Drama am WEG: „Kunststück – Nichts ist wie es scheint“

12.2.2015, 10:41 Uhr
Drama am WEG: „Kunststück – Nichts ist wie es scheint“

© Foto: Schmitt

Zwei Liebespaare und ihre Beziehungen untereinander werden im Projekt einer überdrehten Kunststudentin gehörig durcheinander gewirbelt, bis ein äußerst überraschender Schluss den Zuschauern die Augen öffnet.

Drama am WEG: „Kunststück – Nichts ist wie es scheint“

© Robert Schmitt

Student Adam jobbt als Aufseher im Museum. Kunststudentin Evelyn startet dort eine Protestaktion gegen die Zensur. Sie will einer antiken Skulptur einen Penis aufsprühen. Adam schreitet ein, denn für ihn ist es kein Statement, sondern Vandalismus. Also schlicht ein Regelverstoß. Antonia Kalusche und Paul Kümmerer spielen die Hauptrollen und schaffen es, ihnen echtes Leben einzuhauchen.

Sie hat das Sagen

Die gegensätzlichen Figuren verbinden sich zu einem Liebespaar. Doch sie begegnen sich alles andere als auf Augenhöhe. Evelyn verwandelt den biederen Adam in eine echte Schnitte. Die Brille ersetzt sie durch Kontaktlinsen. Sie verpasst ihm eine moderne Frisur, kleidet ihn zeitgemäß ein und schickt ihn ins Fitnessstudio. Evelyn krempelt sein Leben bis in kleinste Einzelheiten um. Er lässt sich sogar die Nase operieren. Zunächst amüsiert beobachten Adams beste Freunde die Metamorphose.

Drama am WEG: „Kunststück – Nichts ist wie es scheint“

© Robert Schmitt

Jenny, Tabea Höfig, und Philip, Celia Höfig als Mann verkleidet echt hinreißend, sind ebenfalls ein Paar. Kurz vor der Hochzeit lässt sich Jenny zu einem Seitensprung mit Loverboy Adam verleiten. Philip ist tief verletzt und will die Heirat absagen. Schließlich gibt Evelyn zu erkennen, dass sie wie mit Marionetten spielt. Ihr Ziel war von Anfang an, aus Adam einen anderen Menschen zu machen. Seine Verwandlung hat sie als Kunstprojekt dokumentiert. Dass daraus eine verhängnisvolle Affäre geworden ist, kratzt sie gar nicht. Mit kalter Präzision führt sie ihr Werk zu Ende.

Ohne Brüche

Die Oberstufen-Theatergruppe des Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasiums hat zahlreiche eigene Szenen, Figuren und Dialoge in einen spannenden Grundplot eingearbeitet. Das ist ihr auf so organische Weise gelungen, dass keine Brüche erkennbar sind. Die Handlung entwickelt sich nachvollziehbar. Die Texte treiben sie voran. Die vier Hauptdarsteller vermitteln darstellerisch gelungen die Gefühle und Eigenschaften ihrer Figuren: Die berechnende Evelyn. Der letztlich immer schüchterne Adam. Die von ihm aus dem emotionalen Gleichgewicht geworfene Jenny. Der echt getroffene Philip.

Drama am WEG: „Kunststück – Nichts ist wie es scheint“

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Die Inszenierung lebt auch von medialen und szenischen Besonderheiten. Zwischen die Akte haben Koch und Fidan geschickt deutliche Symbolik eingebaut. Fünf junge Frauen in Schwarz und mit Leuchtfarben geschminkt produzieren, bearbeiten oder verkörpern bildende Kunst wie aus Evelyns Tagebuch. Hohe Kunst ist auch der Einsatz eines selbst gedrehten Films. Eine gut gespielte und in ihren Andeutungen nie zu weit gehende Bettszene nicht Selbstzweck, sondern komplettiert vielmehr das Repertoire einer Liebesbeziehung.

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