Ein erster großer Schritt in die Freiheit

19.12.2009, 00:00 Uhr
Ein erster großer Schritt in die Freiheit

© oh

Der Alphabetisierungskurs wurde von der «Privaten Akademie für Informatik», die seit Jahren mit großem Erfolg solche Eingliederungshilfen anbietet in enger Zusammenarbeit mit dem Ausländer- und Integrationsbüro der Stadt Schwabach konzipiert.

Dazu Geschäftsführer Professor Hartmut Schneider: «Für unseren Teilnehmerkreis mit Migrationshintergrund sind solche Kurse oft ein erster großer Schritt in die Freiheit». In zahlreichen Ländern würden gerade Frauen elementares Schulwissen vorenthalten und viele Entwicklungsmöglichkeiten verbaut. Das «AfI» leiste mit seiner Arbeit einen wirkungsvollen Beitrag zur Integration ausländischer Mitbürger.

Die 74jährige Gladys Velazques Mayedo aus Kuba sagt: «Jetzt kann ich endlich mit meinen deutschen Nachbarn reden. Auch mit einer befreundeten türkischen Familie können wir uns nun in der gemeinsamen deutschen Sprache unterhalten.» Die Schwabacher «Kollegiaten» kommen aus folgenden Ländern: Kuba, Pakistan, Kosovo, Irak, Sambia, Thailand, Russland und Laos. Zwei davon haben noch nie eine Schule besucht.

Nach der offiziellen Statistik leben in Deutschland etwa vier Millionen Menschen, die nie richtig schreiben und lesen gelernt haben. Diese Zahl hat sich seit Jahren kaum verändert, da durchschnittlich nur etwa 20 000 Analphabeten entsprechende Kurse besuchen. Dieses Leben in einer schreib- und lesefernen Welt ist nicht nur für die Betroffenen ein großes Problem sondern auch für Wirtschaft und Gesellschaft.

Aus Angst und Scham verschließen sich viele Betroffene ihrem Problem und entwickeln oft einfallsreiche Strategien, um nicht erkannt und bloßgestellt zu werden. Die vergessene Brille, zu kleine Buchstaben oder eine angebliche Verletzung an der rechten Hand erleichtern die Bitte um Hilfe in «ausweglosen» Situationen.

Analphabeten haben nicht nur Probleme, ihren Alltag zu bewältigen. Wer kaum lesen und schreiben kann, hat Nachteile bei der Wahrung seiner Rechte, kann kaum am kulturellen Leben teilnehmen und hat nur wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Integrationssprachkurse für Alphabetisierung können für ausländische Mitbürger vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden. Die Kurse sind passgenau auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten und familiengerecht organisiert. Neben der Sprachförderung geht es auch um gesellschaftliche Integration und Freizeitaktivitäten wie Ausflüge, Museumsbesuche und Gesprächskreise. Bei diesen gemeinsamen Aktivitäten und Erlebnissen werden auch soziale Umgangsformen sowie religiöse und ethnische Verschiedenheiten behandelt. Toleranz im Hinblick auf kulturelle und gesellschaftliche Besonderheiten in Deutschland steht ebenfalls auf dem Lehrplan.

Mögliche Kursteilnehmer werden am besten über Familienangehörige, Freunde, Arbeitskollegen oder amtliche Stellen erreicht. Die «AfI» hat drei fest angestellte Betreuerinnen, die auch auf Türkisch oder Russisch beraten können. Termine können über das kostenlose Service-Tel. (08 00) 2 34 92 34 vereinbart werden.

Einzelberatung

Eine individuelle Einzelberatung vor Kursbeginn ist erforderlich zum Abbau von Schwellenängsten, zur Einstufung und für einen ersten Kontakt zwischen Lernenden und Lehrenden.

Außerhalb der Unterrichtszeit wird eine kursbegleitende Lernberatung zum Abbau von Hemmungen und zur Bewältigung von Alltagsproblemen angeboten.