Erste „Entweihung“ einer Kirche in der Diözese Eichstätt

24.7.2015, 09:35 Uhr
Erste „Entweihung“ einer Kirche in der Diözese Eichstätt

© Foto: Kaiser-Biburger

Sowohl für Pfarrer Alois Ehrl als auch für die Diözese war es das erste Mal, dass er die Profanierung einer Kirche, also deren Entweihung, nicht nur miterleben, sondern auch noch selbst durchführen musste. Dieser „bittere Moment“ sei schneller als erwartet eingetroffen, erklärte er der großen Anzahl an Gottesdienstbesuchern.

Im vergangenen Jahr habe man noch das 60-jährige Jubiläum gefeiert. Doch die Erhebung über den sonntäglichen Gottesdienstbesuch mit durchschnittlich zehn bis 13 Besuchern legte diesen rückläufigen Trend offenbar.

Diese Tatsache sowie die notwendigen energetischen Maßnahmen und wichtige Sanierungsmaßnahmen hätte die Kirchenverwaltung St. Sebald finanziell tragen müssen – zusätzlich zu den Sanierungsarbeiten in der St.-Sebald-Kirche in der Größenordnung von 350.000 Euro und den Glasarbeiten in St. Peter und Paul mit etwa 100.000 Euro. All dies zusammen führte zu dem Entschluss, Bischof Gregor zu bitten, die Kirche zu schließen und entweihen zu dürfen.

Viele zum Schluss

Diesem, dem ersten Antrag in der Diözese überhaupt, wurde nun schweren Herzens stattgegeben. „Ja, wenn die Kirche immer so gut und vollbesetzt gewesen wäre wie heute, dann hätten wir diese bittere Stunde nicht erleben müssen“, stellte Domkapitular Alois Ehrl beim Blick in die Bankreihen fest, wo sich viele Schwabacher Katholiken auch aus anderen Stadtteilen noch einmal versammelt hatten, darunter Oberbürgermeister Matthias Thürauf, MdL Karl Freller, Altbürgermeisterin Rosy Stengel und Stadtrat Emil Heinlein sowie Vertreter von Kolping, Katholischer Arbeitnehmer-Bewegung und der Königlich-Bayerischen Bürgerwehr sowie einer Abordnung der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Rosemarie Meinhold vertrat die evangelische Kirche, die vor Jahren ebenfalls im Vogelherd ihre Kirche aufgeben musste.

Rückblick

Als Zeichen der Erinnerung an die 61 Jahre des Bestehens, in der diese Kirche einst eine Zufluchtsstelle, eine Tankstelle, ein wichtiger Ort für viele Flüchtlinge war, kamen noch einmal Zeitzeugen wie Juliane Schiffermüller zu Wort, die hier mit neun Jahren im kleinen Chor gesungen hatte. Ebenso erinnerte sich Elfriede Meier vom ökumenischen Seniorenkreis an die vielen Gottesdienste.

Sehr bewegend wurde es, als die frühere Mesnerin Margit Schimpf und ihre Nachfolgerin Marianne Lachmann, die 18 Jahre hier ihren ehrenamtlichen Dienst mit Unterstützung ihrer Familie wahrgenommen hatte, an persönliche Momente und Ereignisse erinnerten. Für diese Treue sprach ihr Domkapitular Ehrl seinen herzlichsten Dank aus.

Nicht nur für diese Vier ging eine Ära zu Ende, als Marianne Lachmann am Ende des Gottesdienstes das Ewige Licht am Tabernakel löschte, das die Anwesenheit Gottes symbolisierte und Kaplan Hess die geweihten Hostien aus der Kirche hinaustrug zusammen mit dem Praktikanten Michael Polster, der den Reliquienstein vom Altar hinausbrachte. Dieser Stein wurde nach Eichstätt ins Bischofshaus gebracht.

Nach A-6-Ausbau Wohnungen?

Alle Kunstgegenstände werden, wie Kirchenpfleger Wolfgang Kleinert erklärte, in den nächsten Tagen andernorts eingelagert. Das Kirchenhaus wird erst einmal stehen bleiben, bis der Lärmschutz an der Autobahn eingerichtet ist. Erst danach könne man sich den Bau von Wohnungen auf diesem Grundstück vorstellen, meinte Kleinert.

Ein abschließender Dank an Pfarrer Georg Heinloth, der hier 33 Jahr den Dienstagsgottesdienst abgehalten hatte sowie an die drei Organistinnen, die regelmäßig und zuverlässig den Gottesdienst musikalisch begleiteten und an alle, die sich in der Vergangenheit für und in dieser Kirche engagiert hatten, bildete den letzten Akt in der nun ehemaligen Kirche „Zur Göttlichen Vorsehung“ Vogelherd.

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