Eine Zeitungsredaktion in der Sonnenstrahl-Gruppe

17.6.2016, 14:25 Uhr
Polizeireporter Marlon (5 Jahre) ist konzentriert bei der Arbeit, im Hintergrund beobachtet Amelia (6) das Weltgeschehen.

© Thomas Correll Polizeireporter Marlon (5 Jahre) ist konzentriert bei der Arbeit, im Hintergrund beobachtet Amelia (6) das Weltgeschehen.

„Kita Zeitungshaus“ ist auf dem Schild zu lesen, das Max und Simon gerade kunstvoll verzieren. Es ist der Name der kleinen, aber feinen Zeitungsredaktion, die in der Rohrer Kita entstanden ist. Man muss sich ein bisschen bücken, um das geschäftige Treiben zu beobachten, das hier vormittags herrscht. Wenn man dann hinein krabbelt in die Redaktion, sieht man zwei Schreibmaschinen, Stifte, Spitzer, Pinnwände, einen Globus und Kinder, viele Kinder.

Amelia ist Fotografin, sie hat eine echte Kamera und knipst fleißig. Die Fotos kommen in ihr „Ich-Buch“ – so heißen die Ordner, in denen alle kreativen Schöpfungen der Kinder gesammelt und aufbewahrt werden.

Valentino ist Reporter, wie auf dem Schildchen auf seiner Brust eindeutig zu lesen ist. Er hat eine Geschichte über Drachen geschrieben, die er stolz vorzeigt. Da Valentino noch nicht schreiben kann, ist die mit Schreibmaschine getippte Zeile nicht wirklich zu entziffern. Aber das macht gar nichts, eine erwachsene Helferin hat am Ende der Seite vermerkt, um was es geht.

Jeden Morgen, wenn alle 140 Kids der Kita gemeinsam im Kreis sitzen, wird aus der Zeitung vorgelesen, erzählt Kindergärtnerin Vanessa Reidelshöfer. Das „Klingelkind“, dass den Sitzkreis leitet, darf sich als Erstes einen Artikel aussuchen. Insgesamt reicht es für drei bis vier Texte, „bevor die Aufmerksamkeit nachlässt“. Das große Thema bei den interessierten Mädels und Jungs waren die Hochwasser der vergangenen Wochen. Jetzt ist es – natürlich – die Europameisterschaft.

Großer Enthusiasmus

Vier Wochen lang bekommen die Rohrer das Schwabacher Tagblatt ins Haus, außerdem eine Sammlung von pädagogischen Anregungen, wie man die Zeitung den Kindern spielerisch näher bringen kann. „Clever Kids“ heißt die Aktion, in der es nicht nur um die Presse im besonderen, sondern auch um Lesen, Schreiben und das Verständnis von Texten geht.

In Rohr wurde einiges angestoßen. „Wir wollen jetzt wöchentlich eine Kindergarten–Zeitung herausbringen“, berichtet Vanessa Reidelshöfer. Der Enthusiasmus der Kinder ist offensichtlich groß und nach zwei Wochen „Clever Kids“ noch lange nicht abgekühlt.

Nach „Zeitungspaten“ suche man jetzt unter den Kita-Eltern, sagt Reidelshöfer. Das heißt: Eltern, die ihre ausgelesene Zeitung mit in die Kita bringen, wenn das Projekt zu Ende geht. Denn der Durst nach Nachrichten bei den Knirpsen soll auch weiterhin gestillt werden.

Auf einem Tisch in der Sonnenstrahl–Gruppe findet man die Überreste einer nicht nur ausgelesenen, sondern von vorn bis hinten zerschnipselten Zeitung. „Das ist das, was bei uns von so einer Zeitung übrig bleibt“, schmunzelt Kindergärtnerin Reidelshöfer.

Keine Kommentare