Erstmals Sonnenstrom von der Deponie

9.6.2011, 08:15 Uhr
Erstmals Sonnenstrom von der Deponie

© Claus Volz

Bislang war der Name Programm. „Bürger-Solaranlagen für Schwabach“ nennt sich die von den beiden SPD-Stadträten Dr. Gerhard Brunner und Martin Sauer initiierte Agenda-Gruppe. Sie half zwar schon einmal bei der Verwirklichung ähnlicher Projekte im Landkreis Roth. Grundsätzlich haben sich Brunner, Sauer und mittlerweile annähernd 200 Bürger aber auf Schwabach beschränkt. 15 Bürger-Solaranlagen sind hier seit 2002 entstanden. Die Nummern 16 bis 20 werden derzeit oder demnächst auf Dächern in Schwabach(Anne-Frank-Kindergarten, Realschule, Wasserwerk) und Penzendorf (Kirchenzentrum St. Lukas) montiert (wir berichteten).

Der nächste Schritt ist für Brunner eine Bürger-Solaranlage auf einer verfüllten Bauschutt- und Hausmülldeponie in Betzenstein (südlicher Landkreis Bayreuth). Eine Fläche von 7700 Quadratmetern kann mit den glitzernden Modulen zugepflastert werden. Damit wagt man sich auf bislang unbekanntes Terrain. Denn grundsätzlich ist Biologe Brunner kein großer Freund großer Freiflächen-PV-Anlagen. Auf Brachflächen wie einer alten Mülldeponie könne man aber eine Ausnahme machen, findet er. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten sei das in Ordnung.

Seit fast eineinhalb Jahren steht der Schwabacher schon in Verhandlungen mit der 2600-Einwohner-Stadt Betzenstein, bis Ende August sollen die Module am Netz sein. Dazu benötigt Brunner jedoch vor allem eines: viele (private) Investoren. Für die PV-Anlage dürfte ein siebenstelliger Betrag fällig werden. Mit einer installierten Leistung von 450 bis 500 Kilowatt/peak (kWp) ist sie viereinhalb mal so groß wie die bislang größte Bürgersolaranlage in Schwabach auf dem Bahnhofs-Parkhaus.

Informationsveranstaltungen

Deshalb rühren die Schwabacher die Werbetrommel erstmals nicht nur in der Stadt selbst, sondern im gesamten Großraum. „Wir wollen die Millionen-Investition mit Bürgerinnen und Bürgern aus der Metropolregion stemmen“, so Gerhard Brunner. Am Pfingstsamstag, 11. Juni, 19 Uhr, gibt es eine Informationsveranstaltung im Nürnberger Karl-Bröger-Eck (Eingang Celtisstraße). Am Mittwoch, 15. Juni, 19.30 Uhr, gibt es das gleiche noch einmal beim BN in Schwabach, Südliche Ringstraße 17.

Und auch in Betzenstein selbst wollen die Schwabacher für das Projekt werben: Am Mittwoch, 22. Juni, 20 Uhr, im Gasthof Herbst.

Der Vorteil für Investoren: Sie können mit vergleichsweise geringen Beträgen quasi ihre eigene Energiewende einläuten. Über das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist die Einspeisevergütung auf 20 Jahre garantiert. Diese Einspeisevergütung ist in den vergangenen Jahren zwar drastisch gesunken, auf der anderen Seite sind auch die Module viel billiger geworden, sodass den Neu-Energieproduzenten immer noch eine relativ sichere Rendite von drei bis vier Prozent winkt. Mehr gibt es auch auf Sparbüchern nicht.

Die 20 Schwabacher Bürger-Solaranlagen, die bislang am Netz sind oder in den nächsten Wochen ans Netz gehen, haben zusammengenommen eine installierte Leistung von 870 kWp. Das entspricht einer jährlichen Stromproduktion von gut 800000 Kilowattstunden. Angesichts eines jährlichen Schwabacher Verbrauchs von 160 Millionen Kilowattstunden ist das zwar (noch) nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch erstens gibt es in der Stadt noch viel mehr PV-Anlagen – laut der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie ist eine Leistung von 3250 kWp installiert. Und zweitens würde die Agenda-Gruppe mit der Freiflächen-Anlage von Betzenstein die Ein-Megawatt-Grenze überschreiten. „Das“, sagt Brunner, „ist für uns schon ein Quantensprung, an den bis vor wenigen Jahren nicht zu denken war“. Das rechtfertigt sogar einen neuen Namen. „Bürger-Solarinitiative Betzenstein“ haben die Schwabacher ihr neues Projekt überschrieben.