme — drittens — nicht mit den kontinuierlichen Umfragen überein, die die Kreisklinik selbst bei jedem ihrer Patienten durchführt.

Genau darauf verweist auch Klaus Seitzinger. „Bei unseren eigenen Umfragen in Schwabach bekommen wir Noten mit einer eins vor dem Komma.“

Sowohl in Roth als auch in Schwabach sind Beschwerden Chefsache. „Für mich ist aber jeder konkrete Anhaltspunkt viel wertvoller als eine so allgemeine Umfrage“, betont Rupp.

Klaus Seitzinger hält eine andere Zahl ohnehin für Aussagekräftiger: „Patienten stimmen mit den Füßen ab.“ Von Notfällen abgesehen, entscheiden sie selbst, in welches Krankenhaus sie gehen, welchem sie vertrauen. „Und da steigen unsere Zahlen.“

2011 behandelte das Stadtkrankenhaus 7176 Patienten stationär. Heuer werden es rund 7550 sein. Die Zahl der ambulanten Versorgungen — vom Zeckenbiss bis zur Operation — stieg von 12099 im Jahr 2011 auf heuer rund 13000.

Auch immer mehr Schwangere entscheiden sich für eine Entbindung in Schwabach: 2011 kamen im Stadtkrankenhaus 291 Kinder zur Welt, 2012 sind es bereits jetzt 358. So schlecht, findet Seitzinger, könne der Ruf des Schwabacher Stadtkrankenhauses also nicht sein.

In Roth waren die Zahlen von 2005 bis 2009 auf rund 11000 stationäre Patienten gestiegen und sind seitdem auf diesem gutem Niveau stabil.

Also alles bestens? Insgesamt stellen sich Seitzinger und Rupp selbstbewusst vor ihre Mitarbeiter. In beiden Häusern werde sehr gute medizinische Arbeit geleistet.

„Mehr Kommunikation“

Kritik etwa an zu langen Wartezeiten in der Ambulanz können sie aber zumindest zum Teil nachvollziehen. Allerdings komme es immer sehr stark auf die Situation an. Denn Notfälle gingen nun einmal vor. „Bei den Wartezeiten sind wir eigentlich topp“, sagt Rupp. Seitzinger räumt ein, dass „die Wartezeiten oft noch zu lang sind“. Doch habe der neue Zentrale Untersuchungsbereich (ZUB) bereits spürbare Verbesserungen gebracht. Kritik am Essen kann er dagegen nicht verstehen: „Wir haben einen sehr guten Koch.“

„Spielraum für Verbesserungen“ sehen die beiden Klinik-Manager vor allem in der Kommunikation: „Es muss uns gelingen, bei unseren Mitarbeitern den Service-Gedanken noch weiter zu entwickelt“, findet Seitzinger. „Die Patienten wünschen sich mehr Kommunikation“, weiß Rupp. Darauf müssten Ärzte und Pflegepersonal noch mehr eingehen.

Werner Rupp gibt aber noch zwei andere Aspekte zu bedenken: Krankenhäuser haben nicht unbegrenzt Personal. „Nicht jede Erwartung ist auch erfüllbar.“ Und: „Wir in Roth haben 500 Mitarbeiter. Auch bei uns ist nicht jeder jeden Tag gleich gut drauf.“

Näheres zur Umfrage unter:
www.krankenhaus.weisse-liste.de

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