Ein Stück Radsportgeschichte

1.2.2017, 14:14 Uhr
Vier Deutsche Meister im Jahr 1958 auf einer Ehrenrunde — von links: Walter Sonntag, Rudi Altig, Toni Auer und Willi Altig. Archiv-Foto: Manfred Marr

Vier Deutsche Meister im Jahr 1958 auf einer Ehrenrunde — von links: Walter Sonntag, Rudi Altig, Toni Auer und Willi Altig. Archiv-Foto: Manfred Marr

Als 14-Jähriger fuhr Anton Auer 1951 sein erstes Radrennrennen – das er prompt gewann. Seitdem ist der gebürtige Münchner Radsportler mit Leib und Seele. In den 1950er Jahren zählte er als zweifacher Deutscher Meister zur Nationalmannschaft und zur deutschen Spitzenklasse unter den Bahnspezialisten. Auch nach dem Ende seiner erfolgreichen Karriere blieb der Radsport für Anton Auer die „wichtigste Nebensache“. Mit seiner reichen Erfahrung engagierte er sich fünf Jahrzehnte unermüdlich für den fränkischen Radsport. Als Vorsitzender des ältesten bayerischen Radsportvereins RV Union 1886 Nürnberg (1970 bis 1982) und als langjähriger Bahnchef der Reichelsdorfer Rennbahn (1986 bis 2005) hat der Jubilar, der auch viele Jahre als Funktionär für den Bayerischen Radsport-Verband im Einsatz war, ein großes Stück der heimischen Radsportgeschichte mitgestaltet.

"Auf Anhieb großartig"

An sein erstes Rennen, das er als Jugendlicher im Trikot des RV Solitarität München fuhr, erinnert sich Anton Auer noch ganz genau. „Es lief auf Anhieb großartig. Noch im gleichen Jahr wurde ich in Augsburg südbayerischer Meister“, erzählt der Altmeister stolz von seinem erfolgreichen Einstand.

Ein Stück Radsportgeschichte

Nach zwei Rennjahren, in denen er auch als Junior zahlreiche Siege errang, wechselte Anton Auer zum RV Sturmvogel München, für den er 1954 die Deutsche Straßenmeisterschaft der A-Jugend gewann. Trotz zahlreicher Erfolge bei Straßenrennen konzentrierte sich Anton Auer in den folgenden Jahren als spurtstarker Amateur auf den Bahnrennsport. Als perfekter Bahnspezialist zählte er wie damals auch Rudi Altig zur deutschen Bahn-Nationalmannschaft. 1958 krönte Auer seine erfolgreiche Karriere mit dem Deutschen Tandem-Meistertitel, den er auf der Frankfurter Stadionbahn mit seinem Partner Walter Sonntag erkämpfte.

Profi ab 1959

Ab 1959 war der vielseitige Allrounder auch als Profi einer der besten deutschen Sprinter. Bei der DM gewann er Bronze hinter Werner Potzernheim (Hannover) und Günther Ziegler (Schweinfurt). 1960 nahm Anton Auer in Nürnberg an einen Steherlehrgang teil und fuhr als Neuling zwei Jahre begeistert hinter Motoren. Bei seinen zahlreichen Starts in Nürnberg lernte er Charlotte Ruder vom RV Union kennen, die er 1962 heiratete. Nach dem Ende seiner erfolgreichen Karriere war es für den Wahl-Nürnberger selbstverständlich, dass er sich beim RV Union engagierte: 13 Jahre leitete er als 1. Vorsitzender den Traditionsverein, der unter seiner Regie stets zu den erfolgreichsten in Bayern zählte.

Ein Stück Radsportgeschichte

Seine größte Aufgabe übernahm Anton Auer 1986 , als er zum 1. Vorsitzenden des „Verein-Sportplatz“ und damit zum Bahnchef am Reichelsdorfer Keller gewählt wurde. Als Nachfolger des unvergessenen Nürnberger Altmeisters Fritz Scheller brachte er damals frischen Wind in die Jahrzehnte lang eingefahrenen Strukturen. Mit kaufmännischem Geschick und gutem Management sorgte er für die notwendige Sanierung der Vereinsfinanzen und leitete umsichtig die Verwaltung sowie die Instandhaltung der Piste und der Gaststätte. Eine sehr umfangreiche und zeitraubende Aufgabe, die für den selbstständigen Kaufmann im Laufe der Jahre fast zum Fulltimejob wurde.

„Zweites Zuhause“

„Die Rennbahn ist mein zweites Zuhause“, erklärte Anton Auer damals oft. Jahr für Jahr opferte er den größten Teil seiner Freizeit für sein Ehrenamt und sorgte dafür, dass sich „am Keller“ weiterhin die Räder drehten. Das umfangreiche Rennprogramm der traditionsreichen Piste konnte sich während Auers Amtszeit sehen lassen. Frankens Radsportfans wurden in jeder Saison fünf gut besetzte Steherrennen, darunter vier Deutsche Meisterschaften, geboten!

Es fiel Anton Auer nicht leicht, als er 2006 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für das Amt des 1. Vorsitzenden und Bahnchefs kandidieren konnte, doch mit Andreas Zentara, den er rechtzeitig und schrittweise an viele Aufgaben herangeführt hatte, fand Auer einen kompetenten Nachfolger, der mit ebenso großer Begeisterung die Führung des Vereins und des Rennbetriebes übernahm.

Zwei Schlaganfälle

Von zwei weiteren Schlaganfällen hat sich Auer – mit gewissen Einschränkungen – einigermaßen erholt. Wann immer es seine Gesundheit erlaubt, ist er bei den Rennen „am Keller“ mit Ehefrau Charlotte als begeisterter Zuschauer zur Stelle. Dass die Radrennbahn – die ihn so viele Jahre am Herzen lag – am Ende dieses Jahres abgerissen werden soll, sieht Anton Auer zwar mit Wehmut, doch er ist überzeugt davon, dass man sich beim Verein Sportplatz für den richtigen Weg entschieden hat.

„Man kann die Zeit nicht zurück drehen und man muss auch an die Zukunft denken“, sagt der Jubilar, der hofft, dass das geplante Projekt einer 250m-Hallenbahn zügig und erfolgreich verwirklicht werden wird.

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