Diese Geschäfte in Schwabach stehen leer

27.2.2019, 15:49 Uhr
Diese Geschäfte in Schwabach stehen leer

© Fotos: Hess

Die Zeiten sind nicht einfach. Früher standen die Eigentümer der Läden im Geschäft. Heute sind sie nicht selten Franchise-Nehmer und Angestellte von großen Ketten. Und die schauen ganz genau aufs Geld. Sie vergleichen alle Filialen miteinander und rechnen den Umsatz je Quadratmeter aus. Stimmen die Zahlen nicht, wird der Laden möglichst bald geschlossen.

Handel verlagert sich ins Netz

Der Handel verlagert sich auch zunehmend ins Internet. Besonders ärgerlich ist das für jemanden, der im Laden steht und die Kunden bestens berät – und trotzdem kein Geschäft macht. Die Kunden bedanken sich dann höflich – und kaufen die Artikel, die sie eben anprobiert haben, anschließend im Internet.

Speziell in Schwabach ist ein nicht zu unterschätzender Faktor auch das große Einkaufszentrum im Falbenholz. Früher war es die Suma, dann die Huma und jetzt ist es Oro. Die "Einkaufswelt" dort listet 34 Geschäfte auf, vom Optiker über den Lotto-Laden bis hin zur Apotheke. Und zwischendrin sind relativ große Spieler, wie der Modepark Röther, Real oder der Media-Markt. Alles unter einem Dach und mit reichlich kostenlosen Parkplätzen vor der Tür. Eine gewaltige Konkurrenz für die Einzelhändler in der Innenstadt. Die mühen sich redlich.

Hier ein Überblick, der alles andere als vollständig ist:

Das Modehaus Käferlein am östlichen Eingang zur Innenstadt gehört inzwischen der Familie Frenzel (Mönchshof). Was hineinkommen soll, steht noch nicht fest, erklärt Christian Frenzel. Das Modehaus Käferlein hat eigentlich drei Stockwerke, "aber Einzelhandel ist höchstens noch im ersten Stock zu machen", sagt Frenzel. Auch das Modehaus Käferlein hatte in jüngster Zeit nur noch das Erdgeschoss genutzt.

Frenzel: Es gibt eine Zukunft

Frenzel ist Vorsitzender des Einzelhandelsverbands. Er ist durchaus zuversichtlich, was die Schwabacher Innenstadt anbelangt. "Die Zukunft des Handels gibt es. Wir haben Frequenz, aber die ist sehr schwankend. Wichtig ist, dass die Bevölkerung auch sieht: ,Was habe ich in Schwabach.‘ Das gilt generell in den kleinen Städten." Der Handel müsse sich den Kunden mehr zuwenden. Manche würden dies schaffen, andere nicht. Er erinnert an den Slogan des Einzelhandels "Leben finden innen statt". Den kann man auch anders buchstabieren: "Leben findet Innenstadt". "Wir brauchen ein Votum für die Innenstadt", fordert er. "Der Handel ist im Umbruch", räumt er aber auch ein.

Im Hüttlinger stehen seit geraumer Zeit die Räume leer, in denen s. Oliver sein Ladengeschäft hatte. Zukunft der Fläche: ungewiss.

Gerry Weber hat Ende Januar beim Amtsgericht Bielefeld einen Insolvenzantrag gestellt. Das Gerry-Weber-Geschäft befindet sich in Schwabach am Marktplatz. Der Verkauf hier geht weiter. Zukunft: unklar.

Hunkemöller zieht ein

In der Königstraße ist die Raiffeisenbank ausgezogen. Sie hatte hier ihre Schwabacher Zentrale. Die Bank hat ein neues Domizil rund 100 Meter weiter gefunden. Die Zentrale wurde an die Peripherie verlegt. Direkt an der Autobahn-Ausfahrt Schwabach-Süd steht das "Raiba-Center".

In das alte Raiffeisen-Gebäude in der Fußgängerzone zieht zum 1. August das Dessous-Geschäft Hunkemöller als Mieter ein. Das Gebäude gehört Rudi Nobis. Er will das Haus kernsanieren und auch energetisch auf den neuesten Stand bringen. Die Raiffeisenbank hatte auch die beiden oberen Stockwerke belegt. Sie werden ebenfalls vermietet. Im ersten Stock zieht ein Zahnarzt ein. In den zweiten Stock kommen Wohnungen von 70 bis 120 Quadratmeter.

Durch den Umzug der Raiffeisenbank ins neue "Raiba-Center" an der Autobahn ist auch im Königswinkel ein Geschäft frei geworden. Dort war die Raiffeisen-Immobilien-Sparte untergebracht. Auch für diese 85 Quadratmeter sucht Nobis einen Mieter.

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KiK wird einziehen

Ebenfalls in der Fußgängerzone, im Stephan-Haus, hatte Mister*Lady ein Ladengeschäft. Die Ladenfläche ist schon wieder vermietet und zwar an den Textil-Discounter/das Non-Food-Unternehmen Kik. Mit Hilfe von Plakaten in den Schaufenstern wird Personal gesucht.

Der frühere NKD-Markt in der Königstraße, da, wo schon wieder Autos fahren dürfen, wurde bis vor kurzem komplett umgebaut. Somit ist es völlig normal, dass dort momentan kein Geschäft untergebracht ist. Es werden Mieter gesucht.

Diese Geschäfte in Schwabach stehen leer

Schluss nach 52 Jahren

Zum 31. März schließt das Tabakgeschäft in der Friedrichstraße. Eigentümerin Renate Kipf wird 66 und hört aus Altersgründen auf. 52 Jahre hatte ihre Familie den Tabakwaren-Handel, davon 50 Jahre am derzeitigen Standort. Zuvor war das Geschäft im Luna-Kino gewesen. In den fünf Jahrzehnten stand sie immer im Laden. "Ich hatte kaum Urlaub. Insgesamt vielleicht sechs Wochen", sagt sie "1998 waren es einmal 14 Tage am Stück." Was aus dem Geschäft wird, steht noch nicht fest.

Das "Immohaus" im Sandreuther-Haus wird verkleinert. Norbert Hammer ist dort Mieter. Er hatte im Angebot einen Mix aus Immobilien, Architektur, Versicherungen, Finanzdienstleistungen und Projektentwicklung. Hier stehen zwei Geschosse mit insgesamt 440 Quadratmetern zur Verfügung. Seine Firma ist nach Roth umgezogen in eine Immobilie, die sich im Besitz der Familie befindet. Die Lage der Immobilie in Schwabach ist gut, "das ist eine Sichtlage", sagt Norbert Hammer, der künftig für seine Immobiliensparte nur noch den ersten Stock nutzen wird. Ins Erdgeschoss zieht ein Versicherungsmakler ein.

Problematisches Grundstück

Schräg gegenüber befindet sich das ehemalige Prell-Anwesen, das der Stadt Schwabach seit mindestens 2014 gehört. Seine Firma habe damals das Grundstück schon überplant, sagt Norbert Hammer. Seither tut sich nichts Entscheidendes. "Unten das Geschäft und die Wohnung darüber. Da fehlt eine sechsstellige Summe an Mieteinnahmen", rechnet Hammer vor. Das Grundstück sei problematisch, es gebe zwei alte Keller und die alte Mälzerei, die unter Denkmalschutz stünden. Die Stadt wollte die Gebäude und auch die Häuser dahinter, die mit der Stadtmauer verbunden sind, abreißen und etwas Neues bauen. Der Wunsch sei gewesen, dass hier ein Vollsortimenter-Supermarkt plus ein Hotel, eventuell Wohnungen und eine Tiefgarage entstehen.

Letztlich gehe es der Stadt darum, einen starken Handelspunkt zu erreichen, sagt Kämmerer Sascha Spahic. Die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung in der Altstadt solle verbessert werden.

Die Werbe- und Stadtgemeinschaft sieht den Wechsel und Wandel in der Schwabacher Innenstadt zwar als unangenehm an, eben weil derzeit einige Geschäfte leer stehen. Vorsitzender Bruno Fetzer meint allerdings, es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Läden wieder zu beleben. Die Lage sei aber keineswegs dramatisch.

Sascha Spahic, Kämmerer und Wirtschaftsreferent bei der Stadt Schwabach, meint, letztlich sei die Lage ein Ausdruck dafür, dass sich der Handel insgesamt, und zwar weit über Schwabach hinaus, in einem tiefgreifenden Wandel befinde. "Wir als Wirtschaftsförderung unterstützen und helfen bei der Vermietung", erklärt er.

Kümmerer helfen

Wie Christian Frenzel hebt Sascha Spahic die Rolle der beiden "Kümmerer" heraus. Die Kümmerer, das sind ein städtischer Mitarbeiter aus der Wirtschaftsförderung und Bruno Fetzer von der Werbe- und Stadtgemeinschaft. Die beiden unterstützen zusammen den Einzelhandel.

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