„FairTeiler“: Lebensmittel verteilen statt wegwerfen

30.1.2016, 09:41 Uhr
„FairTeiler“: Lebensmittel verteilen statt wegwerfen

© Foto: Robert Schmitt

„FairTeiler“ sind Plätze, von denen aus Lebensmittel an den Mann und die Frau gebracht werden, die sonst im Müll landen.

Treibende Kraft der Stationen zum kostenlosen Verteilen hochwertiger Überproduktion ist Brigitte Adelmann. Von Nürnberg aus hat sie die Idee aufs Land gebracht. In Rohr ist der FairTeiler bei ihrer Tochter Jasmin Beyer in der Ringstraße 12 zu finden. In Schwabach kooperiert sie mit dem Limbacher Mehrgenerationenhaus im gelben Wohnblock an der Flurstraße 52c. In Leipersloh hat Adelmann ihr eigenes Haus zur Anlaufstelle für Lebensmittelteiler gemacht.

Keine Konkurrenz für die Tafel

Die 59-Jährige fährt regelmäßig Supermärkte, Direktvermarkter, Landwirte, Bäckereien, Restaurants sowie weitere Produzenten und Händler an, um dort übrig gebliebene Lebensmittel einzusammeln. Sozialen Projekten will sie dabei nicht in die Quere kommen. „Nur in den Gebieten, in denen es keine Tafel gibt“, sammelt Adelmann alles, was in den Schredder, auf den Kompost oder in den Mülllader wandern würde, um damit die FairTeiler-Stationen zu bestücken.

Immerhin landen nach Angaben von foodsharing.de pro Jahr 20 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Hier versucht die engagierte Rentnerin ehrenamtlich gegenzusteuern. Am FairTeiler im Mehrgenerationenhaus waren zuletzt Karotten, Sellerie, Rote Beete und Zwiebeln zu finden. Einige Gläser selbstgemachter Marmelade standen ebenfalls bereit.

Ab und zu gibt es auch Verarbeitungstipps und Rezepte. Wer überschüssige Lebensmittel zu Hause hat, kann sich immer bei Adelmann melden: „Wir holen es natürlich auch bei Privatleuten ab.“

Einmal pro Woche fährt Adelmann Schwabach an. „Meist am Sonntag, damit man hier im Mehrgenerationenhaus gleich am Montag abholen kann“, sagt sie. Anita Toader, Leiterin der Johanniter-Einrichtung, ist froh über das Angebot. „Es wird gut angenommen“, hat sie festgestellt.

Einmal pro Monat wird mit den gesammelten Rohstoffen auch gekocht. Dann kommen zwischen 20 und 30 Frauen und Männer zum Foodsharing-Dinner zusammen. Es ist ein offenes Angebot und jedermann willkommen.

Adelmanns Lebensgefährte Fred Weinstein ist für die Zubereitung verantwortlich. „Häufig gibt es Eintopf“, berichtet der Hobby-Koch. Das lasse sich aus den vorhandenen Zutaten leicht machen und berücksichtige auch die Vegetarier. Die Wurst- oder Fleischportion dazu wird getrennt serviert. Auch Nachtisch ist geboten. Karottenkuchen oder Muffins bringt Liane Hauck mit. Die 73-jährige Schwabacherin ist eine der guten Seelen im Mehrgenerationenhaus.

Jeden Donnerstag bestückt Brigitte Adelmann den FairTeiler ihrer Tochter in Rohr. Außerdem kümmert sich Jasmin Beyer selbst ebenfalls um das Angebot. Beispielsweise die zehn Kilo Äpfel aus dem Garten, die man nicht verarbeiten kann, oder fünf Päckchen Milch kurz vor dem Ablaufdatum. Sie bietet noch einen besonderen Service: Auf ihrem Facebook-Konto informiert sie regelmäßig über jüngste Lieferungen. Beyer scheint eine echte Marketing-Expertin zu sein. Denn sie belässt es nicht bei Beschreibungen. Stets postet sie auch Fotos vom FairTeiler-Regal mit Inhalt.

Gründe hat die 32-Jährige genug, sich für foodsharing.de zu engagieren. „Verwenden statt verschwenden“, das liege ihr am Herzen. Denn man müsse etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun. „Foodsharing“ hat sie wachgerüttelt, „Dadurch habe ich erst gemerkt, wieviel weggeworfen wird“, sagt Beyer. Außerdem tue sie anderen gerne etwas gutes. „Und es macht mir auch große Freude.“

Beyers FairTeiler ist seit Anfang Dezember 2015 in Betrieb. „Er wird gut angenommen und gut weiterempfohlen.“ Insbesondere habe es sich inzwischen herumgesprochen, „dass es kein besonderes Angebot für Bedürftige ist, sondern jeder kommen kann“. Die Unterstützung finanziell schwächerer Bevölkerungskreise ist gewissermaßen ein Nebenprodukt. „Hauptsächlich geht es darum“, betont Jasmin Beyer, „dass weniger Lebensmittel im Müll landen.“

foodsharing.de

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