„Es hat sich enorm viel getan“

31.7.2012, 08:48 Uhr
„Es hat sich enorm viel getan“

© Wilhelm

Herr Arnold, Schwabach bei Ihrem Start 1997 und heute. Wie fällt Ihr Vergleich aus?

Arnold: Mein Einstieg war die Sanierung des Rathauses, die ja nicht ganz unumstritten war. Heute kann man sich das Rathaus kaum mehr anders vorstellen. Auch wenn man an die Stadtsanierung durch das Programm Soziale Stadt denkt, an die Entwicklung in der Rother Straße oder aktuell in der Kaserne oder auch an die vielen Schulbauten: Es hat sich enorm viel getan. Aber mir war immer wichtig zu betonen, dass Stadtplanung nicht die Leistung eines Einzelnen ist, sondern die aller Mitarbeiter und des Stadtrats.

Sie gehen vorzeitig in Ruhestand. Wie schwer fällt der Abschied?

Arnold: Halb und halb. Diese Entscheidung hat nichts mit Frust, sondern mit Lebensplanung zu tun. Ich freue mich auf das Neue, spüre aber auch die Last des Abschiednehmens.

15 Jahre in verantwortlicher Position in der Stadtspitze: Was empfinden Sie, wenn Sie die Zeit Revue passieren lassen?

Arnold: Das ist eine lange Zeit, die sehr schnell vergangen ist. Deshalb kommt sie mir sehr kurz vor. Es war eine Zeit voller Abwechslung. Eine Mixtur aus schönen und manchmal auch weniger schönen Erfahrungen.

Was sind denn die schönen und die weniger schönen Erfahrungen?

Arnold: Das Positive in Schwabach war auch die Zusammenarbeit mit beiden Oberbürgermeistern und dem Stadtrat. Die schwersten Diskussionen mit den Bürgern gab es immer dann, wenn etwas Geld kostet, wenn etwa bei Straßensanierungen Beiträge erhoben werden müssen.

Sie waren Wahlbeamter und sind Mitglied der Sozialdemokraten. Von der CSU sind Sie nicht immer unterstützt worden. Wurde Ihre Arbeit durch einen CSU-Oberbürgermeister schwieriger?

Arnold: Nein. Ich habe mit Herrn Reimann sehr gut zusammengearbeitet, und das hat sich auch mit Herrn Thürauf fortgesetzt. Auch mit den Stadträten war die Zusammenarbeit unabhängig vom Parteibuch gut. Das können, glaube ich, auch Vertreter aller Fraktionen bestätigen.

Gab es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen lag?

Arnold: Die Sanierung im Schwalbenweg. Da hänge ich dran und bin auch ein bisschen stolz, dass wir es geschafft haben, dort ein Soziale-Stadt-Projekt zu entwickeln. Das brachte nicht nur für die in der neuen Notwohnanlage lebenden Menschen, sondern auch für den ganzen Stadtteil eine gewaltige Verbesserung.

Eine Daueraufgabe ist die Belebung der Innenstadt. Welche Bilanz ziehen Sie hier?

Arnold: Hier hat sich sehr viel weiterentwickelt. Die positive Bedeutung des Hüttlinger ist unbestritten. Dies ist ein Beispiel dafür, dass es ganz entscheidend auch auf private Initiative ankommt, die von der Stadt unterstützt wird. Mir war wichtig, mit der Stadtsanieurng auch auf die nördliche Seite der Schwabach zu springen. Beispiele sind die Bachgasse, die Wöhrwiese oder der Pinzenberg. Das ist ja alles kein Vergleich mehr mit früher. Ich bedauere aber, dass wir mit der Neutor- und Friedrichstraße noch nicht vorangekommen sind.

Auch die großen Pläne für ein Einkaufszentrum auf dem Markgrafenareal sind gescheitert. Zudem wird die Fischer-Passage durch Wohnungen ersetzt. Wie schwer wiegt das?

Arnold: Im Markgrafenareal besteht immer noch die Chance, etwas zu entwickeln. Das muss kein riesiges Einkaufszentrum werden. In der Fischer-Passage war klar, dass es so nicht weiter geht. Der Verlust der Verkaufsfläche ist sehr bedauerlich, weil wir in der Innenstadt ohnehin zu wenige große Ladenflächen haben. Aber die Lösung mit Wohnungen und Einzelhandel an der Front zur Königstraße ist ein vernünftiger Kompromiss.

Ebenfalls nicht verwirklicht ist die Sanierung des Martin-Luther-Platzes. Ist das vielleicht sogar ein Glück angesichts anderer wichtiger Projekte wie Hallenbad oder Altes DG?

Arnold: So kann man das nicht sagen. Hier ist uns ja leider die Sanierung der Stadtkirche dazwischen gekommen. Der Martin-Luther-Platz hat vielleicht nicht alleroberste Priorität, aber ich hoffe, dass er nicht in Vergessenheit gerät.

Im Herbst entscheidet der Stadtrat über die Zukunft des Alten DG. Wie würden Sie entscheiden?

Arnold: Das kann ich nicht sagen. Derzeit werden ja erst die Entscheidungsgrundlagen erarbeitet. Das Thema ist extrem komplex. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, eine gute staatliche Förderung zu bekommen.

Was ist Ihnen als Stadtplaner sympathischer: Der Verkauf für Wohnungen oder der Mix aus Markgrafensaal und Verwaltung?

Arnold: Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Das Alte DG hat mich von Anfang an begleitet. Die hohen Kosten haben bisher die Sanierung verhindert. Doch vor allem im Winter hatten wir immer große Sorgen wegen des Bauunterhalts. Deshalb war die Vorstellung, es zu verkaufen, sehr reizvoll, das muss ich schon sagen. Für Wohnen ist es sicher kein optimaler Standort, aber denkbar ist es durchaus. Aber auch die Architektenideen für den neuen Markgrafensaal sind attraktive Lösungen. Doch viele Fragen sind noch offen, vor allem das Parken und die Finanzierung.

Stichwort Wohnen: Schwabach will wachsen, hat aber nur wenig Fläche. Wie attraktiv ist das Angebot?

Arnold: Wichtig war mir der Aspekt der Nachverdichtung wie in der Stadtparkstraße, um Flächen zu sparen. Ein großes Problem ist, dass der klassische Mietwohnungsbau fast zum Erliegen gekommen ist. Doch wir haben wichtige neue Baugebiete geschaffen. Am Anfang meiner Amtszeit den Wildbirnenweg bis hin jetzt zur Kaserne. Dort geht ja richtig die Post ab. Schwabach hat eine gute Lage. Man ist schnell in Nürnberg, zahlt aber nicht die dortigen Preise.

Als kleine Stadt tut sich Schwabach auch schwer, große Gewerbeflächen auszuweisen. Das führte immer wieder zu Konflikten mit Naturschützern.

Arnold: Ja, aber es ist gar keine Frage, dass es ein Muss war, etwa die Firma Niehoff zu halten. Zum einen wegen der Arbeitsplätze vor Ort, zum anderen wegen der Gewerbesteuer für die Stadt. Das war der herausragende Erfolg, an dem der frühere Wirtschaftsreferent Richard Schwager großen Anteil hatte. Wir haben über die Bauleitplanung unseren Teil beigetragen.

Als Stadtbaurat steht man oft in der Kritik. Sie haben immer sehr ruhig und verbindlich gewirkt. Hat Sie Kritik auch mal richtig geärgert?

Arnold: Die Reaktion auf die Mauer am Parkplatz in der Nürnberger Straße war schon etwas heftig. Aber das ist längst beigelegt.

Bürger der Neidel- und Seckendorfstraße haben sogar ein Bürgerbegehren angestrengt, um früher über die Straßenbaumaßnahmen informiert zu werden. Verstehen Sie diese Forderung?

Arnold: Es gab Fälle, da hätten wir früher informieren müssen, etwa beim Kanalbau in der Nürnberger Straße. Aber wir machen ja sehr viel Bürgerinformation. Der Stadtrat hat jetzt sogar vorgegeben, noch ohne konkrete Planung in die Diskussion zu gehen. Der für die Bürger entscheidende Punkt ist die Kostenbeteiligung. Das ist auch nachvollziehbar. Aber die Straßen müssen vernünftig saniert werden. Eine bloße Staubfreimachung macht keinen Sinn.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger Ricus Kerkhoff?

Arnold: Ich wünsche ihm einfach alles Gute — und ich werde mich sicher nicht in seine Arbeit einmischen. Da mache ich einen klaren Schnitt.

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