Ein Leben aus dem Koffer ist nun Alltag

31.12.2012, 10:00 Uhr
Ein Leben aus dem Koffer ist nun Alltag

© shotshaper

Das ist hart: Sowohl am Heiligen Abend, an Silvester als auch am 18. Geburtstag in einigen Tagen tausende Kilometer von Familie und Freunden getrennt zu sein. Doch für ihre Leidenschaft, den Golfsport, nimmt Franziska Friedrich einiges in Kauf. Und so hat sie, als sie zu einem großen Turnier nach Miami eingeladen wurde, keine Sekunde mit ihrer Zusage gezögert.

Der Ehrgeiz der in Liebenstadt bei Heideck lebenden deutschen Nachwuchshoffnung macht sich bezahlt. Denn auch 2012 konnte Franziska Friedrich bei zahlreichen internationalen Turnieren oder Meisterschaften mit Topplatzierungen auf sich aufmerksam machen und wurde in der Heimat zum zweiten Mal in Folge für die Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ nominiert.

Büffeln im Hotelzimmer

Von der Schulbank in den Flieger. Mehrere Wochen im Jahr verbringt die junge Hilpoltsteiner Gymnasiastin auf Trainingslehrgängen oder mehrtägigen Golfturnieren an den verschiedensten Orten der Welt. In diesen Zeiten ist sie vom Unterricht freigestellt. Ums Lernen kommt Franziska Friedrich allerdings nicht herum. So gehören Schulbücher oder die Mitschriften von Klassenkameraden zu den regelmäßigen Pflichtlektüren im Flugzeug oder im Hotelzimmer.

Damit sie sowohl im sportlichen als auch im schulischen Bereich (Top-)Leistungen bringen kann, braucht die 17-Jährige ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Selbstständigkeit. Seit dem zwölften Lebensjahr seien Reisen für sie so selbstverständlich wie für andere Einkaufsbummel. Ein „normales Leben“ kann sich Franziska Friedrich heute gar nicht mehr vorstellen. „Bin ich längere Zeit daheim, fällt mir die Decke auf den Kopf. Golf ist mein Leben“.

Zum Golfsport kam sie über ihren Vater, der als viel reisender Geschäftsmann ein gemeinsames Hobby für sich und seine Familie suchte. Franziskas Begeisterung hielt sich anfangs in Grenzen, bis ihr Ehrgeiz geweckt wurde. Und dieser Ehrgeiz treibt sie auch heute noch an. „Einfach nur Golfspielen“ kam für das sportliche Aushängeschild des Golfclubs Abenberg nicht in Frage. Nach einigen ersten guten Platzierungen wurde der Deutsche Golfverband auf sie aufmerksam und berief sie 2011 in den Nationalkader. Seitdem vertritt sie die deutschen Farben auf internationalen Turnieren und Meisterschaften.

Zu ihren größten Erfolgen in diesem Jahr zählte neben dem Sieg bei der bayerischen Meisterschaft der AK18 der Gewinn der internationalen französischen Zählmeisterschaft in Paris St. Germain, wo sie sich mit Runden von 72, 71 und herausragenden 68 Schlägen gegen namhafte internationale Konkurrenz durchsetzte. Ein solches Turnier zieht sich über mehrere Runden und Tage. Genauso wichtig wie eine gute Kondition ist dabei die Konzentration. Denn der kleinste Flüchtigkeitsfehler kann schon viele Plätze kosten.

Selbst kleinste Fehler fatal

Diese Erfahrung musste Franziska Friedrich dieses Jahr bei der internationalen deutschen Amateurmeisterschaft in Stuttgart machen. Bis kurz vor Schluss lag sie bei dem hochklassig besetzten Turnier auf dem Bronze-

rang, doch dann wählte sie einen falschen Schläger und beförderte den Ball damit erst in den Sandbunker und anschließend ins Gebüsch. Eine Platzierung unter ferner liefen war die Folge. Bei der deutschen Lochspielmeisterschaft der Amateurgolfer wiederum belegte sie in diesem Jahr den guten fünften Platz.

Die verschiedenen Resultate sorgten dafür, dass die 17-Jährige, die 2012 noch als Juniorin startete, aktuell auf dem achten Platz der deutschen Damenrangliste liegt. Im kommenden Jahr soll es hier weiter nach oben gehen. Zunächst stehen aber die Abiturprüfungen an, für die Franziska Friedrich einige Abstriche bei ihren Trainings- und Reiseplänen machen will. Allein in diesem Jahr war sie auf 23 Turnieren unterwegs. Egal ob Kraft- und Ausdauertraining oder Feilen an der perfekten Schlagtechnik — tägliches Training bestimmt sowieso seit Jahren Franziskas Alltag.

Wird der Golfsport schulbedingt in den nächsten Monaten ein wenig in den Hintergrund rücken, will sich Franziska Friedrich nach dem Abitur für einige Zeit ganz dem Golfsport widmen. In einer einjährigen „Testphase“ wollen sie und ihr langjähriger Trainer Igor Arendt die Chance eines Einstiegs ins Profilager ausloten. Der Profistatus bedeutet zwar eine höhere finanzielle Unsicherheit, da Reise- und Materialkosten selbst getragen werden müssen, bietet langfristig aber auch die Möglichkeit, an den Olympischen Spielen teilzunehmen.

Studium in den USA

Ab dem Sommer 2014 möchte das junge Golf-Ass dann  in den USA Psychologie studieren und nach Möglichkeit in der amerikanischen Uni-Liga antreten. Dass sie auch mehrere tausend Kilometer von der Heimat entfernt Herausforderungen bestehen kann, hat sie ja schon mehrfach bewiesen. Selbst wenn, wie eingangs erwähnt, Feiertage wie Geburtstag oder Weihnachten anstehen. Dafür hat Franziska Friedrich vielleicht am 11. Januar bei der Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ die Gelegenheit, gemeinsam mit Freunden und ihrer Familie zu feiern.

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