Drechsler: "Auch das Handwerk muss eine Stimme haben"

5.9.2017, 05:58 Uhr
Drechsler:

© Foto: Hess

sieht keinen Widerspruch. Textilreinigung und Mitglied bei den Grünen, das passt sehr gut zusammen. Die Textilreinigung erfolgt nämlich in einem geschlossenen System, aus dem keine Schadstoffe entweichen. Das ist ihr wichtig, denn sie möchte auch den Kindern und Enkeln eine Umwelt hinterlassen, in der man gut leben kann.

Als Grüne und Handwerksmeisterin will sie die Umwelt in Einklang bringen mit Industrie und Handwerk. "Auch das Handwerk muss eine Stimme haben", sagt sie zu ihrer Bewerbung für ein Bundestagsmandat; "es kann nicht sein, dass nur Politikwissenschaftler dabei sind." Aus diesem Grund hat sie sich auch bewusst entschieden, für den Kreistag zu kandidieren. Bei den Grünen kandidiert immer eine Frau, ein Mann, eine Frau, ein Mann. "Wir ziehen das von A bis Z durch" erklärt Gabriele Drechsler.

Kandidaten kennen sich gut

Als Direktkandidatin tritt sie auf Listenplatz 36 an gegen Marlene Mortler. Ebenfalls um deren Platz bewirbt sich Alexander Horlamus (SPD). Alle drei, Drechsler, Mortler und Horlamus, stammen aus dem Landkreis Nürnberger Land, und alle drei sitzen im Kreistag in Lauf. Sie kennen sich also gut.

Wichtig ist Drechsler, den Umweltgedanken voranzubringen. Dazu gehört, Gifte und Pestizide einzudämmen. Drechsler spricht sich aus für ein Verbot von Glyphosat und Neonicotinoiden, auch um dem Bienensterben entgegenzutreten. Der unbedachte Einsatz von Düngemitteln ist ihr ebenfalls nicht recht. "Das Nitrat gelangt über die Gülle auf die Felder und letztlich ins Wasser", sagt sie.

Auch den Perfluorierten Tensiden (PFT) sagt sie den Kampf an. PFT sind organische oberflächenaktive Verbindungen, bei denen die Wasserstoffatome am Kohlenstoffgerüst durch Fluoratome ersetzt worden sind. Perfluorierte Tenside haben keine natürliche Quelle. Wegen ihrer besonderen physikalisch-chemischen Eigenschaften werden sie industriell hergestellt und in einer Vielzahl von Produkten verwendet. "PFT zersetzt sich nicht", stellt Drechsler fest. PFT reichern sich in der Umwelt sowie im menschlichen und tierischen Gewebe an und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.

"Geiz ist geil" ist vorbei

Möglichst viel zu billigen Preisen sei nicht die Lösung. Darunter leide die Qualität der Lebensmittel, aber auch unsere Umwelt, das Trinkwasser und letztlich unsere Gesundheit. Gabriele Drechsler sagt: "Ich bin für eine vernünftige Landwirtschaft, von der die Bauern leben können. ,Geiz ist geil‘ ist eigentlich vorbei."

Woher sie das alles weiß? Gabriele Drechsler hat ursprünglich Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) gelernt. "Da habe ich viel mit Chemie zu tun gehabt, da sind mir die Zusammenhänge ein bisschen schlüssiger", erklärt sie. Zu Textilreinigung sei sie gekommen, weil sie bei ihrer Schwägerin ein bisschen ausgeholfen hat. Daraufhin lernte sie den Beruf.

Sie ist für Abfallvermeidung und findet es gut, wenn kaputte technische Geräte repariert werden. Von daher begrüßt sie die "Reparatur-Cafés".

Gabriele Drechsler unterstützt überdies die Kampagne "Stoppt Plastik" beziehungsweise "Besser leben ohne Plastik". Sie zeigt dem unnötigen Einsatz von Mikroplastik in Kosmetikprodukten die "rote Karte". "Wir müssen wieder zu einer besseren Wertschätzung von Produkten kommen", fordert sie. Dazu gehört der Verzicht auf Plastikverpackungen. Gabriele Drechsler geht zum Beispiel zum Bauernmarkt und kauft dort ihren "Obazden" im Schraubglas, das sie von zu Hause mitgebracht hat. Auch in ihrer Textilreinigung stellt sie um von Plastik auf Papier. So erhalten die Kunden die gereinigten Kleidungsstücke verpackt in Papier.

Drechsler will die Welt grüner und gerechter machen. Ihre Bilanz: "Es gibt viel zu tun – und dafür braucht es uns Grüne."

Meisterin mit Lehrauftrag

Gabriele Drechsler (57) ist Textilreinigermeisterin. Sie lebt in einer Beziehung und hat eine erwachsene Tochter (30). Geboren wurde sie in Bielefeld und ist seit 1986 in Franken. Sie lebt in Schwarzenbruck und arbeitet seit 1999 in Feucht, wo sie mit ihrem Lebensgefährten eine Textilreinigung betreibt. Ferner arbeitet sie als Sachverständige für das Textilreinigerhandwerk.

Hier erhält sie Aufträge von Versicherungen oder Gerichten. Dabei soll sie klären, ob Schäden durch das Reinigen entstanden sind oder schon vorher vorhanden oder angelegt waren. Überdies hat sie einen Lehrauftrag an der Berufsschule der Stadt Nürnberg. Als Obermeisterin der Textil-Reiniger-Innung Mittelfranken setzt sie sich für ihre Kollegen ein. Für die Grünen sitzt sie im Kreistag in Lauf und ist Vorsitzende der Partei im Nürnberger Land.

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