Drei Schwabacher Vorzeigeprojekte ausgezeichnet

10.3.2018, 14:58 Uhr
Drei Schwabacher Vorzeigeprojekte ausgezeichnet

© Fotos: Bezirk Mittefranken

Bei der Denkmalprämierung 2017/18 hat eine Fachjury aus 74 vorgeschlagenen Objekten 55 Preisträger ausgewählt, die mit einer Urkunde ausgezeichnet werden. Darunter befindet sich eine stattliche Anzahl perfekt gelungener Beispiele für hochqualitative Eigenleistungen und aufwendige Planungsleistungen, sowohl aus dem privaten als auch aus dem öffentlichen Bereich.

Die ausgezeichneten Projekte in Schwabach in der Einschätzung der Jury:

Kirche St. Sebald

Die katholische Pfarrkirche St. Sebald in Schwabach in der Ludwigstraße wurde von Alphons Kohler 1848 bis 1850 als schlichter Sandsteinbau mit Satteldach und Kirchturm im neoromanischen Stil erbaut. An den Chor der bestehenden Kirche setzte der Architekt Otto Schulz 1923 bis 1926 einen neobarocken Anbau.

Die im Außenbau deutliche Trennung in zwei unterschiedliche Historismus-Epochen wird im Innenraum nicht so offensichtlich. Durch die neobarocke Überformung ging hier allerdings die zuvor bestehende Ausmalung verloren.

Auslöser für die Innenraumsanierung 2015 bis 2016 waren Feuchteschäden im Deckenputz. Begonnen wurde mit einer Holzschädlingsbekämpfung, dann folgte die Sanierung der Oberflächen. Eine dispersionshaltige Farbe an den Langhauswänden hat man entfernt und die Putze an Decke und Wänden instandgesetzt.

Anschließend wurde in Kalklasurtechnik gestrichen. Die 1947 bis 1949 von Josef Wittmann gemalten Deckenbilder hat man gereinigt und restauratorisch überarbeitet. Überraschenderweise fand man unter den Farbschichten der "Vertriebenenkapelle" noch die frühere Bemalung des 19. Jahrhunderts überliefert.

Eine komplette Freilegung war aufgrund des Aufwands zwar nicht möglich, aber zumindest wurde – nach substanzgerechter Sicherung – der Raumeindruck rekonstruiert.

Zahlreiche Ausstattungsteile hat man restauriert oder bestandspassend erneuert. Die beiden historischen Bleiglasfenster und alle anderen Fenster hat man überarbeitet. Um den Gesamtraum homogener wirken zu lassen, wurden Umgestaltungen aus den 1970er Jahren zurückgenommen.

Um die beiden Raumteile noch deutlicher zu einer Einheit zusammenzuschließen, wurde ein verbindendes Farbkonzepts entwickelt, dass sich an der Befundlage vor der letzten Renovierung 1993 orientiert. Die gelungene Sanierung sichert nicht nur den Erhalt der Kirche St. Sebald, sondern sie fügt auf sensible Weise die beiden unterschiedlichen Baukörper zu einem wirkungsvollen und stimmigen Ganzen zusammen.

Besonders ist die Spurensicherung von baugeschichtlich interessanten Details und die Teilfreilegung beziehungsweise die Rekonstruktion der Kapellenmalerei hervorzuheben, denn sie macht äußerst anschaulich den ursprünglichen Gestaltungswillen der 1850er Jahre erfahrbar.

Drei Schwabacher Vorzeigeprojekte ausgezeichnet

Friedrichstraße 23

Für vernachlässigte und nach jahrelangem Leerstand heruntergekommene Altbauten scheint es oft nur eine Lösung zu geben: den Abbruch der maroden Bausubstanz, damit anschließend neu gebaut werden kann.

Das dreigeschossige Wohnhaus von 1828, das im Kern aber wahrscheinlich deutlich älter ist, in der Schwabacher Friedrichstraße 23 war bereits ein solch sicherer Abrisskandidat. Doch die Nürnberger HG Bau GmbH hat sich anders entschieden.

Der verputzte Fachwerkbau mit Walmdach war sehr heruntergekommen, der Zustand seiner Rückseite nahezu ruinös. Dennoch entschloss sich der neue Eigentümer 2016 glücklicherweise zu einer Generalsanierung des Hauses und einer Instandsetzung der Fassade. Da im Inneren kaum noch historische Substanz vorhanden war oder erhalten werden konnte, hat man die Fachwerkkonstruktion komplett skelettiert und wieder aufgebaut. Einige bauzeitliche Fachwerkwände konnten dabei erhalten bleiben. Auch das Dachtragwerk wurde instandgesetzt. Das Dach hat man mit passenden Biberschwanzziegeln wieder neueingedeckt.

Die für das Straßenbild sehr wichtige siebenachsige Fassade mit dem Zwerchhaus konnte nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden. Die grüne Farbfassung erfolgte nach Befund, den ein Restaurator dokumentierte.

Die bauzeitliche Tür und das Schiebetor der Hofeinfahrt konnten übernommen und aufgearbeitet werden. Zudem hat man passende Kreuzstockfenster aus Holz eingebaut. Reversible Balkonanbauten auf der Hofrückseite sorgen für Wohnkomfort.

Dank der Sanierung wurde mitten in der historischen Altstadt attraktiver Wohnraum geschaffen. Denn der nicht als Einzeldenkmal gelistete Altbau gehört zu einem Ensemble aus zumeist traufseitig zur Friedrichstraße liegenden, zum großen Teil denkmalgeschützten Anwesen.

Sein Abriss hätte eine empfindliche Lücke in die weitestgehend intakte Baustruktur der Friedrichstraße geschlagen, die in der nördlichen Altstadt von Schwabach eine wichtige Verbindung zwischen dem Hördlertor im Westen und dem Neutor im Osten darstellt. Hervorzuheben bei dieser Sanierung ist daher zum einen die große Wertschätzung des historischen Umfeldes. Zum anderen ist es der mutige Entschluss, ein im Verfall begriffenes Abbruchhaus doch noch wiederzubeleben, was hoffentlich auch andere zur Rettung von gefährdeter Bausubstanz motivieren wird.

Drei Schwabacher Vorzeigeprojekte ausgezeichnet

Oberbaimbach Nummer 4

Das Sanierungsergebnis des Anwesens Oberbaimbach Nr. 4 lässt sich unter anderem durch eine märchenhafte Metapher beschreiben: "Ein hässliches Entlein verwandelt sich in einen schönen Schwan."

Eigentümer Georg Kuhn hatte das eingeschossige, langgezogene Wohnstallhaus mit hohem Satteldach in einem sehr heruntergekommenen Zustand übernommen. Versteckt hinter Faserzementplatten verbarg sich allerdings ein Sandsteinbau von 1863 und einiges an erhaltener Originalsubstanz.

Mit einer fast ausschließlich in Eigenleistung 2010 bis 2017 ausgeführten Generalsanierung wurde das Gebäude aus seinem langen Dornröschenschlaf geweckt. Als erste Maßnahme musste die Statik instandgesetzt werden.

Unter fachkundiger Anleitung eines Steinmetzes konnte die Fassade vorbildlich aufgearbeitet werden. Die nicht nur den Gesamteindruck störenden, sondern vor allem substanz-zerstörenden Platten und den sandsteingefährdenden Zement hat man entfernt. Das Mauerwerk wurde anschließend gesäubert und repariert, die Fugen saniert. Das äußere Erscheinungsbild hat nach der Fassadensanierung (welche die Erneuerung der maroden Dachgauben, den Wechsel von braunen Isolierglasfenstern zu historisch passenderen, geteilten Fenstern mit Fensterläden und weiteren Arbeiten mehr beinhaltete) deutlich gewonnen.

Das engagierte Denkmalbewusstsein kam auch bei der Innenrenovierung zum Tragen. Alle historischen Bauteile – etwa das Stallgewölbe im Flur, die Fachwerkwände oder die Treppe – hat der Eigentümer unter Einsatz der geeigneten Materialien aufgearbeitet.

Der Innenputz wurde, soweit eine Aufarbeitung nicht möglich war, mit Kalkputz erneuert. Die Modernisierungen, wie beispielsweise der Einbau einer Wandheizung, geschahen ebenso denkmalgerecht. Selbst einen zum Ensemble aus Wohnstallhaus und Scheune gehörenden, einsturzgefährdeten Erdkeller hat der Eigentümer wieder instandgesetzt.

Dem großen Engagement und Durchhaltevermögen der Eigentümer ist es zu verdanken, dass das sanierte Bauernhaus als attraktiver Beleg dienen kann, dass vernünftige Denkmalpflege und zeitgemäßes Wohnen ein harmonisches Miteinander bilden können.

Und natürlich ist es ihnen zu verdanken, dass aus einem hässlichen Zementplatten-Entlein ein schöner Sandstein-Schwan wurde.

Keine Kommentare