Eklat ums Aurex: Stadtjugendring wirft Förderverein raus

12.8.2016, 08:30 Uhr
Eklat ums Aurex: Stadtjugendring wirft Förderverein raus

© F.: stt

Doch woran entzündet sich der Streit? Für Außenstehende ist das nur schwer zu durchschauen. Thor Weinreich, der Vorsitzende der Initiative Jugendzentrum, räumt ein, dass schon seit geraumer Zeit Probleme gibt. Früher habe man an einem Strang gezogen. Heute würde der Stadtjugendring immer mehr Trennlinien ziehen. In „eure Projekte“ und „unsere Projekte“, wie Vorstandsmitglied Silke Holluba ergänzt.

Nicht mehr zeitgemäß?

Doch Stadtjugendring und Förderverein sind schon alleine aufgrund eines Vertrags eng verbunden. Denn beide stellen sechs der sieben Mitglieder des so genannten Juze-Rats, in dem zum Beispiel der jährliche Haushalt debattiert und beschlossen wird. Doch das, so findet Knut Besold, der Vorsitzende des Stadtjugendrings, ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Denn das Jugendzentrum ist dabei, sich neu auszurichten. Es will sich verstärkt um die Gruppe der 12- bis 21-Jährigen kümmern und um benachteiligte Jugendliche. Die aber hätten im Juze-Rat keinen Sitz und Stimme, wie Besold erklärt. Deshalb wolle man andere Mitwirkungsmöglichkeiten finden. „Niederschwelligere“, wie es im Amtsdeutsch so schön heißt.

Bei der Initiative Jugendzentrum fasst man das als Affront auf und vermutet andere Hintergründe: „Unsere Mitwirkungsmöglichkeiten sollen beschnitten werden, weil wir auch mal kritisch nachfragen und weil wir manchmal unbequem sind“, glaubt Silke Holluba. Dabei habe der Förderverein Initiative Jugendzentrum unheimlich viel für dieses Jugendzentrum getan. Bis 2004 war er selbst Träger der Einrichtung. Seit 1996 habe man „rund 100 000 Euro an Fördergeldern und unendlich viel ehrenamtliche Arbeit eingebracht“, listet Thor Weinreich auf. Den zwischenzeitlichen Umzug in den früheren „Schwarzen Bären“ und die Rückkehr ins generalsanierte Aurex habe man noch mit viel Manpower begleiten dürfen. „Doch jetzt sollen wir kalt entsorgt werden.“

„Das stimmt doch nicht“, entgegnet Knut Besold. „Wir wollen eine weitere Zusammenarbeit. Allerdings in einer anderen Kooperationsform.“

Ob es die gibt, ist nach der Entwicklung in den letzten Wochen allerdings sehr fraglich. Am Bürgerfest-Wochenende wurde eine neue Eskalationsstufe gezündet. Das von der Initiative organisierte Konzert im Hof des Aurex hatte der Stadtjugendring nach einigem Hin und Her abgeblasen. Offiziell fand es dann auch nicht statt. Inoffiziell aber schon. Die Initiative hatte es als privates Helferfest mit Musik deklariert. Knut Besold kam und wollte die Veranstaltung beenden. Als dies trotz mehrfacher Anläufe nicht gelang, ging er nach Hause und rief die Polizei. Die war allerdings nach Beschwerden der Nachbarn wegen zu großer Lärmbelästigung ohnehin schon auf dem Weg. Besold spricht von „Vertrauensbruch“, Thor Weinreich von einer „völlig überzogenen Reaktion“.

Den nächsten Schritt vollzog wieder der Stadtjugendring. Geschäftsführerin Tania Krüsmann forderte in einem kurzen Brief die Mitglieder der Initiative auf, den Generalschlüssel für das Aurex abzugeben und droht nach freundlicher Einleitung („Lieber Sebastian“): „Solltest Du unserer Aufforderung nicht nachkommen, wird die Unterlassung eine Strafanzeige wegen Unterschlagung nach sich ziehen.“

Anwalt eingeschaltet

Doch die Initiative will sich nicht unter Druck setzen lassen. Sie hat mit Detlef Stadler inzwischen einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Der wirft in einem zweiseitigen Brief Knut Besold vor, das Pferd gewissermaßen von hinten aufzuzäumen. Die neue Konzeption sei mit den beteiligten Gruppen „nicht ansatzweise diskutiert“ worden, jedenfalls nicht im dafür zuständigen Juze-Rat. Stadler zweifelt an, ob die vom Stadtjugendring ausgesprochene Kündigung des Vertrages mit dem Förderverein rechtens ist. „Kündigungsgründe sind nicht erkennbar“, heißt es darin.

Unabhängig von Formalien wäre ein Gespräch am runden Tisch „die angemessene und politisch korrekte Weise des höflichen und vertrauensvollen Umgangs miteinander gewesen“, schreibt Stadler in dem Brief an Knut Besold. Und: „Die Vorstandschaft des Stadtjugendringes ist verpflichtet, die Interessen ihrer Mitglieder (die Initiative ist angeschlossenes Mitglied des Stadtjugendrings, Anm. d. Red.) zu fördern, anstatt eine Rauswerf-Mentalität zu entwickelt, um eigene Machtinteressen durchzusetzen.“

Öl ins Feuer gegossen?

Knut Besold wiederum kritisiert das Vorgehen der Initiative. „Ich weiß nicht, ob es so geschickt ist, wenn man einem Feuer, das schon relativ hell brennt, noch eine Kanne Öl hinterherschickt.“

Ein bisschen Hoffnung macht, dass nicht nur übereinander geredet wird, sondern hin und wieder auch noch miteinander. Zumindest versuchen derzeit beide Seiten einen Termin für ein Gespräch zu finden. Allerdings geht es auch hier offenbar nur mit Druck. Die Initiative hat ihr Gesprächsangebot nämlich mit einem Ultimatum verknüpft: 20. August, 13 Uhr. Wenn es bis dorthin keine Einigung gibt, dann dürfte das Tischtuch zwischen den Kontrahenten endgültig zerschnitten sein.

Die Frage ist, wie es im „wort case“ mit der Initiative Jugendzentrum weitergeht. „Ich sehe, wenn es beim Rauswurf bleiben sollte, nur zwei Alternativen“, sagt Vorsitzender Weinreich. „Entweder wir machen an einem anderen Ort mit unseren Projekten wie dem Open Lab, dem Repair-Cafe und der Jugendkultur weiter. Oder wir schmeißen die Brocken hin.“

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